07.12.17, 21:38
Bis zum Anfang des zweiten Absatzes stimme ich Dir zu, Wolfgang.
Dann allerdings: Es ist nicht nur möglich, dass die Flora durch Glyphosat verarmt, sondern sie tut es tatsächlich! Dies zu beobachten, muss ich nur die Nase aus dem Haus stecken, und zwischen Ackerflächen spazierengehen.
Sowohl hier in der Warburger Börde, als auch im Dortmunder Raum ( wo ich vorher wohnte und geboren bin), sind die Ackerumlaufflächen fast ausschließlich nur noch von Gräsern bewachsen, denn hartes Gras ist das einzige, was nach Einsatz von Pestiziden als erstes wiederkommt. In meiner Kindheit habe ich auf diesen Randstreifen Wildblumensträuße gepflückt - aber die Wildblumen um Äcker gibt es nicht mehr.
Wenn ich aus Warburg etwas herausfahre, in Richtung nordhessisches Bergland, sieht die Sache schon wieder anders aus. Hier findet man wieder wilden Oregano, Wiesenmaragariten, jede Menge Malvenarten, Schmetterlingsblüter in verschiedener Ausprägung... Warum? Weil das zum Teil recht steile Land nicht für Ackerbau genutzt wird.
Und genau, dass eine "normale" Flora 10 Kilometer weiter eindeutig vorhanden ist, macht den Unterschied so deutlich! Die unterschiedlichen Gesichter der Straßen-Randfloren prägen sich dem Beobachter ein!
Aber diese natürlichen Floren sind im Untergang begriffen. In der gesamten Warburger Börde findet man sie nicht mehr, und ich würde auch behaupten: nicht mehr im Ruhrgebiet.
Stattdessen gibt es in der Börde solche Ackerrandstreifen, die sich "greening" nennen. Da sollen also, staatlich bezuschusst, auf drei Meter Breite um die Äcker Blühpflanzen angebaut werden, zu Nutzen der Insekten. Ich habe mir neulich diese Sendung angeguckt, "Hart aber fair", mit Herrn Schmidt in der Gesprächsrunde. Dort tauchte auch das Wort "greening" auf. Wie gerne hätte ich dort angerufen! Das ging aber leider nicht.
"Greening" ist nämlich eine Nebelkerze! Den Bauern ist daran gelegen, dass, im besten Fall, keine wilden Samen auf ihre Äcker fallen, deshalb sind die "Greening-Pflanzen" zum Teil erheblich an Pollen und Nektar reduziert. Also ein völliger Quatsch für Bienen und Insekten! Manche Pflanzen der Mischung haben noch Pollen und Nektar, aber es ist genau angegeben, wie sie vor der Samenreife, exakt in der Blüte, untergepflügt werden können.
Die großen Saatgutanbieter wissen das genau, deshalb steht in ihren Verkaufsbroschüren zu solchen Angeboten, mit reduzierten Pollen und Nektar, oder die früh untergepflügt werden:
'Für greening geeignet'. Hier fehlt eigentlich nur das Wort 'trotzdem'.
Mal ehrlich: Ich habe keine Ahnung, warum sich unsere Regierung so bescheissen lässt!
Diese greenings, so wie sie gehandhabt werden, das ist Augenwischerei!
Nun zu den Bauern:
Sie könnten friedlicher und unbelasteter leben, wenn nicht unsere Regierung in den letzten 10, 12, 15 Jahren Förderprogramme beschlossen hätte. Über die Perspektive des internationalen Handels wurden sie geradezu dahin gedrängt, sich größere Kuhställe und teure und schwere Landmaschinen anzuschaffen. Die Bezuschussung übernahm nur einen Teil der Mittel, und deshalb sitzen viele Landwirte heutzutage mit ihren Mitteln in der Kreide. Der versprochene globale Handel ist für sie ausgeblieben, sie haben aber investiert, und ihre Schulden nimmt ihnen niemand ab.
Woher ich das weiß? Ich besuche die "Feldtage" der Agrarlobby hier in Warburg. Da trifft sich die gesamte Bauernschaft und wird über Versuchsfelder geführt. Immer in Gruppen zu ungefähr zehn Leuten. Ein Leiter führt und erklärt, zeitgleich wird formlos vieles erörtert, was dabei auf den Tisch kommt. Meine Ohren waren interessehalber sehr lang und sehr gespitzt.
Unter dem sehr großen Zelt ( mit langen Biertischen und Bratwurst) saßen die Vertreter der Saatgutkonzerne, mit all ihren Proben und bunten Anpreisbroschüren.
Und andere Firmen, mit neuen Traktoren und schweren Geräten.
Und Stellvertreter von Banken saßen da auch!
Und überall wurde über mögliche Zuschüsse informiert.
Für einen heutigen Bauern ist es ein Leichtes, sein letztes Geld loszuwerden!
LG
Anjoli
PS.: Die Bio/Ökobetriebe in der Warburger Börde gedeihen allerdings gut.
Wenn sie einmal die Umstellung der ersten 5 bis 7 Jahre überwunden haben, können sie offenbar genügend Geld für sich erwirtschaften. Die Einwohner der Börde sind nicht arm, sie können sich offenbar auch kostspieligere Biowaren leisten.
Dann allerdings: Es ist nicht nur möglich, dass die Flora durch Glyphosat verarmt, sondern sie tut es tatsächlich! Dies zu beobachten, muss ich nur die Nase aus dem Haus stecken, und zwischen Ackerflächen spazierengehen.
Sowohl hier in der Warburger Börde, als auch im Dortmunder Raum ( wo ich vorher wohnte und geboren bin), sind die Ackerumlaufflächen fast ausschließlich nur noch von Gräsern bewachsen, denn hartes Gras ist das einzige, was nach Einsatz von Pestiziden als erstes wiederkommt. In meiner Kindheit habe ich auf diesen Randstreifen Wildblumensträuße gepflückt - aber die Wildblumen um Äcker gibt es nicht mehr.
Wenn ich aus Warburg etwas herausfahre, in Richtung nordhessisches Bergland, sieht die Sache schon wieder anders aus. Hier findet man wieder wilden Oregano, Wiesenmaragariten, jede Menge Malvenarten, Schmetterlingsblüter in verschiedener Ausprägung... Warum? Weil das zum Teil recht steile Land nicht für Ackerbau genutzt wird.
Und genau, dass eine "normale" Flora 10 Kilometer weiter eindeutig vorhanden ist, macht den Unterschied so deutlich! Die unterschiedlichen Gesichter der Straßen-Randfloren prägen sich dem Beobachter ein!
Aber diese natürlichen Floren sind im Untergang begriffen. In der gesamten Warburger Börde findet man sie nicht mehr, und ich würde auch behaupten: nicht mehr im Ruhrgebiet.
Stattdessen gibt es in der Börde solche Ackerrandstreifen, die sich "greening" nennen. Da sollen also, staatlich bezuschusst, auf drei Meter Breite um die Äcker Blühpflanzen angebaut werden, zu Nutzen der Insekten. Ich habe mir neulich diese Sendung angeguckt, "Hart aber fair", mit Herrn Schmidt in der Gesprächsrunde. Dort tauchte auch das Wort "greening" auf. Wie gerne hätte ich dort angerufen! Das ging aber leider nicht.
"Greening" ist nämlich eine Nebelkerze! Den Bauern ist daran gelegen, dass, im besten Fall, keine wilden Samen auf ihre Äcker fallen, deshalb sind die "Greening-Pflanzen" zum Teil erheblich an Pollen und Nektar reduziert. Also ein völliger Quatsch für Bienen und Insekten! Manche Pflanzen der Mischung haben noch Pollen und Nektar, aber es ist genau angegeben, wie sie vor der Samenreife, exakt in der Blüte, untergepflügt werden können.
Die großen Saatgutanbieter wissen das genau, deshalb steht in ihren Verkaufsbroschüren zu solchen Angeboten, mit reduzierten Pollen und Nektar, oder die früh untergepflügt werden:
'Für greening geeignet'. Hier fehlt eigentlich nur das Wort 'trotzdem'.
Mal ehrlich: Ich habe keine Ahnung, warum sich unsere Regierung so bescheissen lässt!
Diese greenings, so wie sie gehandhabt werden, das ist Augenwischerei!
Nun zu den Bauern:
Sie könnten friedlicher und unbelasteter leben, wenn nicht unsere Regierung in den letzten 10, 12, 15 Jahren Förderprogramme beschlossen hätte. Über die Perspektive des internationalen Handels wurden sie geradezu dahin gedrängt, sich größere Kuhställe und teure und schwere Landmaschinen anzuschaffen. Die Bezuschussung übernahm nur einen Teil der Mittel, und deshalb sitzen viele Landwirte heutzutage mit ihren Mitteln in der Kreide. Der versprochene globale Handel ist für sie ausgeblieben, sie haben aber investiert, und ihre Schulden nimmt ihnen niemand ab.
Woher ich das weiß? Ich besuche die "Feldtage" der Agrarlobby hier in Warburg. Da trifft sich die gesamte Bauernschaft und wird über Versuchsfelder geführt. Immer in Gruppen zu ungefähr zehn Leuten. Ein Leiter führt und erklärt, zeitgleich wird formlos vieles erörtert, was dabei auf den Tisch kommt. Meine Ohren waren interessehalber sehr lang und sehr gespitzt.
Unter dem sehr großen Zelt ( mit langen Biertischen und Bratwurst) saßen die Vertreter der Saatgutkonzerne, mit all ihren Proben und bunten Anpreisbroschüren.
Und andere Firmen, mit neuen Traktoren und schweren Geräten.
Und Stellvertreter von Banken saßen da auch!
Und überall wurde über mögliche Zuschüsse informiert.
Für einen heutigen Bauern ist es ein Leichtes, sein letztes Geld loszuwerden!
LG
Anjoli
PS.: Die Bio/Ökobetriebe in der Warburger Börde gedeihen allerdings gut.
Wenn sie einmal die Umstellung der ersten 5 bis 7 Jahre überwunden haben, können sie offenbar genügend Geld für sich erwirtschaften. Die Einwohner der Börde sind nicht arm, sie können sich offenbar auch kostspieligere Biowaren leisten.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 07.12.17, 21:58 von Anjoli.)