Kraut und Rosen
"Verschwindende" TH u. ä. der vergangenen Jahrzehnte - Druckversion

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"Verschwindende" TH u. ä. der vergangenen Jahrzehnte - Raphaela - 05.02.14

In letzter Zeit hatte ich Gelegenheit, nochmal verschiedene Rosen-Enzyklopädien und alte Kordes-Kataloge u.a. anzugucken. Dabei ist mir aufgefallen, daß JETZT SCHON viele, noch vor ca. 10, 15 Jahren intensiv beworbene Sorten einfach (zumindest aus dem Handel) verschwunden sind...

Besonders reinrote Floribundas wurden aber auch jahrzehntelang von ALLEN Großproduzenten in solchen Massen auf den Markt geworfen, daß es zumindest auf diesem Gebiet wohl null Chancen gibt, Fundrosen nochmal richtig zuordnen zu können...Bis auf einige recht prägnante (wie z.B.Lili Marlen) werden die Fundrosen dieses Spektrums also wohl überwiegend namenlos bleiben müssen :-/

Jürgen Weihrauch hat inzwischen eine sechsseitige Liste ALLEINE von Kordes- und Tantau- THs und Floribundas zusammengestellt, die seit den Fünfzigern (zumindest aus dem Handel) verschwunden sind...Und leider haben die meisten Kunden dem Trend (bzw. - in einem Kordes-Katalog - sogar der direkten Aufforderung) zum Wegwerfen und Neupflanzen brav Folge geleistet: In den meisten Gärten aus dieser Zeit ist der größere Teil dieser Sorten wohl nicht mehr zu finden :-/
Ein paar Hoffnungen kann man m.E. nur noch in größere Siedlungsgärten aus dieser Zeit setzen (Siedler waren/sind meiner Erfgahrung nach meist weniger "trendy" und pflanzen nachhaltiger) und in ältere Schrebergärten (sofern noch nicht übergeben und dann eingeebnet)...

Eingefügt Mainfränkins nettes Angebot. " Im Garten eines Cousins von mir in Landau/Pfalz wachsen mehrere Strauchrosen aus der Zeit Ende 50er/Anfang 60er Jahre (meistens wenig duftend, aber schöne Blüten). Sein Vater hat sie damals gepflanzt, und sie haben sich bis heute erhalten. Bei Interesse gebe ich gerne privat die Adresse meines Cousins weiter (als älterer Herr hat er hat kein Internet)."
und meine Antwort: "Schön! :-) - Vielleicht besteht ja die Möglichkeit, im Frühsommer (wenn sie anfangen zu blühen) detaillierte Fotos davon zu machen (auf denen auch Laub und Bestachelunmg zu sehen ist)? Dann könnte Jürgen vielleicht die Sorten erkennen und wenn es welche von der Liste sind, könnten wir sie veredeln lassen :-) "

Ergänzung: Grade auch bei Austin Rosen fällt beim Durchstöbern älterer Enzyklopädien und Kataloge auf, WIE VIELE davon nach teilweise wenigen Jahren und auf massives Betreiben der eigenen Firma/Familie wieder komplett vom Markt verschwunden sind sad
Und wer diese angeblich "minderwertigen" Sorten kennenlernen konnte, der weiß, daß sie eben NICHT "minderwertig" waren/sind: Es geht bei solchem Verhalten NUR darum, den Markt für NEUE Sorten freizuschaufeln, bei denen sich noch (mehr) Geld mit Patenten/Lizenzen verdienen lässt...
Besonders übel finde ich das, wenn dann auch noch Namen "recycelt" werden: Die alte ("Original")-Emanuel ist z. B. eine sehr schöne und robuste, kleinere apricotfarbene Rose und hat es nicht verdient, einfach "ersetzt" zu werden!



RE: "Verschwindende" Sorten der letzten Jahrzehnte - marcir - 05.02.14

Rote Rosen waren halt auch vorwiegend in den 70. Jahren eine Moderose.
Moderosen unterliegen immer dem Trend!




RE: "Verschwindende" Sorten der letzten Jahrzehnte - Raphaela - 05.02.14

Na ja, die roten Floribundas der Fünfziger unterscheiden sich hinsichtlich Blütenform und -farbe m. E. nicht soooo sehr von denen der Siebziger, Neunziger oder Nuller...
Und "Trends" gibt es auch immer, wenn man z. B. (bezogen auf die letzten Jahrzehnte und Jahre) mal an Austin Rosen (gefolgt von daraus entsandenen "Romantik"-, "Märchen"- und anderen, wieder stärker gefüllten Rosen) denkt, an die "morbiden" Farbtöne, den Trend zu Ungefüllten, dann Neuzüchtungen auf Hulthemia-Grundlage, etc pp...
Das sollte m. E. kein Grund sein, bestimmte Zuchtrichtungen als "Wegwerf-Pflanzen" zu behandeln (wie einige Großproduzenten es ja offensichtlich tun).


RE: "Verschwindende" Sorten der letzten Jahrzehnte - Unkrautaufesserin - 05.02.14

Liebe Raphaela,

Du hast das zwar im Rosenforum gepostet, aber gilt das nicht für alles?
Vereinheitlichung des Apfels, der Kartoffel (Auslese auf WASCHBARKEIT :w00t: ), der Kühe, Schweine, Hühner... Sämtliches Gemüse gibt es eigentlich nur noch in einer Ausführung...

Ich weiß nicht, was man dagegen tun könnte. Widerstand auf lokaler Ebene, Netzwerke und Tauschringe, aber ob wir damit den Verfall aufhalten können?

Liebe Grüße, Mechthild




RE: "Verschwindende" Sorten der letzten Jahrzehnte - Raphaela - 05.02.14

Du hast völlig recht und es betrifft auch immer mehr die MENSCHEN selbst, zumindest uns "einfache", "normale" Bürger, von denen mit immer schneller zunehmender/perfektionierter Automatisierung immer weniger für die Mehrung des Wohlstands der "Eliten" gebraucht werden. - Und deshalb in deren Augen ihre Existenzberechtigung verlieren/verloren haben...
- Das ist ein wichtiges philosophisch-politisches Thema, das wir in einem eigenen thread besprechen sollten.

Hier geht´s ja erstmal nur um die überschaubaren Möglichkeiten, wenn schon nicht die Welt, so vielleicht wenigstens ein paar (mehr) Rosen- (und Obst-, Gemüse-, Wildstauden-) sorten zu retten...
Sozusagen ein mikroskopisch kleines Puzzleteilchen im Zusammenhang mit unzähligen anderen "Detail-Weltrettungs"-Bemühungen vieler, vieler Menschen...

Manchmal kommt (kommen) mir unser(e) Puzzleteilchen angesichts der aktuellen gobal-politischen Entwicklung allerdings auch vor wie ein Versuch, die Augen vor den "übermächtigen" Bedrohungen zu verschließen und sich auf das Festhalten eines Sandkorns zu konzentrieren, während ringsum schon der ganze Berghang ins Rutschen geraten ist...






RE: "Verschwindende" Sorten der letzten Jahrzehnte - Julius - 05.02.14

Da ist ja der neue Threat, toll, schönen Dank Raphaela. :thumbup:

Was mir gestern schon so auf den Nägeln brannte, war das Thema 'Moderose'.

Ich fasse mich mal fix an die eigene Nase und stelle fest: ich habe in meinen Garten auch alle Rosen, die dort schon wuchsen, rigoros gerodet. Sie gefielen mir nicht, waren krank, einbeinig und überhaupt - ich wollte alte Rosen! Doch so langsam schleicht sich nicht nur das schlechte Gewissen an mich heran, sondern auch das Bedauern, denn wer weiß schon, was mir verloren gegangen ist. Versteht mich recht, eine klassische Rose rosa, duftlos, hätte bei mir nach wie vor keine Chance, aber nachdem ich in die ein oder andere Teehybride in Sangerhausen mal die Nase hinein gehängt habe, beginne ich zu begreifen, dass auch diese ihre Berechtigung haben und ich gerne die ein oder andere hätte - für die Vase zum Beispiel.

Auch würde ich so gerne mal einige der Stacheldamen kennenlernen, die Alma de l'Aigle in ihrem Buch beschrieben hat - keine Chance, weil weg! Ich finde es einfach schade, dass im Grunde 'ich weiß nicht wieviele'-Jahrzehnte nun auf eine Handvoll Rosen zusammen gestrichen sind, man findet auch nichts mehr über sie.

Als ich letztens das Bild von Moonfalls Gloria Dei gesehen habe, war ich neidisch! Es muss noch andere dieser Art geben, die heute noch schön sind - auf ihre Art.

Mechthild, die 'Waschbarkeit' der Kartoffel führte im Kopfkino umgehend zu Kartoffeln mit Etikett á la '30 °C, Feinwaschmittel'. :lol:


RE: "Verschwindende" Sorten der letzten Jahrzehnte - Unkrautaufesserin - 05.02.14

Du kannst gut lachen! Es ist aber wirklich so, daß Geschmack, Aussehen und sogar Haltbarkeit bei den neuen Kartoffeln zweitrangig sind. Ausschlaggebendes Kriterium für die Anbaufähigkeit einer Sorte ist die Frage, ob man sie maschinell waschen kann, und wie lange sie sich dann in Einkaufsnetze verpackt noch halten. Alles unter 6 Wochen hat keine Chance...:noidea: und so schmecken sie ja dann auch...

Liebe Grüße, Mechthild


RE: "Verschwindende" Sorten der letzten Jahrzehnte - freiburgbalkon - 05.02.14

Ach, das wusste ich ja gar nicht, dass es von Austin zwei Emanuels gibt!
Sowas finde ich auch echt übel, z.B. die Bettina von Meilland, 3 x vergeben der Name!! Ohne die Kletterversion gerechnet!
Ist ja schon wie bei den Autos, wo man das Baujahr angeben muss, damit man weiss, von welchem Typ gesprochen wird.


RE: "Verschwindende" Sorten der letzten Jahrzehnte - Rhodophilos - 06.02.14

Sehr aktuelles Thema... ärgerlich finde ich vor allem, dass, wenn man in der Mainstreamrosenliteratur nachschlägt(z.B. aus den 90er Jahren..) immer wieder Sorten findet, die hoch gelobt wurden, aber auch seit Jahren nicht mehr im Handel sind...
Hatte vor Wochen ein Gespräch mit meiner Mutter über die "Rosen von früher"(also 50er, 60er Jahre) und sie äußerte, dass es zum damaligen Zeitpunkt viel mehr gelbe Rosen(vor allem Teehybriden) hier in den Gärten gestanden haben, die gänzlich verschwunden sind. Auch störte sie sich daran, dass gerade bei uns Rosen zur Mangelware in vielen Gärten geworden sind. Ausgelöst hatte das Gespräch übrigens der Umstand, dass sie von meinem Urgroßvater noch gepflanzte 'Frau Karl Druschki' sang- und klanglos letztes Jahr verschwunden ist. Vermutlich entfernt von den jetzigen Mietern im alten Haus... :crying:
Davon mal abgesehen verschwinden ja auch sukzessive viele alte Obstbäume... und werden nicht nachgepflanzt.
Eine rote Floribunda und eine gelbe Floribunda ohne Namen stehen hier auch im Garten...

@ Freiburgbalkon: Gerade Meilland vergibt gern Namen mehrfach, eben halt nur mit neuer Endzahl, je nach Jahrgang. Die heutige Edenrose ist ja auch nicht die erste mit diesem Namen...


RE: "Verschwindende" Sorten der letzten Jahrzehnte - Julius - 06.02.14

(05.02.14, 16:38)Unkrautaufesserin schrieb:  Du kannst gut lachen! Es ist aber wirklich so, daß Geschmack, Aussehen und sogar Haltbarkeit bei den neuen Kartoffeln zweitrangig sind. Ausschlaggebendes Kriterium für die Anbaufähigkeit einer Sorte ist die Frage, ob man sie maschinell waschen kann, und wie lange sie sich dann in Einkaufsnetze verpackt noch halten. Alles unter 6 Wochen hat keine Chance...:noidea: und so schmecken sie ja dann auch...

Liebe Grüße, Mechthild

Das ist mir durchaus bewusst, mein Humor lässt sich davon aber nicht unterkriegen. White flag

In deinem Gespräch mit deiner Mutter fielen aber nicht zum Beispiel vielleicht die Namen der damaligen Rosen, Rhodophilos? Ich meine, ich werde sicherlich in Enzyklopädien fündig, aber nur zu gern würde ich wissen, was damals denn so 'die' Rosen waren. Finde ich für jedes Jahrzehnt spannend. Um eure Frau Karl Druschki tut es mir leid, ich weiß ja nicht, in welcher Klimazone ihr gärtnert, aber vielleicht ist es ein kleiner Trost, dass die Winter der letzten Jahre vielen Rosen dahingeholfen haben. Auf jeden Fall war ihr ein sehr langes Leben beschieden und das Glück haben die wenigsten.

Die doppelte Namensvergabe geht scheinbar an wenigen vorbei, Senteur Royale ist auch so ein hübsches Beispiel.