04.05.25, 18:12
Eine Geschichte für den Igel
Bisher habe ich Igel eher gehört als gesehen. In der Nacht hat mein Hund einmal einen großen fauchenden Igel in einem parkähnlichen Gartengrundstück aufgespürt, ein weiteres Mal hat sich ein Igel vor dem Hund flüchtend unter der Gartentüre durchgequetscht. Mein Garten ist bepflanzt und mit Pinienrinde gemulcht, auf zwei Seiten mit Stabgitterzaun, auf der Längsseite mit Maschendrahtzaun ausbruchssicher für den Hund gestaltet. In der Nähe gibt es mehrere öffentliche Grünanlagen.
Mitte Oktober letzten Jahres stand der Hund erstarrt in der Dunkelheit im Garten. Beinahe wäre ich auf dem Weg zu ihm auf eine runde Kugel auf einem Trittstein getreten. - Im Schein der Taschenlampe zeigte sich ein Igelbaby.
Nach einem Gespräch mit meiner igelkundigen Tochter entschied ich mich für eine Igelfutterstation in einem quadratischen durchsichtigen leeren Meisenknödel-Eimer mit Frischkäseschale, und zwar vor der Gartentüre. Denn mir wurde als Kind immer wieder gesagt: „Igel haben Flöhe und Zecken!“. - Zunächst gab es jeden Abend frisches Wasser und verschiedene Sorten Katzen-Feuchtfutter. Der kleine Igel kam jeden Tag am Abend in etwa zweistündigen Abständen, ich füllte Futter nach, damit dieses nicht zu kalt wurde. Ich machte mir Sorgen um den kleinen Kerl wegen der inzwischen kalten Nächte: Wie sollte der Igel auf diese Weise genügend bis zum Winterschlaf zunehmen?
An Halloween wurde reichlich geböllert. Der Igel verkroch sich vor Angst im Futtereimer. Im Schein der Taschenlampe blickte mich das wunderschöne Tier mit seinen sanften klaren Augen an und bat mich Hilfe – mit den gleichen Lauten wie mein Hund das tun würde. Deshalb wanderte die Futterstation noch am gleichen Abend erst in den Garten und später auf die Terrasse - denn der Igel folgte mir trotz Hund auf die Terrasse.
Die Futterstation bestand später aus drei Meisenknödel-Eimern an der geschützten Hauswand neben der Terrassentür. Vom Igel wird eine ovale Seifenschale für das Futter bevorzugt. Als Wasserschale bewährte sich das am Boden gummierte Unterteil einer Tupper-Käsereibenschale. Die Eimer stehen auf Isomatten-Teilen, damit Futter und Wasser nicht so leicht einfrieren. Das kleine Schleckermaul bevorzugt feine Katzenpastete Sorte Pute von Edeka, zur Abwechslung Rührei.
Mitte November bellte der Hund den Igel beim Zusammentreffen an, worauf sich der Igel zu einer perfekten Kugel unter einen Strauch an der Terrasse rollte. Das war ein günstiger Zeitpunkt, um den Igel zu wiegen: Nur 386 g – viel zu wenig um den Winter zu überstehen. Inzwischen war es viel zu kalt als dass ein Jungigel noch viel an Gewicht zulegen könnte. Wegen der zunehmend kalten Nächte verkroch sich das Igelchen nun auch in der Nacht in seinem Igelbau. Ich vermutete ihn Ende November im Winterschlaf und stellte kein Futter mehr auf die Terrasse, da dieses ohnehin eingefroren wäre.
Am 25. November setzte sich mein Schützling mit vorwurfsvollem Blick vor die Terrassentür. Er bekam Katzenfutter und ich bestellte noch am gleichen Tag ein Igelhaus und getreidefreies Spezialtrockenfutter für Jungigel. Ich stellte das mit Leinöl innen und außen gestrichene Igelhaus auf der Terrasse auf, legte mehrere Lagen Pappkarton darunter und gab eine Füllung aus Küchenrolle und Zeitungspapier hinein. Die Schalen habe ich während der Wintermonate täglich gereinigt und mit Wasser und einer kleinen Menge Trockenfutter befülllt. An milden Tagen und an Silvester gab es eine größere Portion. Begegnet ist mir in den Wintermonaten nur manchmal eine kleine Maus – aus der bis zum März dann eine große sehr dicke Maus geworden ist.
Auch wenn mein Igelchen den Winter nicht überstehen würde – ich nahm mir vor den Garten igelfreundlicher zu gestalten: Frisches Wasser am Abend in einer flachen Schale, Igeltore im Zaun, mehr trockenheitsresistente Wildkräuter und die Anlage eines Reisighaufens in einer Lücke in der Hecke, die vom Igeltor zur Terrasse führt. Zumindest sollte die Igelrettungsaktion einen Vorteil für alle künftigen Igel haben, die meinen Garten besuchen.
Am Morgen des 25. März lag die Seifen-Igelfutter-Schale mitten auf der Terrasse. Mit diesem Zeichen hat mein Igel im letzten Jahr seinen Unmut über zu wenig Futter ausgedrückt.
Am Abend beobachtete ich die nur schwach erhellte Terrasse vom Fenster aus. Auf einmal wuselte ein dünnes Tier, das von der Körperform mehr einem Wiesel als einem Igel glich, über die Terrasse zielstrebig zur Futterstation. Nach ein paar Minuten schaute ich nach: Mein Igelchen war wieder da und hat den Winterschlaf überstanden! - Seitdem kommt er jeden Abend zweimal am Abend, um sich seine Futterration abzuholen. - Zu Ostern war ich nicht da, es gab zwei hartgekochte Eier mit Schale als Notration. Obwohl das Tierchen sonst sehr sauber ist, sah die Terrasse nach dieser Aktion etwas verwüstet aus.
Mein Igel versteckt sich nun nicht mehr vor mir, sondern dreht sich um, beobachtet mich aufmerksam mit seinem langen Igelschnäuzchen und hört mir zu: Ich habe ihm gesagt, er soll alles auffuttern, damit er groß und stark wird, und nicht auf die Straße laufen. Inzwischen ist er runder geworden und ich wünsche ihm und allen Igeln ein schönes Leben in der Stadt.
Bisher habe ich Igel eher gehört als gesehen. In der Nacht hat mein Hund einmal einen großen fauchenden Igel in einem parkähnlichen Gartengrundstück aufgespürt, ein weiteres Mal hat sich ein Igel vor dem Hund flüchtend unter der Gartentüre durchgequetscht. Mein Garten ist bepflanzt und mit Pinienrinde gemulcht, auf zwei Seiten mit Stabgitterzaun, auf der Längsseite mit Maschendrahtzaun ausbruchssicher für den Hund gestaltet. In der Nähe gibt es mehrere öffentliche Grünanlagen.
Mitte Oktober letzten Jahres stand der Hund erstarrt in der Dunkelheit im Garten. Beinahe wäre ich auf dem Weg zu ihm auf eine runde Kugel auf einem Trittstein getreten. - Im Schein der Taschenlampe zeigte sich ein Igelbaby.
Nach einem Gespräch mit meiner igelkundigen Tochter entschied ich mich für eine Igelfutterstation in einem quadratischen durchsichtigen leeren Meisenknödel-Eimer mit Frischkäseschale, und zwar vor der Gartentüre. Denn mir wurde als Kind immer wieder gesagt: „Igel haben Flöhe und Zecken!“. - Zunächst gab es jeden Abend frisches Wasser und verschiedene Sorten Katzen-Feuchtfutter. Der kleine Igel kam jeden Tag am Abend in etwa zweistündigen Abständen, ich füllte Futter nach, damit dieses nicht zu kalt wurde. Ich machte mir Sorgen um den kleinen Kerl wegen der inzwischen kalten Nächte: Wie sollte der Igel auf diese Weise genügend bis zum Winterschlaf zunehmen?
An Halloween wurde reichlich geböllert. Der Igel verkroch sich vor Angst im Futtereimer. Im Schein der Taschenlampe blickte mich das wunderschöne Tier mit seinen sanften klaren Augen an und bat mich Hilfe – mit den gleichen Lauten wie mein Hund das tun würde. Deshalb wanderte die Futterstation noch am gleichen Abend erst in den Garten und später auf die Terrasse - denn der Igel folgte mir trotz Hund auf die Terrasse.
