15.07.18, 21:23
Wir haben im Garten zwei Apfelbäume: einen riesigen, inzwischen hundert Jahre alten Apfelbaum und einen halbhohen, jüngeren, der gut lagerbare Früchte bringt. Die Früchte vom alten Apfelbaum sind nicht lagerfähig, dafür aber wunderbar aromatisch und super für Apfelkompott/-mus. Problem: ein Riesenbaum und zwei nicht riesige Esser. Es bleibt sehr viel Obst übrig.
Hinzu kommt, dass angepicktes Obst nicht lagerbar ist und trotzdem nicht vergammeln sollte, zumal ich die Fruchtmonilia an den Äpfeln nur eindämmen kann, wenn ich penibel alles Obst auflese und aus dem Garten entferne. Was ich nicht finde - sicher eine Menge - fressen mit Begeisterung die Schnecken, besonders die nackten. Deshalb sehe ich die Schleimer inzwischen nicht mehr als Schädlinge, sondern als - zuweilen sehr nervige - Nützlinge und lasse sie ihre Arbeit gerne machen: das hilft dem Garten und schont meinen Geldbeutel, denn das Entsorgen in der Restmülltonne ist teuer. Aber damit war die meist jährliche Apfelschwemme nicht bewältigt.
Das hier anzutreffende Problem mit den mobilen Mostereien ist von Angelika schon teilweise angesprochen: man muss eine große Menge zum Vermosten bringen, bekommt nicht den Saft von den eigenen Äpfeln, der Saft wird in Plastiktüten abgefüllt und das Ganze kostet pro Liter über 2,50€; = Zuviele Nachteile. Eine ehemals hier stationäre Mosterei, bei der ich 2007 mal nachgefragt habe, existierte schon damals nur noch in Werbebroschüren des Landwirtschaftsministeriums. Der Geschäftsführer, der die Anlage gerade abwickelte, maulte herum, die Leute wären einfach nicht auf sein Angebot gesprungen. Er hat damals schon 2,50€ für den Liter Saft verlangt + Kosten für den Beutel; Mindestanliefermenge war ein Zentner Äpfel, wobei man den Saft NICHT von den eigenen Äpfeln bekam. Bei den Kosten hätte ich mir die doppelte Menge Apfelsaft in Bioqualität im Laden kaufen können - welch Wunder also, dass diese Mosterei pleite ging?! Jetzt fährt noch eine mobile Mosterei im Landkreis rum, da muss man dann auch noch wochenlang seine Äpfel lagern, um sie in der jeweils angekündigten Woche per Voranmeldung mit exaktem Termin anliefern zu dürfen: teuer und umständlich. Also? Selber Apfelsaft machen - und zwar mit dem Dampfentsafter, den ich von kleinauf kenne und schon seit Jahren besaß.
Meine Omas und meine Großtante haben immer gesagt, dass Apfelgelee am besten werde, wenn man dafür den Saft von grünen Falläpfeln nimmt. Damit fing ich also 2007 an: der frühe Fruchtfall wurde dampfentsaftet und zu ungezählten Gläsern Apfelgelee verarbeitet, die außer meinem älteren Sohn und mir niemand essen wollte - wegen "Zucker ist so ungesund!"... Derzeit sind wir beim Apfelgelee aus 2008 angekommen. Die Feststellungen der Altvorderungen waren aber zutreffend, vor allem geliert dieser Saft besser. Aber was macht man mit den restlichen Äpfeln, die nicht eingelagert werden können? Saft. Ich hatte mich also schon sehr frühzeitig im Jahr ans Flaschensammeln gemacht, darauf geachtet, dass ich nur Flaschen sammele, die in stapelbare Wasserkästen passen und mir die zugelegt, indem ich anfangs nur die Wasserflaschen, nicht aber die Kästen zurückgab. Als das Ausmaß der Apfelernte abschätzbar war, habe ich alles gesammelt, was man zum Einkochen von Saft verwenden konnte.
Bei den ersten Versuchen kam das Problem auf, dass nicht alle Flaschen es vertragen, wenn man den kochend heißen Saft da reinfüllt. Außerdem hatte ich mir kurz vor der Ernte das linke Handgelenk gebrochen und war mit anderthalb Händen etwas unbeholfen, was das Abfüllen anlangte. Die Prozedur mit heißem Saft war mir zu gefährlich. Ich ließ den Saft über Nacht abkühlen und füllte ihn kalt in die Flaschen, stellte die in den Einwecktopf und kochte sie 30 Minuten ein: hält wunderbar. Dabei probiert man den Saft natürlich. Ganz frisch schmeckte der so Naja, aber wenn man dann eine eingekochte Flasche entdeckt hat, die nicht richtig geschlossen hatte und den eingekochten Saft aus so einer Flasche probiert hat, dann war das definitiv kein Genuss. Wichtig beim Abfüllen: genügend Luft in der Flasche lassen. Beim Erhitzen dehnt der Saft sich aus, zu volle Flaschen platzen dann.
Bei mir war es keine Flasche, sondern ein ehemaliges Würstchenglas gewesen, das nicht dicht geschlossen hatte und eher unauffällig im Kühlschrank vor sich hin verschwand. Inzwischen hatte ich aber schon mehrere Kästen Apfelsaft so hergestellt und gebunkert. Was nun damit? Ich vertagte die Antwortsuche. Dann tauchte das vergessene Würstchenglas mit dem Apfelsaft beim Rumräumen im Kühlschrank wieder auf. Der Saft hatte sein Aussehen verändert. Im Raum stand zunächst die Frage: "Was ist das denn?" Erst riechen, dann probieren: der Saft schmeckte jetzt gar nicht mal so schlecht, genauer viel besser als bei der ersten Verkostung, aber er war mir zu smoothyhaft. Wir experimentierten ein bißchen und kamen auf die Mischung 1:1 Leitungswasser: Apfelsaft. Man sollte unter keinen Umständen mit Kohlensäure versetztes Mineralwasser verwenden: das macht den Saft abscheulich sauer. Aber so mit Wasser gemischt lässt er sich gut zu den Mahlzeiten trinken und oft auch beim Kochen verwenden, wenn man gerade keinen Wein zur Hand hat oder der vorhandene Wein für den speziellen Zweck zu trocken wäre.
Es ist in einem Jahr vorgekommen, dass die Äpfel wenig eigene Süße hatten, genauer: zu wenig, um angenehm zum Trinken zu sein. Dann habe ich bei jeder Flasche gleich nach dem Öffnen probiert und notfalls etwas nachgesüßt. Außerdem war die Saftproduktion in 2007 insgesamt so umfangreich, dass wir noch 2009 davon hatten: also immer die Jahrgänge auf den Kästen vermerken. Dabei ist uns aufgefallen, dass der Saft mit der Zeit immer besser wurde - wie Wein: mit der Lagerung reift er. Und: in 2017 war die Apfelernte sehr gering. Zum ersten Mal, seit ich den Garten habe, musste ich im Winter Äpfel zukaufen. Sonst haben sie immer bis in den Mai des Folgejahres gereicht. In solchen Jahren fällt dann auch wenig Saft an - und dann ist ein Überhang aus den Vorgängerjahren ganz gut für eine nahtlose Versorgung.
Genauso mache ich inzwischen auch Johannisbeersaft und Holundersaft (so ich genügend Holunder bekomme). Den Überschuss an Kirschpflaumen versafte ich auch, gemischt mit Äpfeln möglichst vom alten Apfelbaum, weil die meist sehr süß sind: dann muss man keinen Zucker zusetzen. Das angeschlagene Obst wird natürlich per Hand von Faulstellen und Fraßspuren gesäubert, Druckstellen nehme ich nicht weg. Die eher festen Reste, die im Sieb zurückbleiben, spendiere ich meist dem Komposter oder dem Komposthaufen: da kommen die Gartentiere gut dran und können sich noch bedienen. Eher selten drehe ich sowas nochmal durch die Flotte Lotte - wenn ich z.B. zufällig gerade fürs Mittagessen Apfelmus brauche.
