09.07.13, 10:20
Guten Morgen Ihr Lieben!
Auweia, hätte ich doch bloß nicht ins Forum geklickt! Ich habe doch noch so viel Arbeit und jetzt hänge ich hier an meinem Lieblingsthema fest...
Ich habe eure Ausführungen mit Interesse nach gelesen und muß feststellen, daß Eure Angaben (entschuldigt bitte die subjektive Bewertung) teilweise recht allgemein und oberflächlich sind.
Aber das macht vielleicht auch nichts, denn nicht jeder ist so tief drin, und noch lange nicht jeder hat diesen Genauigkeitsfimmel wie ich! Manche freuen sich einfach mit dieser wunderschönen Pflanzengattung und gut is!
Ich habe meine ersten Duftpelargonien 1993 erhalten und sammele seit dem ernsthaft Pelargonien. Damals gab es in Deutschland nur einige wenige "Fachleute", die Pelargonien auch verkauften.
Mittelpunkt allen Denkens war damals dieses Gärtnerlein aus dem Süden, dessen Name hier schon genannt wurde. Zu diesem Zeitpunkt begann bei dem aber schon die Profitgier über die Moral zu siegen. Er hat nicht nur mir mindestens dreihundert Mark abgeknöpft, für die ich keinen halbwegs akzeptablen Gegenwert erhielt, sondern war auch noch frech und unverschämt, wenn man Grund zum Reklamieren hatte. Dieser Gärtner hatte ehemals annähernd 1000 Sorten von seltenen und wertvollen Pelargonien kultiviert, verlegte sich dann aber aufs Vermehren und Abkassieren im großen Stil und ließ seine -teils unwiederbringbaren Schätze- einfach kaputt gehen.
Als ich vor einigen Jahren noch einmal dort war, gab es nur noch Massenware, die über Holland und Dänemark in deutsche Gartencenter zurück kommt. Auf meine Frage zu diesem Thema sagte er mir wörtlich: "Was interessieren mich noch die Botanischen Sorten; ich züchte nur noch!" (Weil er natürlich jeder seiner "Züchtungen" einen/seinen Namen geben und dafür kassieren kann) Schade um so viel Potenzial...
Dann gab es eine sehr liebe, aber damals auch leider schon sehr alte Dame auf der Alb, da bekam man ein kleines Sortiment.
Im Bayerischen Wald gibt es eine Spezialitätengärtnerei, deren Gründer ebenfalls ein recht schönes Sortiment hatte, aber leider keine überlebensfähige Qualität liefern konnte. Mittlerweile gibt es dort einen Nachfolger, von dem ich in diesem Frühjahr einige sehr gute Pflanzen erhalten habe, die gesund und robust da stehen.
Im Harz wohnt eine Kräutergärtnerin, die seit vielen Jahren ein gutes Sortiment anbietet, leider aber auch immer weniger Pelargonien.
Das liegt daran, daß die Dinger manchmal eben sehr heikel zu halten sind, dann einfach mal wegsterben und kein Ersatz mehr möglich ist.
Dann gibt es noch einige sehr bekannte Kräutergärtnereien, die auch Pelargonien in ihrem Sortiment anbieten. Leider fehlt es da oft an der nötigen Kompetenz und man bekommt nicht das, was man bestellt hat. So erklärte mir mal einer, den Ihr sicher alle kennt, die von ihm gelieferte Sorte sei eh die gleiche wie meine bestellte. Das war ungefähr so zutreffend, wie wenn ich behaupte: Chinesen und Schwarzafrikaner seien eineiige Zwillinge!
Dann habe ich im Laufe der Jahre einige sehr versierte private Sammler kennen gelernt und (teilweise mit deren Hilfe) mein Wissen immer weiter vertieft.
Das war gar nicht einfach, denn es gab lange keine Literatur zu Pelargonien. Die wenigen (Bild-)bände, die in der Zeit auf den Markt kamen, strotzten nur so vor den Fehlern, die von allen immer weiter abgeschrieben wurden.
Ein Beispiel: Wenn in der Sortenbeschreibung des sog. "Pelargonienpapstes" stand: "Rosa Blüte, duftende Blätter" konnte man diese Beschreibung wortwörtlich in jedem nachfolgenden Werk, sei es Sortenliste oderBildband, lesen. Das nervt schon sehr.
Ich hatte meine Sammlung in Spitzenzeiten bis auf annähernd 700 Sorten ausgeweitet. Die relativ große Verlustrate, vor allem beim Überwintern, fordert jedoch immer wieder ihren Tribut. Und so kommt es, daß ich schon bis Südafrika müßte, um viele meiner lieb gewonnenen Schätze zu ersetzen.
Ich genieße mittlerweile ungewollt einen recht ansehnlichen Ruf, und in Pelargonien-Sammlerkreisen kennt man meinen Namen. Ich werde oft um Rat gefragt, leider kann ich immer seltener weiterhelfen.
In dieser modernen Zeit zählt eben nur noch Massenware, und die geht eben zu Lasten der kleinen feinen Einzelsorten mit ihren faszinierenden Eigenarten.
Eine traditionelle Pelargoniengärtnerei, die ihre Jungpflanzen an Großkunden und Gärtnereien liefert, hat einige Duftpelargoniensorten im Labor behandelt, um sie widerstandsfähiger und massentauglich zu machen. Daß dabei die sensationellen Düfte auf der Strecke blieben, war halt Pech! So wird wohl kaum einer jemals wieder den rosigen Zimtduft einer 'Lady Plymouth' oder den überwältigenden Apfelduft von P. odoratissimum genießen können, denn die Nachfahren dieser Sorten bieten nur noch einen Irgenwie- Duft, der bis ins unangenehme empfunden wird.
Auch die faszinierende P. blandfordianum werde ich wohl nie mehr mit dem Bittermandelduft erleben, den ich von Omas Kuchen kannte! Deren Nachfahren stinken alle zum Himmel und das helle silbrige Grau der Blätter hat sich im Labor in ein schmutziges dunkelgrau verwandelt...
Fast alle Sammler haben trotz größter Sorgfalt immer Ausfälle zu beklagen und suchen dann oft jahrelang vergebens nach den Nachfahren der "Orginale"
Oje, jetzt habe ich Euch aber zugetextet!
Nur so viel noch auf die Schnelle:
- Die Pelargoniensorte 'Muschel' hat diesen Namen von einem mir bekannten Gärtner erhalten, der sie namenlos aus Holland importiert hat. Sie wird auch unter der Bezeichnung 'Bontrosai' oder 'Bonsaipelargonie' angeboten und duftet wundervoll.
- die echte P. grossularioides hat einen herrlichen Kokosduft. Leider ist bei den Nachzüchtungen vieles weg "geschlampt" worden und einige stinken nur noch!
Man sollte diese Pelargonien eben nie durch Samen vermehren, denn sie vermischen sich untereinander und sind dann nicht mehr sortenecht. Immer nur Stecklingsvermehrung, auch wenn es mehr Arbeit macht!!!!
@ Zwiebelchen:
die als 'Umckaloabo' bekannten Pelargonien sind eigentlich zwei Sorten, nämlich P. sidiodes und P. reniforme und deren Kreuzungen, wovon die Wurzeln zu Hustenmedizin verarbeitet werden.
Das schlaue schwäbische Gärtnerlein hat recht geschäftstüchtig eine dieser Kreuzungen mit seinem Namenszusatz auf den Markt gebracht; die nennt sich jetzt Pelargonium dimeierii sidoides x reniforme und die blüht übrigens rosa!
@July,
Dünger....nein. Die bekommen hin und wieder mal eine Hand Kompost in den Topf. Wenn sie zu sehr gefüttert werden lässt der Duft nach und wenn sie hungern wird er mehr.
Nein, so stimmt das nicht! Der Pelargonienduft ist nicht abhängig von Wasser oder gar Düngergaben. Die Duftdrüsen in den Blättern reagieren auf äußere Reize wie Bewegung oder Berührung. So kann es z.B. passieren, daß ihr Duft nach einem Regenguß viel intensiver ist als in der Sonne.
Für Wild- und Duftpelargonien gilt grundsätzlich: Sie brauchen viel Sonne und das Gegenteil von Balkongeranien: wenig Wasser und noch weniger Dünger! die vorsichtigen Düngergaben sind deshalb nötig, damit sie so reichlich wie ihre großen Verwandten blühen und nicht nur ins Kraut schießen!
Der viele Regen in den letzten Wochen hat meinen Pelagonien sehr geschadet. Teilweise habe ich die Unterteller entfernen müssen, denn Staunässe ist tödlich für diese Steppenkinder.
naja und die weniger duftenden sind Wildarten....
Carpe diem,
Auch diese Auusage kann nicht generell gelten, denn viele Wildarten duften auch recht stark!
@Rhabarbarum:
Liebe Barbara, kannst Du mir den Namen der Gärtnerei nennen...versenden die auch?
So, und jetzt ist es aber wirklich Zeit für Hausarbeit und Blumenpflege! Bis später also!!!
