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Bengal Hybriden - Druckversion

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Bengal Hybriden - Raphaela - 27.02.13

Die Bengal Hybriden sind, wie der Name schon sagt, die Kreuzungsprodukte der ersten Rosen aus der Chinensis Klasse mit den alten, einmalblühenden europäischen Gartenrosen.

Sie weisen Eigenschaften beider Gruppen auf, sind aber in der Regel einmalblühend (während ihre Nachkommen in der zweiten Generation oft öfterblühend sind).

Bengal Hybriden haben meist längere und biegsamere Triebe als andere einmalblühende Strauchrosen. Sie eignen sich daher besonders gut zum Aufbinden an Eisenstangen, Rosenbögen oder Obelisken u. a.
Ihr Laub ist oft "moderner", also zugespitzter und glänzender als das oft etwas rauhe der echten Centifolien und Damascenas u. a. Daher lassen sie sich optisch besser mit modernen, öfterblühenden Rosen kombinieren als die Erstgenannten.

Ihre Triebe sind seltener mit drüsigen Borsten besetzt als z. B. die der Centifolien. Oft sind sie relativ glatt mit nur vereinzelten, oft gebogenen Stacheln. Einige (besonders solche, die zur Untergruppe der Noisette Hybriden gehören) sind auch fast bis ganz stachellos (wie z. B. Mme Legras de St. Germain oder Mme Plantier).

Sie sind zwar einmalblühend, tragen aber rezessiv (verdeckt) das Gen/die Gene zum Öfterblühen in sich. Daher eignen sie sich gut als Elternpflanzen robuster, frostharter, öfterblühender Nachkommen.

Viele von ihnen blühen schon (zumindest ein bißchen) am einjährigen Holz, vertragen daher im Frühling etwas mehr Rückschnitt als "echte" Einmalblühende, ohne dadurch die Blütenmenge sehr stark zu reduzieren.

Und, auch nicht unwichtig: Die letzten, sehr harten Winter haben gezeigt, daß sie (in kalten Gegenden oder besonders exponierten Lagen) doch nicht ganz so frosthart sind wie z. B. echte Centifolien, denn sie schließen Wachstum und Reife später ab (was an ihrem zum Immergrünen neigenden Chinensis-Erbe liegt). Mann erkennt es daran, daß sie das Laub meist länger behalten und zum früheren Austreiben neigen (was bei starken Spätfrösten zu mehr Schäden führt).

Als Erbteil der Chinensis-Klasse zeigen viele pinkfarbene, rote und violette Bengal Hybriden kleine weiße Striche und Musterungen, manchmal auch feine Pünktchen in der dunkleren Petalen-Grundfarbe. Oft ist auch der Blütenboden weiß und/oder die Außenseite der Petalen (Blütenblätter) heller als die Außenseiten.

Die Fruchtknoten können die verschiedensten Formen haben, sind aber relativ häufig rundlich (und erinnern auch darin a ihre Chinensis-Vorfahren).

Gute Beispiele für Bengalhybriden sind z.B. Cardinal de Richelieu, Duchesse de Montebello, Duchesse d´Angoulême (heute bei den Gallicas gelistet), Fantin Latour, Tour de Malakoff (heutzutage als Centifolien bezeichnet)....





RE: Bengal Hybriden - Julius - 27.02.13

Der Cardinal und die Duchesse unterscheiden sich von der Wuchsform aber doch erheblich vom Fantin, wenn ich mich recht erinnere (mir ist von den dreien nur die Duchesse geblieben, deshalb kann es schon sein, dass mich mein Gedächtnis im Stich lässt). Bei den ersten beiden sind es genau die biegsamen Triebe, die du beschreibst, aber Fantin war mir eher ... hmm starr, eher wie die ein oder andere Centifolie. Ich merke schon, an meine Beschreibungen muss ich noch arbeiten.:blush: Nebenbei ist mein Ex-Fantin tatsächlich ein Winteropfer geworden, die beiden anderen sind außerordentlich lebendig.


RE: Bengal Hybriden - Raphaela - 27.02.13

Völlig richtig: Fantin Latour ist weniger weichtriebig als die beiden anderen Genannten, hat aber andere Merkmale, die sie als Bengal Hybride ausweisen: Sehr "modernes" Laub, relativ glatte Triebe und die Form der Stacheln weist (wenn ich mich recht entsinne - Für Aufzeichnungen fehlt mir leider auch die Zeit) ebenfalls auf Chinensis Abstammung hin. - Dazu kommt noch die geringere Winterhärte (wie man in den letzten Wintern auch hier gut erkennen konnte).


RE: Bengal Hybriden - marcir - 27.02.13

Dieser Post wird dann etwas später noch mit mehr Informationen über Bengalhybriden aufgefüllt.

Die Auffüllung steht nun unten. ;-)


RE: Bengal Hybriden - jedmar - 03.03.13

marcir hat mich gebeten etwas zu Bengal-Hybriden zu schreiben. Ich lasse lieber mal die Koryphäen des 19. Jh. sprechen:

Aus der Beschreibung von „Hybrid Chinese“ aus William Paul’s „The Rose Garden“ (1848):

Die Bengal-Hybriden stammen aus den Gallicas und Zentifolien, gekreuzt mit den China-Rosen, oder umgekehrt; sie sind deshalb Hybriden. Obwohl sie Bengal-Hybriden genannt werden, ist ihre Natur Näher an die der Gallicas und Zentifolien als an derjenigen des Chinesischen Elternteils….Eine Eigenschaft ist dazu speziell massgebend: sie blühen nur in Juni und Juli, wogegen China-Rosen Längstblüher sind, dauernd blühend von Juni bis November. Aber neben diesem, ähneln sie Gallicas viel mehr als jeder anderer Gruppe, und ein Auge ohne Erfahrung kann sie leicht verwechseln, wäre es nicht für einige Eigenschaften des Habitus und dem Blühen….
Bengal-Hybriden unterscheiden sich von Gallicas in ihrer Wachstum, das mehr diffus ist; im Laub, das meist glatt, mehr oder weniger glänzend ist, und auch später im Jahr am Strauch verbleibt; in den Blüten, die in grösseren Büscheln produziert werden; die Petalen, die weniger schlaff sind und auch längere Zeit nach dem Aufblühen im perfektem Zustand verbleiben. Diese Hybriden sind wachstumsfreudiger als beide Elternteile und sind sehr winterhart. Es gibt deshalb keine besseren um sie in ungünstigen Situationen, wo der Boden schlecht ist, zu pflanzen.
Sie benötigen wenig Schnitt, speziell die kräftig wachsenden. Die Spitzen sollten im November ausgedünnt und die Triebe im März zu sechs bis zwölf Augen zurückgeschnitten werden. Das gilt für die meisten: Es gibt solche, die einen stärkeren Schnitt benötigen, wie z.B. Coupe d’Amour, General Allard, und alle anderen mit mittlerem Wachstum.

Einige der noch existierenden Beispiele von Paul:
Alphonse Maille, Blairii No. 1, Blairii No. 2, Brennus, Chénédole, Comtesse de Lacépède, Duchesse de Montebello, Fimbriata, Fulgens, Jenny Duval, Miralba, Velours Episcopal

Geschwind übernimmt in „Die Hybridation und Sämlingszucht der Rosen“ (1864) Grundzüge der Beschreibung von Paul und erweitert sie:
Charakter. Diese Gruppe erwuchs durch Kreuzung der französischen Rose und Centifolie mit indischen Rosen, besonders mit den Chineserrosen, wobei das Kind mehr den Charakter der ersteren als den der letzteren Species beibehalten hat. Nähere Kennzeichen sind: die glatten, mehr oder weniger glänzenden, spät im Jahre am Strauche bleibenden Blätter , die grösseren und zahlreicheren Stacheln, die sparsamen Drüsen, die meist glatten, kräftigen oft schlanken Triebe, der üppige Wuchs, der oft hangende Habitus, eine ungleichförmige, in der Regel glatte Kelchröhre und Frucht. Die fast geruchlosen Blüthen überschreiten seltener die Mittelgrösse, sind von vorzüglicher Füllung, elegantem Bau und erblühen fast jeder Zeit in Dolden, wobei die Farben in allen Abweichungen zwischen Weiss, Roth und Violett, seltener gestreift, auch seltener in rein Weiss und nie in Gelb erscheinen. Der Blüthenreichthum dieser Gruppe ist anerkannt.
Cultur und Vermehrung. Wenn gleich zur Mehrzahl hart, sind einige Varietäten der Bengal - Hybride z. B. Malton, General Alland und einige andere gegen Frost sehr empfindlich und verlangen eine schützende Erddecke.
Die Chineser - Hybride braucht — mit Ausnahme einiger mässig wachsenden als General Alland u. dgl., welche ein kurzes Schneiden auf 4—6 Augen verlangen — nur wenig geschnitten zu werden und besonders die vom kräftigen Wuchse und hangenden Habitus erheischen ein Zurückschneiden nur sparsam, nur an den stärksten Trieben und da auf 8—12 Augen, während die Krone gleichzeitig (und dies am passendsten im Spätherbste) tüchtig ausgedünnt werden muss.
Was die Boden- und Standortsverhältnisse berührt, so sind die Chineser-Hybriden diesbezüglich nichts weniger als delicat, indem sie auch mit minder gutem Boden vorlieb nehmen, keine gekünstelte Pflege beanspruchen, und hoch wie niedrig gezogen entsprechen.
In dieser Gruppe erscheinen Varietäten, welche die besten Trauer- und Säulenrosen bilden und es ist im Allgemeinen, Ursache des oft auftretenden hängenden Habitus, räthlich , bei Veredlungen Wildstämme von 5 — 7 Fuss Höhe zu wählen, wodurch eine Gestalt hervorgerufen wird, welche sich des Beifalles eines jeden Gartenfreundes erfreut.
Gruppen von Chineser-Hybriden sind prunkend durch Blüthenreichthum der herrlich gefärbten Blumen.

Paul definiert auch eine ähnliche Klasse « Hybrid Noisette“ und beschreibt sie wie folgt:
Die Eltern sind auf der einen Seite meist Gallicas oder Zentifolien, auf der anderen, die Noisette-Rose. Sie ähneln den Bengal-Hybriden mehr als alle anderen Gruppen: sie unterscheiden sich von diesen durch die kleineren Blüten, die in grossen Büscheln entstehen, aus welchem Grund die Blühdauer länger ist. Sie sind für die gleiche Anwendung geignet und benötigen die gleiche Behandlung wie Bengal-Hybriden.
Beispiele: Emmeline, Madame Plantier, Triomphe de Laffay

Eine weitere Klasse von Paul sind die „Hybrid Bourbon“:
Diese stammen zum grössten Teil aus Gallicas und Zentifolien, die mit Bourbon-Rosen gekreuzt worden sind, oder umgekehrt. Sie sind weniger diffus und robuster als die Bengal-Hybriden, von denen man sie durch das breite, dicke Laub leicht unterscheiden kann, die Teilblättchen sind mehr abgestumpft.
Beispiele: Coupe d’Hébé, Great Western



RE: Bengal Hybriden - Raphaela - 04.03.13

Danke für die Literatur-Quellen-Infos, Jedmar! :-)