07.01.17, 17:00
(06.01.17, 19:12)Moonfall schrieb: Gibt es nicht verschiedene Garten"teile", die dir woanders schon gefallen hätten, von denen du noch träumst? Ich würde nicht mit einzelnen Pflanzen beginnen, bevor die groben Bereiche in etwa verteilt sind. Schließlich müssen diese Gartenbereiche von den Lichtverhältnissen, Boden, Anordnung zueinander und zum Haus verteilt werden.
Beispiel: Gartenpavillon in schattiger Ecke, ein Beerengarten, Rosentunnel, Schwimmteich mit Sonnendeck, Schattengarten mit Waldatmosphäre, Spielbereich für Kinder, Hühnergarten, Schnittblumenbeete, Wildblumenwiese, Pool, ...
moonfall hat's eigentlich schon getroffen, finde ich: fange nicht mit einzelnen Pflanzen an, die Pflanzen kommen ganz zum Schluss!
Zuallererst würde ich mir Gedanken über die räumliche Aufteilung der Fläche machen - willst Du einen großen Bereich oder mehrere Kleinere, also "Räume" wie in einem Haus, durch die man erst nach und nach durch den ganzen Garten gelangt und so nicht direkt alles übersehbar ist.
Wo wären gute Ecken für Sitzplätze (Abendsonne/wenig Wind etc.) bzw. überhaupt Aufenthaltsorte? Diese Bereiche können dann ein wenig anspruchsvoller geplant bzw. gepflanzt werden, andere Bereiche dagegen pflegeleichter.
Es muss nicht unbedingt immer überall irgendwas blühen, viel wirkungsvoller ist es, bestimmte Blütenhöhepunkte über die Fläche zu verteilen, also z.B.
- ein Frühlingsgarten, der im Frühling nur so knallt, im Sommer aber dafür auch nur grün sein darf. Für Frühlingsgärten eignen sich besonders gut schattige, waldige Bereiche, da viele Frühblüher sich besonders im Halbschatten wohlfühlen.
Für den Herbst kann man dann dort ein paar Sträucher mit toller Herbstfärbung einbauen.
(hier ein japanischer Ahorn)
- ein Junigarten/Rosengarten, der dann im Frühsommer seinen Höhepunkt hat, also alles zeitgleich mit den Rosen blüht, da ist ab Juli/August eher nicht mehr viel los, dafür geht man dann in den nächsten Bereich, z.B.
- einen Sommerbereich - das könnte dann Oudolf-ähnlich sein mit Präirestauden und Gräsern oder
- einen Wiesengarten, entweder nur als Blumenwiese mit reingemähten Wegen oder mit großen Gräser-/Staudenpflanzungen in der Sonne; Hemerocallis/Taglilien in großen Gruppen, als Inseln im Rasen sehen z.B. auch schön aus.
- ein Waldgartenbereich, wo das Grün dominiert, dafür aber vielleicht mit Formen und Strukturen gespielt wird und wo man sich dann gerne bei großer Hitze aufhält
etc. etc. Es muss aber natürlich nicht alles zusammen sein, wenn sich die Lage eher generell für Waldgarten anbietet, warum dann nicht auf ein Thema konzentrieren und das dann variieren.
Grundsätzlich würde ich bei so großen Flächen Stauden und Gehölze auch immer großflächig einsetzen, also trau Dich, statt einem Farn/Gras/einer Herbstanemone einer Sorte gleich 5 oder 7 oder 10 zu setzen. Damit schaffst Du einen ruhige Grundkulisse, in die Du dann besondere Lieblingssträucher oder Stauden als Blickpunkte einbauen kannst. Und es ist gleichzeitig pflegeleichter. Größere Staudenflächen kann man z.B. dann einfach mit dem hochgestellten Rasenmäher oder einem Freischneider etc. abmähen.
Noch besser sind natürlich Stauden, bei denen man gar nix machen muss und die sich von selber vermehren, das wären v.a. im Schatten, Halbschatten beispielsweise
Symphytum grandiflorum (Beinwell, Bodendecker, breitet sich schnell aus)
Convallaria (Maiglöckchen, schön zusammen mit dem Beinwell, wuchert und macht tolle Herbstfärbung)
Epimedium x perralchicum 'Frohnleiten', E. pinnatum ssp. colchicum, E. versicolor 'Sulphureum' (Elfenblumen, unkompliziert, schnell Fläche machend und trockenheitsverträglich) -
Geranium macrorrhizum in Sorten (Storchschnabel, immergrün, breitet sich schön durch Rhizome aus)
Geranium x oxonianum (Storchschnabel, sät sich üppig aus und macht dadurch schnell größere Flächen dicht, wenn er darf, blüht den ganzen Sommer)
kleiner und großer Waldmeister (Galium odoratum, Asperula taurina)
Vinca minor (Immergrün, schön großflächig unter Büschen und Bäumen, frühe Blüte)
Luzula nivea (Schneemarbel, hat hübsche weiße Blüten, sät sich aus)
Matteuccia struthiopteris (Straußfarn, wuchert und sieht toll aus in großen Mengen)
Lithospermum purpurocaeruleum (Blauer Steinsame, tolle Farbe, Ausbreitung durch Absenker, verträgt Trockenheit und Wurzeldruck)
usw. usf. der Vorteil an sich flott selbst ausbreitenden Pflanzen ist auch, dass man immer wieder etwas abstechen kann und dadurch die Flächen immer weiter vergößern kann. Aus solchen flächigen Pflanzungen muss man dann nur ab und an angeflogene Gehölzsämlinge rausziehen, ansonsten braucht man nach den ersten zwei Jahren eigentlich gar nix mehr tun. Und bestimmt hätten einige Krauterer davon freudig was abzugeben...
Eine meiner ersten Bücher zum Thema Gartengestaltung waren die von John Brookes,
'Grosse Gartenschule', 'Gärten naturnah gestalten' und 'Hausgärten im ländlichen Stil', die waren und sind immer noch eine große Inspirationsquelle und sicher noch antiquarisch zu bekommen.
Ach, ich würd am Liebsten selber gleich wieder losplanen...
Seit wir vor 12 Jahren dieses unser Grundstück bekamen, mache ich Pläne, hab viel Inspirationsmaterial gesammelt und Skizzen gezeichnet. Vieles ist seit eben 12 Jahren schon in meinem Kopf und kann nach und nach umgesetzt werden, einiges hat sich aber auch über die Jahre geändert, wenn man mit der Zeit merkt, dass es nicht passt, dass man den idyllischen Sitzplatz z.B. nie benutzt, weil zu weit weg vom Haus oder dass bestimmte Lieblingspflanzen einfach nicht in die Umgebung passen - ich liebe z.B. japanische Ahorne, aber sie wirken hier auf dem Dorf, das geprägt ist von Apfelbäumen und Bauerngärten einfach deplatziert, daher habe ich mich von dem Gedanken einer Sammlung verabschiedet...
Ach ja, jetzt im Winter ist eine gute Zeit, sich eine Grundstruktur vorzustellen, man kann im Schnee wunderbar die Beetgrößen, -Formen, Wege oder sonstiges markieren.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 07.01.17, 17:09 von vanda.)