Auweia, hätte ich doch bloß nicht ins Forum geklickt! Ich habe doch noch so viel Arbeit und jetzt hänge ich hier an meinem Lieblingsthema fest...
Ich habe eure Ausführungen mit Interesse nach gelesen und muß feststellen, daß Eure Angaben (entschuldigt bitte die subjektive Bewertung) teilweise recht allgemein und oberflächlich sind.
Aber das macht vielleicht auch nichts, denn nicht jeder ist so tief drin, und noch lange nicht jeder hat diesen Genauigkeitsfimmel wie ich! Manche freuen sich einfach mit dieser wunderschönen Pflanzengattung und gut is!
Ich habe meine ersten Duftpelargonien 1993 erhalten und sammele seit dem ernsthaft Pelargonien. Damals gab es in Deutschland nur einige wenige "Fachleute", die Pelargonien auch verkauften.
Mittelpunkt allen Denkens war damals dieses Gärtnerlein aus dem Süden, dessen Name hier schon genannt wurde. Zu diesem Zeitpunkt begann bei dem aber schon die Profitgier über die Moral zu siegen. Er hat nicht nur mir mindestens dreihundert Mark abgeknöpft, für die ich keinen halbwegs akzeptablen Gegenwert erhielt, sondern war auch noch frech und unverschämt, wenn man Grund zum Reklamieren hatte. Dieser Gärtner hatte ehemals annähernd 1000 Sorten von seltenen und wertvollen Pelargonien kultiviert, verlegte sich dann aber aufs Vermehren und Abkassieren im großen Stil und ließ seine -teils unwiederbringbaren Schätze- einfach kaputt gehen.
Als ich vor einigen Jahren noch einmal dort war, gab es nur noch Massenware, die über Holland und Dänemark in deutsche Gartencenter zurück kommt. Auf meine Frage zu diesem Thema sagte er mir wörtlich: "Was interessieren mich noch die Botanischen Sorten; ich züchte nur noch!" (Weil er natürlich jeder seiner "Züchtungen" einen/seinen Namen geben und dafür kassieren kann) Schade um so viel Potenzial...
Dann gab es eine sehr liebe, aber damals auch leider schon sehr alte Dame auf der Alb, da bekam man ein kleines Sortiment.
Im Bayerischen Wald gibt es eine Spezialitätengärtnerei, deren Gründer ebenfalls ein recht schönes Sortiment hatte, aber leider keine überlebensfähige Qualität liefern konnte. Mittlerweile gibt es dort einen Nachfolger, von dem ich in diesem Frühjahr einige sehr gute Pflanzen erhalten habe, die gesund und robust da stehen.
Im Harz wohnt eine Kräutergärtnerin, die seit vielen Jahren ein gutes Sortiment anbietet, leider aber auch immer weniger Pelargonien.
Das liegt daran, daß die Dinger manchmal eben sehr heikel zu halten sind, dann einfach mal wegsterben und kein Ersatz mehr möglich ist.
Dann gibt es noch einige sehr bekannte Kräutergärtnereien, die auch Pelargonien in ihrem Sortiment anbieten. Leider fehlt es da oft an der nötigen Kompetenz und man bekommt nicht das, was man bestellt hat. So erklärte mir mal einer, den Ihr sicher alle kennt, die von ihm gelieferte Sorte sei eh die gleiche wie meine bestellte. Das war ungefähr so zutreffend, wie wenn ich behaupte: Chinesen und Schwarzafrikaner seien eineiige Zwillinge!
Dann habe ich im Laufe der Jahre einige sehr versierte private Sammler kennen gelernt und (teilweise mit deren Hilfe) mein Wissen immer weiter vertieft.
Das war gar nicht einfach, denn es gab lange keine Literatur zu Pelargonien. Die wenigen (Bild-)bände, die in der Zeit auf den Markt kamen, strotzten nur so vor den Fehlern, die von allen immer weiter abgeschrieben wurden.
Ein Beispiel: Wenn in der Sortenbeschreibung des sog. "Pelargonienpapstes" stand: "Rosa Blüte, duftende Blätter" konnte man diese Beschreibung wortwörtlich in jedem nachfolgenden Werk, sei es Sortenliste oderBildband, lesen. Das nervt schon sehr.
Ich hatte meine Sammlung in Spitzenzeiten bis auf annähernd 700 Sorten ausgeweitet. Die relativ große Verlustrate, vor allem beim Überwintern, fordert jedoch immer wieder ihren Tribut. Und so kommt es, daß ich schon bis Südafrika müßte, um viele meiner lieb gewonnenen Schätze zu ersetzen.
