24.10.11, 21:25
Wie gesagt, sobald das Umgekehrte auch gilt: nämlich dass ein männlicher Erzieher selbstverständlich unter acht Erzieherinnen mitgemeint wird, lass ich deine Argumentation gelten.
So sieht die Realität aber nun mal nicht aus.
Ein Macho, dem ich die Worte an den Kopf werfe: "Busfahrer, Biologe, Zimmermann", der ist kein bisschen "irritiert". Der denkt ausschließlich an Männer, die diese Berufe ausüben. So'ne vereinzelte Frau dazwischen, die kann er verschmerzen, die ist dann halt gnädigerweise mitgemeint. Man(n) weiß zwar nicht, wie das passieren konnte, dass diese einzelne Frau Zimmermann werden durfte, aber na gut, dann darf sie halt... Und die zwei Busfahrerinnen auch. Wir Machos sind ja großzügig. (Aber is' schon klar, dass so'n Zimmermann ohne Penis weniger verdienen muss als ein RICHTIGER Zimmermann, gelle! Schließlich kann so'ne Frau ja auch nicht so anpacken.)
Ich dagegen spüre in den Zuhörern eher Irritation, wenn jemand sagt "Ärztinnen und Ärzte" oder "Busfahrerinnen und Busfahrer". Da sehe ich in den Gesichtern, dass der eine oder die andere denkt: "Stimmt, sind ja nicht immer nur Männer..."
Es ist eine unschöne Sprachform, sperrig und unbequem (daher benutze ich sie im täglichen Sprachgebrauch nicht) - aber ich finde, sie ist deutlich mehr "irritierend", als wenn ich eine Berufsbezeichnung benutze, die seit Jahrhunderten in der männlichen Form besteht und dann darauf warte, dass jemand merkt, dass ich gar kein Mann bin - und dann irritiert ist. Diese Art von Irritation konnte ich jedenfalls bisher noch nicht beobachten - siehe oben. Das rutscht einfach durchs gedankliche Macho-Raster durch. Auch bei gar nicht machohaften Menschen.
Eben WEIL bei jedem Wort, das wir aussprechen, sofort tausende gedankliche Schubladen aufgehen, ist es momentan durchaus angebracht, die weiblichen Formen laut und hörbar auszusprechen und darauf aufmerksam zu machen, dass es die ja auch noch gibt. Es GIBT Busfahrerinnen. Es GIBT Ärztinnen. Und nicht nur Busfahrer und Ärzte.
In hundert Jahren ist das dann vielleicht nicht mehr nötig und es gibt eine neutrale Bezeichnung für alles, was Männer UND Frauen so sein können.
Aber "der Arzt" ist für mich keine neutrale Bezeichnung. Für mich ist es ein spürbarer Unterschied, ob ich zu einer Ärztin oder einem Arzt gehe. Und nur weil manche Leute Arzt sagen und damit "Ärztinnen und Ärzte" meinen, ist das Bild, das im Kopf entsteht, doch das von einem Mann mit weißem Kittel und Stethoskop um den Hals.
Ich habe keine Lösung für das Problem der fehlenden neutralen Begriffe. Aber mich einfach "mitmeinen" zu lassen bei einem eindeutig männlich belegten Bild, das ist für mich kein gangbarer Weg.
Anya
So sieht die Realität aber nun mal nicht aus.
Ein Macho, dem ich die Worte an den Kopf werfe: "Busfahrer, Biologe, Zimmermann", der ist kein bisschen "irritiert". Der denkt ausschließlich an Männer, die diese Berufe ausüben. So'ne vereinzelte Frau dazwischen, die kann er verschmerzen, die ist dann halt gnädigerweise mitgemeint. Man(n) weiß zwar nicht, wie das passieren konnte, dass diese einzelne Frau Zimmermann werden durfte, aber na gut, dann darf sie halt... Und die zwei Busfahrerinnen auch. Wir Machos sind ja großzügig. (Aber is' schon klar, dass so'n Zimmermann ohne Penis weniger verdienen muss als ein RICHTIGER Zimmermann, gelle! Schließlich kann so'ne Frau ja auch nicht so anpacken.)
Ich dagegen spüre in den Zuhörern eher Irritation, wenn jemand sagt "Ärztinnen und Ärzte" oder "Busfahrerinnen und Busfahrer". Da sehe ich in den Gesichtern, dass der eine oder die andere denkt: "Stimmt, sind ja nicht immer nur Männer..."
Es ist eine unschöne Sprachform, sperrig und unbequem (daher benutze ich sie im täglichen Sprachgebrauch nicht) - aber ich finde, sie ist deutlich mehr "irritierend", als wenn ich eine Berufsbezeichnung benutze, die seit Jahrhunderten in der männlichen Form besteht und dann darauf warte, dass jemand merkt, dass ich gar kein Mann bin - und dann irritiert ist. Diese Art von Irritation konnte ich jedenfalls bisher noch nicht beobachten - siehe oben. Das rutscht einfach durchs gedankliche Macho-Raster durch. Auch bei gar nicht machohaften Menschen.
Eben WEIL bei jedem Wort, das wir aussprechen, sofort tausende gedankliche Schubladen aufgehen, ist es momentan durchaus angebracht, die weiblichen Formen laut und hörbar auszusprechen und darauf aufmerksam zu machen, dass es die ja auch noch gibt. Es GIBT Busfahrerinnen. Es GIBT Ärztinnen. Und nicht nur Busfahrer und Ärzte.
In hundert Jahren ist das dann vielleicht nicht mehr nötig und es gibt eine neutrale Bezeichnung für alles, was Männer UND Frauen so sein können.
Aber "der Arzt" ist für mich keine neutrale Bezeichnung. Für mich ist es ein spürbarer Unterschied, ob ich zu einer Ärztin oder einem Arzt gehe. Und nur weil manche Leute Arzt sagen und damit "Ärztinnen und Ärzte" meinen, ist das Bild, das im Kopf entsteht, doch das von einem Mann mit weißem Kittel und Stethoskop um den Hals.
Ich habe keine Lösung für das Problem der fehlenden neutralen Begriffe. Aber mich einfach "mitmeinen" zu lassen bei einem eindeutig männlich belegten Bild, das ist für mich kein gangbarer Weg.
Anya