Die Futterstation bestand später aus drei Meisenknödel-Eimern an der geschützten Hauswand neben der Terrassentür. Vom Igel wird eine ovale Seifenschale für das Futter bevorzugt. Als Wasserschale bewährte sich das am Boden gummierte Unterteil einer Tupper-Käsereibenschale. Die Eimer stehen auf Isomatten-Teilen, damit Futter und Wasser nicht so leicht einfrieren. Das kleine Schleckermaul bevorzugt feine Katzenpastete Sorte Pute von Edeka, zur Abwechslung Rührei.
Mitte November bellte der Hund den Igel beim Zusammentreffen an, worauf sich der Igel zu einer perfekten Kugel unter einen Strauch an der Terrasse rollte. Das war ein günstiger Zeitpunkt, um den Igel zu wiegen: Nur 386 g – viel zu wenig um den Winter zu überstehen. Inzwischen war es viel zu kalt als dass ein Jungigel noch viel an Gewicht zulegen könnte. Wegen der zunehmend kalten Nächte verkroch sich das Igelchen nun auch in der Nacht in seinem Igelbau. Ich vermutete ihn Ende November im Winterschlaf und stellte kein Futter mehr auf die Terrasse, da dieses ohnehin eingefroren wäre.
Am 25. November setzte sich mein Schützling mit vorwurfsvollem Blick vor die Terrassentür. Er bekam Katzenfutter und ich bestellte noch am gleichen Tag ein Igelhaus und getreidefreies Spezialtrockenfutter für Jungigel. Ich stellte das mit Leinöl innen und außen gestrichene Igelhaus auf der Terrasse auf, legte mehrere Lagen Pappkarton darunter und gab eine Füllung aus Küchenrolle und Zeitungspapier hinein. Die Schalen habe ich während der Wintermonate täglich gereinigt und mit Wasser und einer kleinen Menge Trockenfutter befülllt. An milden Tagen und an Silvester gab es eine größere Portion. Begegnet ist mir in den Wintermonaten nur manchmal eine kleine Maus – aus der bis zum März dann eine große sehr dicke Maus geworden ist.
Auch wenn mein Igelchen den Winter nicht überstehen würde – ich nahm mir vor den Garten igelfreundlicher zu gestalten: Frisches Wasser am Abend in einer flachen Schale, Igeltore im Zaun, mehr trockenheitsresistente Wildkräuter und die Anlage eines Reisighaufens in einer Lücke in der Hecke, die vom Igeltor zur Terrasse führt. Zumindest sollte die Igelrettungsaktion einen Vorteil für alle künftigen Igel haben, die meinen Garten besuchen.
Am Morgen des 25. März lag die Seifen-Igelfutter-Schale mitten auf der Terrasse. Mit diesem Zeichen hat mein Igel im letzten Jahr seinen Unmut über zu wenig Futter ausgedrückt.
Am Abend beobachtete ich die nur schwach erhellte Terrasse vom Fenster aus. Auf einmal wuselte ein dünnes Tier, das von der Körperform mehr einem Wiesel als einem Igel glich, über die Terrasse zielstrebig zur Futterstation. Nach ein paar Minuten schaute ich nach: Mein Igelchen war wieder da und hat den Winterschlaf überstanden! - Seitdem kommt er jeden Abend zweimal am Abend, um sich seine Futterration abzuholen. - Zu Ostern war ich nicht da, es gab zwei hartgekochte Eier mit Schale als Notration. Obwohl das Tierchen sonst sehr sauber ist, sah die Terrasse nach dieser Aktion etwas verwüstet aus.
Mein Igel versteckt sich nun nicht mehr vor mir, sondern dreht sich um, beobachtet mich aufmerksam mit seinem langen Igelschnäuzchen und hört mir zu: Ich habe ihm gesagt, er soll alles auffuttern, damit er groß und stark wird, und nicht auf die Straße laufen. Inzwischen ist er runder geworden und ich wünsche ihm und allen Igeln ein schönes Leben in der Stadt.