Inse
Hinzu kommt, dass angepicktes Obst nicht lagerbar ist und trotzdem nicht vergammeln sollte, zumal ich die Fruchtmonilia an den Äpfeln nur eindämmen kann, wenn ich penibel alles Obst auflese und aus dem Garten entferne. Was ich nicht finde - sicher eine Menge - fressen mit Begeisterung die Schnecken, besonders die nackten. Deshalb sehe ich die Schleimer inzwischen nicht mehr als Schädlinge, sondern als - zuweilen sehr nervige - Nützlinge und lasse sie ihre Arbeit gerne machen: das hilft dem Garten und schont meinen Geldbeutel, denn das Entsorgen in der Restmülltonne ist teuer. Aber damit war die meist jährliche Apfelschwemme nicht bewältigt.
Das hier anzutreffende Problem mit den mobilen Mostereien ist von Angelika schon teilweise angesprochen: man muss eine große Menge zum Vermosten bringen, bekommt nicht den Saft von den eigenen Äpfeln, der Saft wird in Plastiktüten abgefüllt und das Ganze kostet pro Liter über 2,50€; = Zuviele Nachteile. Eine ehemals hier stationäre Mosterei, bei der ich 2007 mal nachgefragt habe, existierte schon damals nur noch in Werbebroschüren des Landwirtschaftsministeriums. Der Geschäftsführer, der die Anlage gerade abwickelte, maulte herum, die Leute wären einfach nicht auf sein Angebot gesprungen. Er hat damals schon 2,50€ für den Liter Saft verlangt + Kosten für den Beutel; Mindestanliefermenge war ein Zentner Äpfel, wobei man den Saft NICHT von den eigenen Äpfeln bekam. Bei den Kosten hätte ich mir die doppelte Menge Apfelsaft in Bioqualität im Laden kaufen können - welch Wunder also, dass diese Mosterei pleite ging?! Jetzt fährt noch eine mobile Mosterei im Landkreis rum, da muss man dann auch noch wochenlang seine Äpfel lagern, um sie in der jeweils angekündigten Woche per Voranmeldung mit exaktem Termin anliefern zu dürfen: teuer und umständlich. Also? Selber Apfelsaft machen - und zwar mit dem Dampfentsafter, den ich von kleinauf kenne und schon seit Jahren besaß.
Meine Omas und meine Großtante haben immer gesagt, dass Apfelgelee am besten werde, wenn man dafür den Saft von grünen Falläpfeln nimmt. Damit fing ich also 2007 an: der frühe Fruchtfall wurde dampfentsaftet und zu ungezählten Gläsern Apfelgelee verarbeitet, die außer meinem älteren Sohn und mir niemand essen wollte - wegen "Zucker ist so ungesund!"... Derzeit sind wir beim Apfelgelee aus 2008 angekommen. Die Feststellungen der Altvorderungen waren aber zutreffend, vor allem geliert dieser Saft besser. Aber was macht man mit den restlichen Äpfeln, die nicht eingelagert werden können? Saft. Ich hatte mich also schon sehr frühzeitig im Jahr ans Flaschensammeln gemacht, darauf geachtet, dass ich nur Flaschen sammele, die in stapelbare Wasserkästen passen und mir die zugelegt, indem ich anfangs nur die Wasserflaschen, nicht aber die Kästen zurückgab. Als das Ausmaß der Apfelernte abschätzbar war, habe ich alles gesammelt, was man zum Einkochen von Saft verwenden konnte.
Bei den ersten Versuchen kam das Problem auf, dass nicht alle Flaschen es vertragen, wenn man den kochend heißen Saft da reinfüllt. Außerdem hatte ich mir kurz vor der Ernte das linke Handgelenk gebrochen und war mit anderthalb Händen etwas unbeholfen, was das Abfüllen anlangte. Die Prozedur mit heißem Saft war mir zu gefährlich. Ich ließ den Saft über Nacht abkühlen und füllte ihn kalt in die Flaschen, stellte die in den Einwecktopf und kochte sie 30 Minuten ein: hält wunderbar. Dabei probiert man den Saft natürlich. Ganz frisch schmeckte der so Naja, aber wenn man dann eine eingekochte Flasche entdeckt hat, die nicht richtig geschlossen hatte und den eingekochten Saft aus so einer Flasche probiert hat, dann war das definitiv kein Genuss. Wichtig beim Abfüllen: genügend Luft in der Flasche lassen. Beim Erhitzen dehnt der Saft sich aus, zu volle Flaschen platzen dann.
Bei mir war es keine Flasche, sondern ein ehemaliges Würstchenglas gewesen, das nicht dicht geschlossen hatte und eher unauffällig im Kühlschrank vor sich hin verschwand. Inzwischen hatte ich aber schon mehrere Kästen Apfelsaft so hergestellt und gebunkert. Was nun damit? Ich vertagte die Antwortsuche. Dann tauchte das vergessene Würstchenglas mit dem Apfelsaft beim Rumräumen im Kühlschrank wieder auf. Der Saft hatte sein Aussehen verändert. Im Raum stand zunächst die Frage: "Was ist das denn?" Erst riechen, dann probieren: der Saft schmeckte jetzt gar nicht mal so schlecht, genauer viel besser als bei der ersten Verkostung, aber er war mir zu smoothyhaft. Wir experimentierten ein bißchen und kamen auf die Mischung 1:1 Leitungswasser: Apfelsaft. Man sollte unter keinen Umständen mit Kohlensäure versetztes Mineralwasser verwenden: das macht den Saft abscheulich sauer. Aber so mit Wasser gemischt lässt er sich gut zu den Mahlzeiten trinken und oft auch beim Kochen verwenden, wenn man gerade keinen Wein zur Hand hat oder der vorhandene Wein für den speziellen Zweck zu trocken wäre.
Es ist in einem Jahr vorgekommen, dass die Äpfel wenig eigene Süße hatten, genauer: zu wenig, um angenehm zum Trinken zu sein. Dann habe ich bei jeder Flasche gleich nach dem Öffnen probiert und notfalls etwas nachgesüßt. Außerdem war die Saftproduktion in 2007 insgesamt so umfangreich, dass wir noch 2009 davon hatten: also immer die Jahrgänge auf den Kästen vermerken. Dabei ist uns aufgefallen, dass der Saft mit der Zeit immer besser wurde - wie Wein: mit der Lagerung reift er. Und: in 2017 war die Apfelernte sehr gering. Zum ersten Mal, seit ich den Garten habe, musste ich im Winter Äpfel zukaufen. Sonst haben sie immer bis in den Mai des Folgejahres gereicht. In solchen Jahren fällt dann auch wenig Saft an - und dann ist ein Überhang aus den Vorgängerjahren ganz gut für eine nahtlose Versorgung.
Genauso mache ich inzwischen auch Johannisbeersaft und Holundersaft (so ich genügend Holunder bekomme). Den Überschuss an Kirschpflaumen versafte ich auch, gemischt mit Äpfeln möglichst vom alten Apfelbaum, weil die meist sehr süß sind: dann muss man keinen Zucker zusetzen. Das angeschlagene Obst wird natürlich per Hand von Faulstellen und Fraßspuren gesäubert, Druckstellen nehme ich nicht weg. Die eher festen Reste, die im Sieb zurückbleiben, spendiere ich meist dem Komposter oder dem Komposthaufen: da kommen die Gartentiere gut dran und können sich noch bedienen. Eher selten drehe ich sowas nochmal durch die Flotte Lotte - wenn ich z.B. zufällig gerade fürs Mittagessen Apfelmus brauche.
Inse