Ich genieße mittlerweile ungewollt einen recht ansehnlichen Ruf, und in Pelargonien-Sammlerkreisen kennt man meinen Namen. Ich werde oft um Rat gefragt, leider kann ich immer seltener weiterhelfen.
In dieser modernen Zeit zählt eben nur noch Massenware, und die geht eben zu Lasten der kleinen feinen Einzelsorten mit ihren faszinierenden Eigenarten.
Eine traditionelle Pelargoniengärtnerei, die ihre Jungpflanzen an Großkunden und Gärtnereien liefert, hat einige Duftpelargoniensorten im Labor behandelt, um sie widerstandsfähiger und massentauglich zu machen. Daß dabei die sensationellen Düfte auf der Strecke blieben, war halt Pech! So wird wohl kaum einer jemals wieder den rosigen Zimtduft einer 'Lady Plymouth' oder den überwältigenden Apfelduft von P. odoratissimum genießen können, denn die Nachfahren dieser Sorten bieten nur noch einen Irgenwie- Duft, der bis ins unangenehme empfunden wird.
Auch die faszinierende P. blandfordianum werde ich wohl nie mehr mit dem Bittermandelduft erleben, den ich von Omas Kuchen kannte! Deren Nachfahren stinken alle zum Himmel und das helle silbrige Grau der Blätter hat sich im Labor in ein schmutziges dunkelgrau verwandelt...
Fast alle Sammler haben trotz größter Sorgfalt immer Ausfälle zu beklagen und suchen dann oft jahrelang vergebens nach den Nachfahren der "Orginale"
Oje, jetzt habe ich Euch aber zugetextet!
Nur so viel noch auf die Schnelle:
- Die Pelargoniensorte 'Muschel' hat diesen Namen von einem mir bekannten Gärtner erhalten, der sie namenlos aus Holland importiert hat. Sie wird auch unter der Bezeichnung 'Bontrosai' oder 'Bonsaipelargonie' angeboten und duftet wundervoll.
- die echte P. grossularioides hat einen herrlichen Kokosduft. Leider ist bei den Nachzüchtungen vieles weg "geschlampt" worden und einige stinken nur noch!
Man sollte diese Pelargonien eben nie durch Samen vermehren, denn sie vermischen sich untereinander und sind dann nicht mehr sortenecht. Immer nur Stecklingsvermehrung, auch wenn es mehr Arbeit macht!!!!
@ Zwiebelchen:
die als 'Umckaloabo' bekannten Pelargonien sind eigentlich zwei Sorten, nämlich P. sidiodes und P. reniforme und deren Kreuzungen, wovon die Wurzeln zu Hustenmedizin verarbeitet werden.
Das schlaue schwäbische Gärtnerlein hat recht geschäftstüchtig eine dieser Kreuzungen mit seinem Namenszusatz auf den Markt gebracht; die nennt sich jetzt Pelargonium dimeierii sidoides x reniforme und die blüht übrigens rosa!
@July,
Dünger....nein. Die bekommen hin und wieder mal eine Hand Kompost in den Topf. Wenn sie zu sehr gefüttert werden lässt der Duft nach und wenn sie hungern wird er mehr.
Nein, so stimmt das nicht! Der Pelargonienduft ist nicht abhängig von Wasser oder gar Düngergaben. Die Duftdrüsen in den Blättern reagieren auf äußere Reize wie Bewegung oder Berührung. So kann es z.B. passieren, daß ihr Duft nach einem Regenguß viel intensiver ist als in der Sonne.
Für Wild- und Duftpelargonien gilt grundsätzlich: Sie brauchen viel Sonne und das Gegenteil von Balkongeranien: wenig Wasser und noch weniger Dünger! die vorsichtigen Düngergaben sind deshalb nötig, damit sie so reichlich wie ihre großen Verwandten blühen und nicht nur ins Kraut schießen!
Der viele Regen in den letzten Wochen hat meinen Pelagonien sehr geschadet. Teilweise habe ich die Unterteller entfernen müssen, denn Staunässe ist tödlich für diese Steppenkinder.
naja und die weniger duftenden sind Wildarten....
Carpe diem,
Auch diese Auusage kann nicht generell gelten, denn viele Wildarten duften auch recht stark!
@Rhabarbarum:
Liebe Barbara, kannst Du mir den Namen der Gärtnerei nennen...versenden die auch?
So, und jetzt ist es aber wirklich Zeit für Hausarbeit und Blumenpflege! Bis später also!!!
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.07.13, 10:26 von Wildrose.)