17.09.11, 01:55
19.7.2011
Eine Tragööödie – ich hatte auf Holland-Reise mein Handy vergessen, meine Unterwegs-Kamera.
In Egmond an Zee blieben wir vor einem Café mit überdachter Terrasse stehen wegen einem unglaublichen Schauspiel. Fast alle leerstehenden Stuhllehnen, auch Armlehnen und manche Tische waren mit Spatzen besetzt. Schnell, Dein Handy, bat ich GG – aber das war entladen .
So mussten wir uns zum Kaffee niederlassen, um die Vogelheerscharen wenigstens fotolos zu genießen. Wir wollten zwar nichts essen, aber zum Kaffee gab es einen Keks. Es gab auch Leute, die sie mit der Zeitung verscheucht haben, aber die Vögel hatten schnell raus, dass ihnen das bei uns nicht droht. Sofort waren wir umringt, nicht nur von Spatzen, auch ein paar Stare waren dabei.
Ich war nicht gleich so freigebig und wollte schau’n, ob sie auch auf die Hand kommen. Das nicht, aber die dargereichten Stückchen haben sie von der Hand gefressen, auch ein Star. Erst haben sie aber lang überlegt, bevor sie sich dafür entschieden haben. Schließlich waren nicht nur die Stühle, sondern auch der Tisch voller Spatzen und Stare. Ein Spatz wollte gleich den ganzen Keks vom Teller schleppen, aber der war zu schwer.
Mit etwas mehr Abstand lauerten auch Dohlen. GG warf ihnen einen Keksbrocken zu und der wurde im Flug gefangen. Derart aufgefordert, kam jetzt auch eine Dohle auf den Stuhl. Sie überlegte und überlegte, ob sie sich auf den Tisch wagen soll, aber immer hat sie zu lang überlegt und kam die Bedienung vorbei und musste sie flüchten. Noch nie saß ich so nah Auge in Auge einer Dohle gegenüber. Sie haben faszinierende Augen, ein dunkler Knopf in einem hellen Ring. In etwas Abstand blickte uns eine ganze Schar daraus an. Wenn ich zu lang in diese Augen geschaut habe, fingen sie an, sich zu putzen.
Hier werde ich dieses Erlebnis nicht haben, hier schauen wir uns nicht so friedlich in die Augen, weil sie uns schon den Schornstein zugebaut haben. Dort aber haben sie mein schlechtes Gewissen, dass ich Kekse verfüttert habe, mit diesen Augen weggeblasen genau so wie die Spatzen und die Stare, die ganz kleinen Spatzen weggepiepst.
Am Strand hab ich wieder wegen dem vergessenen Handy geflucht. Ein Gruppe Abenteurer-Jugendlicher hatte ihr Gepäck im Sand geparkt und sprang in voller Kleidung bei Sturm und Regen ins Meer. Das sah auch eine große Möwe und machte sich am Gepäck zu schaffen. In einer Tüte wurde sie fündig und verschwand schnellstens mit ihrer Beute. Aber nur, um sofort zurückzukehren. Nun war ihr der Erfolg zu Kopf gestiegen, oder in den Schnabel, denn jetzt versuchte sie, ganze Gepäckstücke abzuschleppen. Bloß hat's nicht geklappt.
Dann haben wir uns aber erbarmt, nicht der Möwe, sondern den jungen Leuten, bevor ihr Gepäck zerfetzt wird, schließlich hatte einer von ihnen uns vorher im Sprint unsere Kappe zurückgeholt, die der Sturm vom Kopf gefegt hatte und die wir nicht mehr einholen konnten.
Nachher, beim Essen, machte ich Outdoor-Zigaretten-Pause. Ich selber war wohl uninteressant für die Möwen, nicht aber das, was ich in der Hand hielt, das machte neugierig. So umkreiste mich eine, immer tiefer, ganz nah über dem Kopf schließlich. Bis sie wohl einsah, dass es schwer sein würde, mir dieses Ding aus der Hand zu klauen.
Liebe Grüße, mit holländische Meeresvogelgschichten diesmal
Lilli
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.09.11, 01:56 von Lilli.)
Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen