Kraut und Rosen
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aus der Wildnis - Lilli - 02.09.11

Weil ja die alten Daten weg sind, hier nochmal, wie ich gärtnere (oder auch nicht).

Balkongärtnerin in den 80-ern in Düsseldorf (komme aber aus‘m Ländle aus Hohenlohe und dort aus Großmutters großem Naturgarten), Normalgärtnerin mit Wildgarten 15 Jahre lang etwas außerhalb und jetzt seit 2004 - die große Wildnis. Ganz im Westen nahe der holländischen Grenze - bin folgerichtig auch mit einem Holländer verheiratet.

Bei 30.000 qm muss ich das Gärtnern weitgehend der Natur überlassen, aber das ist bei lauter Intensivlandwirtschaft ringsrum auch mein Anliegen, also ihr mit den Pflanzen und Tieren eine neue Heimat zu geben. Alles findet sich auch ein, Vögel, Schmetterlinge, meine geliebten Hasen und viel mehr.
Leider auch die Kaninchen und ganz extrem die Mäuse, die ein Gärtnern derzeit fast unmöglich machen. Und natürlich Brennesseln und Disteln und Kletten und .... die sich nicht auf ihre Reservate beschränken mögen.

Trotzdem kämpfe ich um ein bisschen Zivilisation, um Gemüse, um meinen Garten ums Haus und um den großen Kiesplatz davor, eher großes Kiesbeet inzwischen. Viel Arbeit, weil die Natur auch das immer wieder verschlingen will. Diese Urkraft der Natur ist schonmal der Trost, wenn die meine fast zu Ende geht.
Weniger Trost gibt‘s, wenn die Mäuse alles unterwühlen, Blumen und Gemüse fressen und die Kaninchen Löcher buddeln im frisch Gejäteten und alle Saaten zuschütten. Da scheint es meine Lebensaufgabe zu sein, mich in Gelassenheit zu üben, aber leicht fällt‘s nicht.

Auf die Wildnis im Gelände bin ich stolz, denn auf vielen Flächen wuchs vorher kein Grashalm. Jetzt Weidenwäldchen, große Wildhecken, neue Bäume oder einfach nicht betretene Wildnis pur.
Feste Wege gibt es keine, die habe ich nach und nach dem wilden Wachstum angepasst, drum muss ich mähen mähen mähen, damit immer auch noch ein Durchkommen ist. Nicht nur Wege, auch Flächen, damit ich mich nicht im Amorphen verliere. Die Pappelwiesen z.B. immer, weil ich so gern unter den Pappeln liege - oder wir schonmal im regionalen Forumskreis tafeln smile .
Also wer mich besucht, braucht stabile Schuhe.

Etwas Stabilität für‘s Auge ist auch wichtig, weil wir ganz einsam wohnen und die Kühe unsere einzigen Nachbarn sind. Wenn Ihr mich manchmal über‘s nicht funktionierende internet fluchen hört, liegt das auch daran.
Ich liebe diese Einsamkeit, aber nicht immer. Nicht z.B., wenn DSL ganz aussichtslos ist und schon gar nicht, wenn die Orkane toben und alte Baume krachen, wenn Windhosen und Tornados vieles zerstören - da habe ich mich in meiner Not schon manchesmal am Forum festgeklammert und hinterher viel Trost erfahren.

Die vorgefundenen großen alten Bäume liebe ich, an die 100 hatten wir zu Beginn gezählt. Jetzt sind‘s nicht mehr so viele, die Naturgewalten haben schon manchen Tribut gefordert. Aber es wachsen viele nach.

Tiere können wir hier nicht mehr halten mangels Nachbarn, die sie versorgen könnten bei Abwesenheit. So habe ich mich auf‘s Beobachten der wilden Tiere verlegt und empfinde immer großen Respekt vor ihrem riskanten Leben. Jeder Kontakt, der mit ihnen gelingt, ist jetzt ein besonderer Reichtum und nicht selbstverständlich.
Auch die Nachbarskühe mag ich und kenne sie alle mit Namen. Die mich ganz besonders im Herbst, wenn sie die Kastanien kriegen von der Kastanienallee.

Sonst bin ich bildende Künstlerin, mache Siebdruck, Malerei, Fotographie und mische das alles durcheinander. Leider nicht mehr sehr aktiv seit ein paar Jahren, seit mich das Leben etwas durcheinandergewirbelt hat.
Gelernt bin ich Fotographin und Dipl.-Soziologin und hab auch im Leben so manche Kurve gedreht.
Und das seit 1950 smile .

Das wär‘s von
Lilli


RE: auf ein neues ... - Balder - 02.09.11

Hallo Lilli,

tolle Vorstellung :thumbup: - von der Balkongärtnerin zur großen Wildnis... Das stelle ich mir auch mal so vor für mich... Okay, vielleicht nicht ganz sooo groß. Aber das Leben im Einklang mit der Natur hat einfach seinen Reiz.

Freue mich, noch viel von Dir zu lesen. :clap:

Sonnige Grüße
Balder


RE: auf ein neues ... - CarpeDiem - 03.09.11

Hallo Lilli, das liest sich toll und ich freue mich, dass Du da bist:clap:

Ich habe zwar bei weitem nicht soviel Platz wie Du, bin aber auch dabei meinen Grundstück Fläche abzuringen, um sie zu "kultivieren".....

Am schlimmsten sind bei mir die Schnecken von den Weiden, aber da muß man halt improvisieren:rolleyes:

Kanichen habe ich nicht, nur Hasen und Vögel, aber auch 3 Katzen, die sich eigentlich um die Mäuse kümmern sollen:noidea:

Gelassenheit fällt einem manchmal wirklich schwer, kann ich verstehen, wenn einem gerade wieder etwas schönes abhanden gekommen ist:ohmy: