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Essen im Erzgebirge
Regina
Unregistriert
 
#1
06.06.21, 16:59
Weil doch Interesse besteht, starte ich einen Faden mit traditionellen Gerichten aus meiner Region.

Das Erzgebirge ist eine Gegend armer Leute. Natürlich gab es die Silberbergbesitzer, die Hammerwerkbesitzer, die Kaufleute - aber die meisten Leute besaßen maximal ein Haus mit Garten und gingen einem Handwerk oder dem Bergbau nach. Und auch wenn ein Bauernhof hier 4 Seiten hat, das Land hat keinen hohen Wert, das Klima ist ungünstig. Viele Dinge waren knapp, ganz besonders Brennholz. Der Bergbau brauchte alle Stämme zum Abstützen, so daß viele Holzsparmethoden erfunden wurden.

Griene Kließ un Schwammebrieh

Das war mein heutiges Essen.
Für die Grünen Klöße braucht man einen Rest gekochte Kartoffeln vom Vortag und etwa die doppelte Menge Ungekochte, roh heißt auch grün bzw grie.

Beide Kartoffelsorten werden getrennt fein gerieben, die rohen Kartoffeln durch ein Leintuch ausgedrückt. Der Kartoffelsaft darf ein wenig stehen, die abgesetzte Stärke kommt mit zu den Kartoffeln.

Wenn das Wasser im Kloßtopf kocht, werden alle Kartoffelspäne, eine Prise Salz und die Stärke mit ein wenig kochendem Wasser überbrüht und zu Teig geknetet. Er sollte weich, aber nicht matschig sein und sich seifig anfühlen.

In der Marienberger Gegend kommt noch ein wenig Majoran hinein, wir essen sie ohne. Mit nassen Händen werden die Klöße geformt und ins sprudelnde Salzwasser gelegt. Steigen sie nach oben, dreht man die Hitze so weit zurück, daß sie nicht mehr kochen. Bei offenem Topf 20min ziehen lassen.

Für die Schwammebrieh verwendet man eigentlich getrocknete Pilze aus der Herbsternte, die man über Nacht eingeweicht hat. Ich hatte Glück und habe gestern drei schöne große Anisegerlinge gefunden. Schwamme, auf Hochdeutsch Pilze, sind Grundnahrungsmittel. Unsere Großeltern trockneten jährlich Unmengen Braunkappen, Steinpilze und Hallimasch, um im Winter etwas zu Brot und Klößen zu haben Fleisch gab es nur sonntags.

Ich habe die Pilze geschnitten und mit einer Zwiebel in Butterschmalz angedünstet. Mit Gemüsebrühe aufgegossen und mit Mehlschwitze angedickt ergibt sich eine leckere Pilzsoße  Oben aufgestreut noch ein Löffel Schnittlauch und feingehackter Liebstöckel.

Die grünen Klöße rasch auftragen, gleich aufreißen und mit viel Soße begießen. Klöße wollen schwimmen, lautet eine alte Küchenweisheit.
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Melly
Weiser Krauterer
*****
Beiträge: 18.407
Themen: 119
Registriert seit: 03 2013
#2
06.06.21, 17:15
Regina, wie viele Kartoffeln brauche ich da für eine 2-Personen-Mahlzeit - roh bzw. gekocht vom Vortag? Ich habe überhaupt keine Vorstellung von der Menge der Kartoffeln, die gebraucht wird.

Liebe Grüße
M.
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Gudrun
Barrikadenoma
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Beiträge: 13.987
Themen: 335
Registriert seit: 08 2011
#3
06.06.21, 17:21
... das kennen wir doch schon aus diesem Faden # 3   :sweatdrop:
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Regina
Unregistriert
 
#4
06.06.21, 18:27
Oh, hat das schon einmal jemand aufgeschrieben? Ich habe noch nicht alle Rezepte durchgelesen.

Grüne Klöße sind eben das Sonntagsfeiertagsessen, das auch in jeder guten Gaststätte auf der Karte ist.

Melly, das kommt darauf an, wie viel Klöße  Ihr essen wollt. Ich esse zwei, als mein Mann noch lebte, aß er immer vier. Drunter war er nicht satt wink

Wenn wir uns darauf einigen, daß eine mittlere Kartoffel etwa Hühnereigröße M hat, brauchst Du für 2 Klöße 2 gekochte und 4 rohe Kartoffeln. Erstens preßt Du noch den Saft aus und zweitens bleibt noch etwas im Kochwasser.
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Melly
Weiser Krauterer
*****
Beiträge: 18.407
Themen: 119
Registriert seit: 03 2013
#5
06.06.21, 18:45
Ich denke mal, dass ich maximal 1 esse und mein GG vielleicht 2 Klöße.  wink Das ist schon eine Menge Kartoffeln, die da verarbeitet werden. Möchte nicht wissen, wieviel eine Familie braucht.

Liebe Grüße
M.
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Regina
Unregistriert
 
#6
06.06.21, 18:59
Frühstück im Erzgebirge

Je höher man im Erzgebirge kommt, desto ungünstiger werden die Bedingungen für Weizen. Der Boden ist winternaß, deshalb fällt das robustere Wintergetreide aus, auch der Sommerweizen ist spätfrostgefährdet und oft wenig ertragreich. Roggen und Gerste sind robuster, dennoch ist die Kartoffel ein unverzichtbares Grundnahrungsmittel.

Bratkartoffeln mit oder ohne Ei sind daher ein beliebtes Frühstück gewesen. Auch beliebt war die Rauche Maad, ein der schweizer Rösti ähnlicher Fladen, der direkt nach dem Anfeuern ohne Pfanne auf den Herdringen gebacken wurde.

Erzgebirger sind ja auch Sachsen und somit "sieße", Süßesser eben. Pflaumen , Äpfel und Birnen gedeihen bis in hohe Lagen und ein Obstbaum oder zwei gehört in jeden Hausgarten. Außerdem hatten viele Leute Bienen, um an Honig und Wachs zu kommen. Neben Pflaumen-, Birnen- und Apfelmus wurden Früchte als Wintervorrat getrocknet.

Gebacken wurde auf den Höfen etwa alle 14 Tage, weshalb es eine Woche lang Brot mit Aufstrich zum Frühstück gab. Dann war das Brot hart und es gab "Hammeltobb".

Dafür wird hartes Brot in mundgroßen Stücken ( soviel, wie man mit einem Ham abbeißen kann ergibt ein Hammel) in einen großen Kaffeetopf gegeben, gerne ein paar getrocknete Birnenstücke dazu. Das wird mit heißem Gersten- oder Eichelkaffee aufgegossen. War der Kaffee auf Eßtemperatur abgekühlt, war auch das Brot aufgeweicht, und man konnte es löffeln wie Müsli.

Die Kinder auf dem Kinderbauernhof waren immer sehr erstaunt, wie gut das doch schmeckt, auch wenn mancher noch ein paar Löffel Zucker drin versenkt hat.
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Regina
Unregistriert
 
#7
06.06.21, 19:04
Melly, früher rechneten die Leute mit 2 Zentnern pro Person und Jahr, Kinder einen. Wie gesagt, Brot war teuer und knapp, Nudeln nahezu ungebräuchlich, Reis bis zum Krieg völlig exotisch.
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Bärbel
Weiser Krauterer
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Beiträge: 911
Themen: 28
Registriert seit: 08 2011
#8
06.06.21, 19:27
Regina, Deine Rezepte und noch mehr die Geschichten dazu gefallen mir sehr gut  :clapping: , gerne mehr davon!
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Acinos Arvensis
Sommersüchtige
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Beiträge: 4.640
Themen: 120
Registriert seit: 08 2011
#9
06.06.21, 20:05
finds auch sehr interessant

Wer früh aufstihd frißt si orm
Wer lang lingbläbt steggt schö worm


Lady Prunella
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Regina
Unregistriert
 
#10
07.06.21, 15:12
Erdäpflsuppn oder auch Kartoffelsuppe.

In einem Topf wird Zwiebel angeschwitzt, dann wird Wasser aufgegossen. In Stücken geschnittene Sellerieknolle und in Stücke geschnittene Kartoffeln werden weichgekocht und püriert. Im Original wird die Flotte Lotte benutzt, der Zauberstab funktioniert aber auch.

Zur Würzung kommen Salz und Pfeffer dazu, wenn möglich, frischer Majoran. Im Winter geht natürlich auch getrockneter.
Auch Liebstöckel muß sein.

Zum Schluß werde ein oder zwei rohe Kartoffeln auf der Parmesanreibe in ganz feine Fitzelchen gerieben und kurz aufgekocht. Sie dicken die Suppe ein und bieten den Zähnen was zum Beißen.

Wenn der Wohlstand ausgebrochen ist, kann man am Ende eine Kümmelknacker kurz aufkochen. Aber klassisch ist die Kartoffelsuppe ohne Fleisch, Ei oder Milchprodukte.
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