es war einmal... - Gärtnerin - 19.04.13
Liebe Naturgärtner,
seit einiger Zeit beschäftige ich mit Bienen und ihren Problemen die wir ihnen bescheren. Ich habe dazu einen kleinen Text verfasst, den ich euch hier vorstellen möchte. So als Wochenendlektüre.
Ich wünsche mir, dass ich dieses Märchen nicht wahr wird!
lg, Gärtnerin
ein modernes Märchen – nicht ganz frei erfunden und nur für Erwachsene
es war einmal…. die Biene
als ich noch ein Kind war, ungefähr so alt wie ihr jetzt, gab es noch viele Insekten und darunter ein kleines, pelziges Etwas – die Biene. Wenn sie uns am Ende des Winters um die Ohren summte, dann wussten wir >der Frühling ist wieder da. Das Leben in der Natur beginnt aufs Neue< Welch eine Freude, wir tanzten und lachten. Bestaunten die ersten Frühlingsblumen und sangen… Summ, summ, summ, Bienchen summ herum. Ei wir tun dir nichts zu leide, flieg nur aus in Wald und Heide…
Aber o weh, es sollte anders kommen!
Wie schön war es, wenn wir im Sommer bei Reuters eingeladen wurden. Zum Honigschleudern. Herr Reuter war Imker und wenn die Honigwaben voll waren, dann durften wir zu Besuch.
Ein Imker, was das ist? Und Honigwaben? Also, Imker waren Leute die den Honigbienen ein Zuhause gaben. Sie zimmerten ihnen kleine Holzhäuser. Das waren die Bienenstöcke. Darin wohnten die Bienen zu Tausenden. Dorthinein bauten sie selber ihre Waben aus Wachs. In jede Wabe legte ihre Königin ein Ei und alle Bienen gemeinsam hegten und pflegten Ihre Nachkommen. Jede hatte ihre Aufgabe. Einige putzten, andere bewachten den Stock und ganz viele flogen aus und sammelten Nektar und Pollen.
Wir durften also mithelfen den Honig ernten. Frau Reuter hatte dann schon ein Weißbrot geknetet und in den Ofen geschoben. Das gab´s noch warm mit Butter und frisch geschleudertem Honig drauf. Köstlich! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie lecker das geschmeckt hat. Wir waren die glücklichsten Kinder der Welt an solchen Tagen. Selbst ein Bienenstich, den ich mir mal einhandelte, konnte dieses Glück nicht mindern.
Was ein Bienenstich ist? Und Honig? Ach, habe ich das noch nicht erzählt?!
Honig ist ein süßer Saft, den die Bienen herstellen. Damit füttern sie ihre eigenen Kinder. Sie sammeln ihn in eigens dafür angelegten Waben. Er ist golden und zuckersüß und ganz gesund! Ihr würdet ihn lieben! Und ein Bienenstich? Na ja…ihr könnt euch vorstellen, die Bienen hatten einige Feinde, die ihnen den süßen Honig stehlen wollten. Deshalb hatte die Natur es so eingerichtet, dass sie einen Giftstachel besaßen. Mit dem konnte die Biene zustechen. Das tat ganz schön weh. Der Biene erging es aber noch schlechter. Sie verlor dabei ihr Leben, wenn sie zustach. Mich hatte eine Biene gestochen, weil ich aus Versehen barfuß beim Herumspringen auf der Wiese drauf getreten bin. Ich habe es überlebt, wie ihr seht, die Biene nicht.
Und weil es Bienen gab, gab es mit ihnen wunderbares Obst und Gemüse. Sie sorgte dafür, dass diese Köstlichkeiten heranreifen konnten. Sie flogen von Blüte zu Blüte und bestäubten so die Pflanzen. Es waren die leckersten Früchte. Äpfel, Birnen, Kirschen, Aprikosen, Trauben, Beeren, saftig und süß und so gesund. Es gab so viele verschiedene Sorten, es wurde nie langweilig. Auch Gemüse gab es in meiner Kindheit dank der Bienen. Erbsen, Möhren, Kürbisse, Zucchini, Broccoli, Auberginen, Tomaten. Ach Tomaten….von denen gab es unzählige Sorten. Über Jahrhunderte von fleißigen Gärtnern gezüchtet. Sie waren prall, rot und voller Sonne. In manchen Ländern hießen sie Liebesäpfel oder Paradeiser. Sie schienen direkt aus dem Paradies zu kommen. All diese Früchte gibt es nun nicht mehr.
Es waren geldgierige, machthungrige Menschen, die die Bienen langsam aber sicher vernichteten. Sie haben sie weggespritzt. Unmengen von Pflanzenschutzmitteln mussten die Bienen ertragen. Sie wurden damit besprüht und eingenebelt. Die Pflanzen selbst waren durch diese Behandlung so giftig, dass ihre Tautropfen für die Bienen tödlich waren, wenn sie damit in Kontakt kamen.
Einige wenige Verantwortungsvolle – Politiker, Idealisten, Naturschützer und Imker natürlich versuchten, die Bienen zu retten. Doch leider hatte die Biene für die Gesellschaft keinen großen wirtschaftlichen Nutzen, so glaubte man.Und so war irgendwann ihr Schicksal besiegelt. Dass sie unsere vielfältige, gesunde Ernährung sicherte und eine enorme Bestäubungsleistung erbrachte, wurde vollkommen unterschätzt. Ganz einfach ignoriert! Stellt euch das mal vor!!! Sie starb aus und ist leider bis heute zu durch nichts zu ersetzen.
Deshalb müssen wir uns nun von Haferschleim und Maisgrütze ernähren. Na ja, ab und zu gibt es auch mal Reisbrei oder Hirse. Ach, es waren schöne Zeiten damals. Heute ist es so öd und leer und leise! Kein Gesumm, kein Gebrumm. Der Mensch ist schon ein dummes Geschöpf! Er nimmt sich selber seine Lebensgrundlage, wo er sie doch für euch Kinder hätte hegen und pflegen müssen! So wie die Bienen es ihm vorgetan haben….
RE: es war einmal... -
Freida - 21.04.13
Ich wünsche mir, dass ich dieses Märchen nicht wahr wird!
lg, Gärtnerin
ein modernes Märchen – nicht ganz frei erfunden und nur für Erwachsene
Liebe Gärtnerin,
habe gerade Dein "Märchen" gelesen.
Du hast es auf den Punkt gebracht. Es ist meiner Meinung nach aber nicht
nur für Erwachsene, sondern gerade wichtig für Kinder.
Wir sollten sie informieren, denn es ihre Welt die wir ihnen hinterlassen.
Mit dieser Einstellung, und dass wir versuchen diese Katastrophe zu verhindern,
können wir uns nicht herausreden, wie so oft, wir haben davon nichts gewusst.
Vielen Dank für dieses Märchen.
Liebe Grüße
Freida
RE: es war einmal... -
Bigi - 21.04.13
Liebe Gärtnerin,
ich habe dein "Märchen" schon vor ein paar Tagen gelesen.
Ich liebe Märchen und Geschichtem.
Ich finde es toll geschrieben und sehr eingänglich - Kompliment.
Da das Märchen aber kein Märchen ist, sondern im schlimmsten Fall Zukunft, konnte ich noch nichts dazu schreiben bzw. beantworten.
Es macht mich betroffen.m
RE: es war einmal... - Gärtnerin - 22.04.13
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Vielen Dank für dieses Märchen.
Liebe Grüße
Freida
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Liebe Freida,
ja es ist so wichtig, für unsere Kinder etwas zu erhalten, was uns als selbstverständlich gegeben gilt. Aber das ist es leider nicht. Wir verhalten uns nach dem "nach mir die Sintflut" - Prinzip. Habe bei den Grünen an einem Welternährungsforum teilgenommen und musste das Märchen aufschreiben. Es hat mich die ganze Nacht beschäftigt. Ohne Bienen werden wird erst recht die Weltbevölkerung nicht ernähren können. Deshalb muss man die Bienen schützen. Und endlich die Pflanzenschutzmittel einschränken und teilweise verbieten.
lg, Gärtnerin
RE: es war einmal... - Gärtnerin - 22.04.13
(21.04.13, 22:12)Bigi schrieb: Es macht mich betroffen.m
Liebe Biggi,
ja, mir geht es genauso. Es macht mich sehr betroffen. Es gibt im Netzt einen Film von 2007. Eigentlich hat sich aber seither nicht viel geändert... Wann werden wir reagieren???
Schau ihn dir mal an!
https://www.youtube.com/watch?v=tbqp1l3vgO4
lg, Gärtnerin
RE: es war einmal... -
Bigi - 22.04.13
Ich denke wir hier - in diesem Forum - pflanzen unsere Gärten, egal wie klein diese sind, bienenfreundlich

Das Problem sind eher die konventionellen Gärtner und natürlich die Landwirtschaft in Monokultur und somit die Politik.
In mein Garten seh ich seit Jahren enorm viele Wildbienen, aber eben leider sehr wenig Honigbienchen.
Aber vllt. wird es dieses Jahr besser, denn ein paar Häuser weiter hat ein Imker ein altes großes Bienenhaus wieder belebt.

Ich freu mich immer über alle Sumsen und Brummsen und ich versuche auch meine Nicjten und Neffen aufzuklären und zum Umwelt- u. Bienenschutt zu führen.
RE: es war einmal... -
Martin - 22.04.13
Liebe Gärtnerin,
Auch wenn Dein Märchen einen eher negativen Touch hat, bin ich doch ein chronischer Optimist: Ich halte die Menschen für lernfähig, allerdings ist das eine Frage der Zeit. Noch viele Bienenvölker werden sterben, vor allem und gerade durch die grüne Wüste der modernen Agrarlandschaft. In manchen Ländern mehr, in anderen weniger. Das industrielle Imkern der Wanderimker inmitten unterschiedlichster Regionen und Gifteinflüsse ist da das übelste Beispiel.
Aber die Menschen werden umdenken, wenn die Katastrophe groß genug wird. So wie DDT und FCKW verboten wurden und deren negative Folgen sich in der Natur abgeschwächt und reguliert haben, so wird ein Umdenken in der Landwirtschaft stattfinden. Nicht heute und nicht morgen, aber ich glaube, daß ich das noch erleben werde. Allerdings sollten wir alle uns bemühen, daß dieses Umdenken so schnell wie möglich stattfindet.
Das Thema ist so umfangreich, daß ich da hier nicht weiter darauf eingehen will. Nur eins noch: Ich war schon immer ein Freund von Dezentralisierung und Selbstversorgung, und ich würde es begrüßen, wenn es flächendeckend mehr Imker geben würde. So wie es Kleingärtner gibt, sollte es auch viel mehr Kleinimker geben, die mit wenigen Völkern, aber dafür flächendeckend Bestäubungsleistung und Honigproduktion praktizieren und sich parallel auch für ein bienengerechtes Umfeld engagieren. Ich habe Imkern als ungemein faszinierendes Hobby kennengelernt, das ich mit 4 - 6 Völkern neben Beruf und Garten nicht mehr missen möchte und ich finde diesen Rahmen im einstelligen Völkerbereich als durchaus machbar. Natürlich sollte in einer Schrebergartenanlage nicht jeder zweite Gärtner dann soviele Völker haben wollen...
Liebe Imker-Grüße,
Martin
RE: es war einmal... - Märzhase - 23.04.13
Dazu passt dann doch
eine gute Nachricht, oder?

Für uns mag diese "Erkenntnis" im Bericht nichts neues sein. Aber in der heutigen Welt braucht es wohl für alles inzwischen wissenschaftlich belegte Beweise, somit ist das schonmal ein guter Schritt. Am Ende haben wir vielleicht sogar wieder die Dreifelderwirtschaft - und die Blumenwiesen kehren zurück
RE: es war einmal... - Gärtnerin - 23.04.13
(22.04.13, 19:44)Bigi schrieb: Ich denke wir hier - in diesem Forum - pflanzen unsere Gärten, egal wie klein diese sind, bienenfreundlich 
Das Problem sind eher die konventionellen Gärtner und natürlich die Landwirtschaft in Monokultur und somit die Politik.
In mein Garten seh ich seit Jahren enorm viele Wildbienen, aber eben leider sehr wenig Honigbienchen.
Aber vllt. wird es dieses Jahr besser, denn ein paar Häuser weiter hat ein Imker ein altes großes Bienenhaus wieder belebt. 
Ich freu mich immer über alle Sumsen und Brummsen und ich versuche auch meine Nicjten und Neffen aufzuklären und zum Umwelt- u. Bienenschutt zu führen.
Liebe Biggi,
vielen Leute merken vielleicht gar nicht, dass die Bienen weniger werden. Sie sind ja Nutztiere wie Rinder oder Schweine. Und ein Wissenschaftler hat mal gesagt, "wenn jede dritte Kuh tot auf der Wiese läge, würde das sofort auffallen."
Aber die Biene ist ein kleines Insekt, da fällt es nicht auf.
Ich finde es toll, wenn mehr und mehr anfangen zu imkern. Bei mir hier um die Ecke hat auch jemand einen Bienenwagen mit zehn Völkern aufgestellt.
lg, Gärtnerin
RE: es war einmal... - Gärtnerin - 23.04.13
(22.04.13, 20:26)Martin schrieb: Liebe Gärtnerin,
Auch wenn Dein Märchen einen eher negativen Touch hat, bin ich doch ein chronischer Optimist: Ich halte die Menschen für lernfähig, allerdings ist das eine Frage der Zeit. Noch viele Bienenvölker werden sterben, vor allem und gerade durch die grüne Wüste der modernen Agrarlandschaft. In manchen Ländern mehr, in anderen weniger. Das industrielle Imkern der Wanderimker inmitten unterschiedlichster Regionen und Gifteinflüsse ist da das übelste Beispiel.
Aber die Menschen werden umdenken, wenn die Katastrophe groß genug wird. So wie DDT und FCKW verboten wurden und deren negative Folgen sich in der Natur abgeschwächt und reguliert haben, so wird ein Umdenken in der Landwirtschaft stattfinden. Nicht heute und nicht morgen, aber ich glaube, daß ich das noch erleben werde. Allerdings sollten wir alle uns bemühen, daß dieses Umdenken so schnell wie möglich stattfindet.
Das Thema ist so umfangreich, daß ich da hier nicht weiter darauf eingehen will. Nur eins noch: Ich war schon immer ein Freund von Dezentralisierung und Selbstversorgung, und ich würde es begrüßen, wenn es flächendeckend mehr Imker geben würde. So wie es Kleingärtner gibt, sollte es auch viel mehr Kleinimker geben, die mit wenigen Völkern, aber dafür flächendeckend Bestäubungsleistung und Honigproduktion praktizieren und sich parallel auch für ein bienengerechtes Umfeld engagieren. Ich habe Imkern als ungemein faszinierendes Hobby kennengelernt, das ich mit 4 - 6 Völkern neben Beruf und Garten nicht mehr missen möchte und ich finde diesen Rahmen im einstelligen Völkerbereich als durchaus machbar. Natürlich sollte in einer Schrebergartenanlage nicht jeder zweite Gärtner dann soviele Völker haben wollen...
Liebe Imker-Grüße,
Martin
Lieber Martin,
der negative touch ist ja beabsichtigt. Ich möchte den Leser zum Nachdenken bringen. Auch ich hoffe, dass es nie soweit kommen wird. Deshalb habe ich diesen "worst case" einmal durchgespielt und aufgeschrieben.
Die Politik hat den Bienen leider die Unterstützung versagt.
Hier mal ein Link:
http://www.agrarheute.com/einsatz-neonicotinoiden
Das ist schon frustrierend, Lobbyisten setzen sich durch und schon ist die Sache durch...
lg, Gärtnerin