17.09.11, 01:21
10.12.2010
Es war einfach nicht möglich. Ich wollte diesen Winter auf keinen Fall auf
dem Balkon füttern wegen den Mäusen. Es gab genug in der Tenne und im
Vogelhaus und trotzdem: Ständig wurde der Balkon angeflogen, von Amseln,
obwohl’s den Apfel draußen auf dem Tisch gab
Aber vor allem von Meisen. Richtige Protestanflüge. Dauernde menschliche
Bewegungen hinter der Balkontür sollten doch eigentlich stören, aber sie
tun’s nicht. Im Gegenteil, die Meisen wissen genau, das ist die
Futterquelle, die sich da bewegt.
Schließlich musste ich nachgeben. Dieses Jahr steht der Weihnachtsbaum
nicht auf dem Vorplatz über einer Lampe, sondern auf dem Balkon mit
Lichterkette dran. Der konnte also mit Meisenkugeln verziert werden, so
hängen die nicht am Geländer und die Reste fallen nicht runter und locken
die Mäuse nicht auf den Kies.
Das gab ein großes Meisenlichterfest. Bis zu 10 tummelten sich dort. Aber
nicht nur Meisen:
Der hat’s schon letztes Jahr versucht und ist am Geländer gescheitert.
Nicht mehr aber am Baum, dort bietet die Lichterkette besten Halt,
verrutscht aber jetzt immer mehr.
Heute Nachmittag waren beide Kugeln leergefressen. Es wurde eh bald dunkel
und ich fand, es reicht auch morgen, neue aufzuhängen. Auch wenn eine
Blaumeise jeden, aber auch den letzten Krümel von der Lichterkette pickte,
hab ich erst mal für mich gesorgt, Kaffee gemacht und mich genüsslich
hingesetzt, im Nebenraum auf die Couch, Lampe an und rein zufällig mit
Blick auf’s Fenster.
Das bietet nicht selten diese Aussicht:
Einsicht eher oder Ausspähen, wie ich hab feststellen müssen. So wurde ich
auch beim Kaffee ausgespäht. Hier bist Du also und denkst nur an Dich –
dabei stimmt das nicht, überall stehen hässliche Stockrosen und vieles
vieles mehr an Sämereien herum, die von bescheideneren Exemplaren auch
besucht werden und laufe ich seit dem Schnee noch vor dem Frühstück weite
Wege durch Kälte und Schnee und Schneeregen zum Füttern.
Die Spähermeise war aber nicht bescheiden, sah mich, setzte sich auf eine
Fenstersprosse und pickte ans Fenster. Es muss die gleiche gewesen sein,
die mich schon im letzten Jahr genau so aufgefordert hat, wenn der Apfel
aufgefressen war, eine Blaumeise, nur die tun das. Und wissen genau, dass
ich beim Fensterpicken springe.
Kaum bin ich aufgestanden, saß sie schon erwartungsvoll am Tannenbaum, flog
auch nicht weg, als ich die Balkontür öffnete. Erst, als ich die leeren
Netze entfernt habe, da war sie sich ihres Erfolgs sicher.
Nach dem Aufhängen der neuen Kugeln war ich noch nicht vom Balkon runter,
da schossen sie von überall von den Bäumen heran, von wo aus sie mich wohl
beobachtet hatten. Ein Geflatter um die Kugeln, auf dem Geländer und am
Boden. Die kleineren Blaumeisen mussten meistens warten, bis die Kohlmeisen
etwas rausgepickt haben, erst dann ließen die sich vertreiben von andern.
Nur eine kleine Blaumeise, die ließ auch keine Kohlmeise heran, die
strotzte vor Selbstbewusstsein – was wollte Ihr, ich war’s, ich hab das
Futter besorgt.
Liebe Grüße, Lilli, mit einer, nein vielen, Meisen
Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen