10.02.15, 22:58
(07.02.15, 16:46)Gudrun schrieb: Es kam in dem Artikel auch zur Sprache, dass Ökologen den Waschbär Bestand in einem bejagten und einem nicht bejagten Gebiet verglichen hätten: die Anzahl der Waschbären blieb gleich. Die Forscher glauben, dass intensive Jagd Waschbärweibchen dazu bringe, mehr Junge zu gebären.
Zu diesem Thema gab es schon x Studien und Versuche, u.a. auch zu Füchsen, Rabenkrähen und Elstern, die jetzt zwar nicht invasiv sind, aber den Jägern ja angeblich ihre Beute (Niederwild) streitig machen. Wissenschaftlich betrachtet ist das Herausschießen bei revierbesetzenden Tieren (wie z.B. auch beim Biber) tatsächlich sinnlos bis antiproduktiv. Denn auf einer bestimmten Fläche gibt es pro Art nur eine gewisse festgelegte Zahl an Revieren, die von den alteingesessenen Revierinhabern heftig verteidigt werden. Durch diese Rivalitäten und auch durch die Konkurrenz mit "freien", also revierlosen Tieren, die den "Hausherren" immer wieder zusetzen, werden aus den Würfen/Gelegen daher oft auch nicht alle Jungtiere groß (natürliche Todesrate pro Jahr bei Rabenkrähen z.B. 1/3 der Altvögel und 2/3 der flüggen Jungen). Werden mehrere Reviere auf einmal komplett frei, rücken die "freien" Junggesellen zügig nach und vermehren sich aufgrund fehlender Konkurrenz um Platz und Nahrung umso besser.
Von 1990 bis 1996 wurde zum Beispiel im Saarland dazu ein Großversuch durchgeführt. In einem 700 ha großen Jagdrevier sollte durch einen Totalabschuss von Raubwild (Fuchs, Hermelin, Marder, Iltiss, Dachs) und sog. Raubzeug (also Rabenkrähen, Elstern, Eichelhäher ) geklärt werden, wie sich das komplette Herausnehmen dieser Arten auf die Bestände von Niederwild (Hasen, Fasane) und Singvögeln auswirkt.
Das Projekt war mit dem Naturschutz abgestimmt.
Interessant war, dass im Laufe dieser 6 Jahre die Zahl der jährlich geschossenen Tiere (Krähen, Füchse, Marder) nicht abnahm, sondern stetig anstieg. Auf die Populationen von Feldhasen, Fasanen und seltenen Singvögeln hatte der Abschuß interessanterweise keine Auswirkungen, die Zahl der Tiere blieb in etwa konstant.

Für diese Erkenntnis wurden insgesamt 939 Rabenkrähen, 909 Eichelhäher, 394 Elstern, 579 Füchse, 174 Hermeline, 146 Marder, 15 Iltisse und 8 Dachse getötet...
http://de.wikipedia.org/wiki/Raubzeug
Großversuch Totalabschuss Saarland
Leider hat dieser Großversuch nicht wirklich was gebracht, denn trotz der Fakten konnte die Jägerlobby hinterher erfolgreich vereinfachte Genehmigungen für den Abschuss von Rabenkrähen durchsetzen - mit den gleichen alten, falschen Argumenten wie früher...
