22.07.17, 18:31
Ja, danke, kurz nach Mitternacht war ich wieder zuhause. War mal wieder ein Abenteuer. Ich fand nahe der Klinik einen Parkplatz am Straßenrand und lief den Rest:
Zuerst lange Umleitung auf dem Campus zur Rettungsstelle; da latscht man schon mal ´n Kilometer - oder so.
Dann eine mufflige Aufnahme und Verweis aufs Wartezimmer. Eine Stunde.
Aufruf durch eine junge Ärztin, die mich erst mal anrüffelt, was mir einfalle, abends hierher zu kommen.
Ich erkläre das incl. der Anweisung meiner Schwester, während sie die Hand auspackt und nach dem Antibioticum fragt. Ich händige ihr den Beipackzettel aus, sie schüttelt den Kopf und fragt: "Was hat denn Ihre Schwester zu dem Antibioticum gesagt?" - "Nichts. Sie hat nur sehr energisch gesagt, ich soll machen, dass ich in die Klinik komme." Die Ärztin nickt und wird gnädiger, als sie die Entzündung sieht. Untersucht genau und schickt mich zum Röntgen, um festzustellen, ob der Knochen schon in Mitleidenschaft gezogen wurde. Sieht man das auf dem Röntgenbild?
In der Radiologie warte ich wieder fast eine Stunde. Ein Muffel holt mich und macht zwei Aufnahmen.
Zurück in der Rettungsstelle: ein Säugling quakt, weil er von einer Mücke ins Beinchen gestochen wurde, eine junge Frau ist auf dem Pferd ohnmächtig geworden und dann runtergefallen. Black out über ca 15 Minuten Reiten und Fallen. Wir kommen in ein lebhaftes Gespräch, die Wartezeit nervt nicht. Ein akuter Notfall kommt rein: höchste Aufregung, das Kreiskrankenhaus kann den Fall nicht gut behandeln, auch nicht aufnehmen. Diskussion, ob der Rettungswagen die Patientin ins nächstgelegene Kreiskrankenhaus fahren solle, denn die dürften dann den Rettungswagen weiterschicken nach Berlin in das Krankenhaus, wo die Patientin operiert wurde. Die Verwandtschaft entschließt sich, im privaten Pkw direkt nach Berlin zu fahren, um keine Zeit zu verlieren. Dann wird das Baby behandelt. Danach bin ich dran:
Knochen ist noch nicht befallen. Der Verband der Allgemeinmedizinerin war "dilletantisch, ein Witz!" Das Antibioticum ist zu speziell und deshalb riskant. Die Wunde wird desinfiziert, gekühlt, die Hand geschient. "Stopp!" sage ich. "Ich bin allein mit dem Auto hier." - "Oh! - Da geht die Schiene nicht." Kompromiss: ich kriege das Auflegen der Schiene alleine hin, wenn wir den Verband in zwei Phasen machen. Teil Eins zum Heimfahren, Teil Zwei - Fixieren der Schiene - zuhause. Sie geben mir Verbandsmaterial zum Wechseln mit, Kühlmaterial, Desinefktionsmittel und den dringenden Rat, sofort wiederzukommen, wenn sich etwas verschlimmert - und mir ´n anderen Arzt für die Behandlung zu suchen...
Meiner Hand geht es inzwischen besser: ich habe keine Schmerzen mehr, wenn ich sie ruhig und hoch halte, - aber ich muss alles mit der linken Hand machen. Mit rechts kann ich höchstens mal was abstützen. Vorsichtshalber habe ich eine Brottüte drüber gezogen, als ich in der Küche rumhantiert und anschließend Jostabeeren gepflückt habe - für mittags war Besuch angesagt, - ein gekaufter Tortenboden war da, Sahne und Quark auch. Nur Zucker war aus.
Das ist mir in den letzten dreißig Jahren nicht passiert: kein Zucker im Haus! Also mache ich mich auf die Socken, Zucker kaufen gehen. Irre! Unterwegs werde ich angesprochen, was mir denn passiert sei: offenbar gehöre ich im Dorf doch langsam dazu. Dann geht ein Schnürsenkel auf. Ich quatsche zwei junge Männer an, die mir sofort den Schuh wieder ordentlich zubinden: das ist vielleicht ein Sch...gefühl, wenn man so hilflos dasteht.
Beim Beerenpflücken habe ich darauf geachtet, möglichst nur die Beeren ohne Stiel zu zupfen: dann muss ich sie nur noch waschen. Quark rührt die Maschine. Die Tortenböden werden bestrichen, gestapelt und mit Jostas bestreut, dann stellt mein Sohn die Torte in den Kühlschrank. Statt Mittagessen gibts Sahne-Quarktorte mit Jostabeeren.
Dann zieht die Karawane mit Leiter, Schubkarre, Gartenschere und Eimern in den Garten, Kirschpflaumen pflücken. Erst kommt uns Tigra entgegen und will ins Haus. Dann kommt Rosi und will auch ins Haus. Der Himmel bezieht sich dunkelst grau. Wir beeilen uns: ich hüte Fallobst, die anderen drei pflücken, was das Zeug hält. Dann: Donner, Blitz, Regen. Wir laden alles Kleinere auf die Schubkarre, mein Sohn schiebt die Leiter zusammen und trägt sie an ihren Platz, die Karre kommt in die Remise und wir nass ins Haus. Später schneiden wir - mit Regenschirm - noch recht viel Baumspinat. Petrus ist nett: Regenpause zur Abfahrtzeit des Busses, der um diese Zeit nur noch stündlich fährt. Minuten später schüttet es wieder wie aus Kübeln. Nachschub für die Mückenplage. Feueralarm. Der Hund versteht nicht, warum wir nicht mit ihm spazieren gehen wollen.
Auf die Nerven geht mir, dass ich mir einhändig nicht die Hände waschen kann! Sonst ist eigentlich alles den Umständen entsprechend gut.
Inse
Zuerst lange Umleitung auf dem Campus zur Rettungsstelle; da latscht man schon mal ´n Kilometer - oder so.
Dann eine mufflige Aufnahme und Verweis aufs Wartezimmer. Eine Stunde.
Aufruf durch eine junge Ärztin, die mich erst mal anrüffelt, was mir einfalle, abends hierher zu kommen.
Ich erkläre das incl. der Anweisung meiner Schwester, während sie die Hand auspackt und nach dem Antibioticum fragt. Ich händige ihr den Beipackzettel aus, sie schüttelt den Kopf und fragt: "Was hat denn Ihre Schwester zu dem Antibioticum gesagt?" - "Nichts. Sie hat nur sehr energisch gesagt, ich soll machen, dass ich in die Klinik komme." Die Ärztin nickt und wird gnädiger, als sie die Entzündung sieht. Untersucht genau und schickt mich zum Röntgen, um festzustellen, ob der Knochen schon in Mitleidenschaft gezogen wurde. Sieht man das auf dem Röntgenbild?
In der Radiologie warte ich wieder fast eine Stunde. Ein Muffel holt mich und macht zwei Aufnahmen.
Zurück in der Rettungsstelle: ein Säugling quakt, weil er von einer Mücke ins Beinchen gestochen wurde, eine junge Frau ist auf dem Pferd ohnmächtig geworden und dann runtergefallen. Black out über ca 15 Minuten Reiten und Fallen. Wir kommen in ein lebhaftes Gespräch, die Wartezeit nervt nicht. Ein akuter Notfall kommt rein: höchste Aufregung, das Kreiskrankenhaus kann den Fall nicht gut behandeln, auch nicht aufnehmen. Diskussion, ob der Rettungswagen die Patientin ins nächstgelegene Kreiskrankenhaus fahren solle, denn die dürften dann den Rettungswagen weiterschicken nach Berlin in das Krankenhaus, wo die Patientin operiert wurde. Die Verwandtschaft entschließt sich, im privaten Pkw direkt nach Berlin zu fahren, um keine Zeit zu verlieren. Dann wird das Baby behandelt. Danach bin ich dran:
Knochen ist noch nicht befallen. Der Verband der Allgemeinmedizinerin war "dilletantisch, ein Witz!" Das Antibioticum ist zu speziell und deshalb riskant. Die Wunde wird desinfiziert, gekühlt, die Hand geschient. "Stopp!" sage ich. "Ich bin allein mit dem Auto hier." - "Oh! - Da geht die Schiene nicht." Kompromiss: ich kriege das Auflegen der Schiene alleine hin, wenn wir den Verband in zwei Phasen machen. Teil Eins zum Heimfahren, Teil Zwei - Fixieren der Schiene - zuhause. Sie geben mir Verbandsmaterial zum Wechseln mit, Kühlmaterial, Desinefktionsmittel und den dringenden Rat, sofort wiederzukommen, wenn sich etwas verschlimmert - und mir ´n anderen Arzt für die Behandlung zu suchen...
Meiner Hand geht es inzwischen besser: ich habe keine Schmerzen mehr, wenn ich sie ruhig und hoch halte, - aber ich muss alles mit der linken Hand machen. Mit rechts kann ich höchstens mal was abstützen. Vorsichtshalber habe ich eine Brottüte drüber gezogen, als ich in der Küche rumhantiert und anschließend Jostabeeren gepflückt habe - für mittags war Besuch angesagt, - ein gekaufter Tortenboden war da, Sahne und Quark auch. Nur Zucker war aus.
Das ist mir in den letzten dreißig Jahren nicht passiert: kein Zucker im Haus! Also mache ich mich auf die Socken, Zucker kaufen gehen. Irre! Unterwegs werde ich angesprochen, was mir denn passiert sei: offenbar gehöre ich im Dorf doch langsam dazu. Dann geht ein Schnürsenkel auf. Ich quatsche zwei junge Männer an, die mir sofort den Schuh wieder ordentlich zubinden: das ist vielleicht ein Sch...gefühl, wenn man so hilflos dasteht.
Beim Beerenpflücken habe ich darauf geachtet, möglichst nur die Beeren ohne Stiel zu zupfen: dann muss ich sie nur noch waschen. Quark rührt die Maschine. Die Tortenböden werden bestrichen, gestapelt und mit Jostas bestreut, dann stellt mein Sohn die Torte in den Kühlschrank. Statt Mittagessen gibts Sahne-Quarktorte mit Jostabeeren.
Dann zieht die Karawane mit Leiter, Schubkarre, Gartenschere und Eimern in den Garten, Kirschpflaumen pflücken. Erst kommt uns Tigra entgegen und will ins Haus. Dann kommt Rosi und will auch ins Haus. Der Himmel bezieht sich dunkelst grau. Wir beeilen uns: ich hüte Fallobst, die anderen drei pflücken, was das Zeug hält. Dann: Donner, Blitz, Regen. Wir laden alles Kleinere auf die Schubkarre, mein Sohn schiebt die Leiter zusammen und trägt sie an ihren Platz, die Karre kommt in die Remise und wir nass ins Haus. Später schneiden wir - mit Regenschirm - noch recht viel Baumspinat. Petrus ist nett: Regenpause zur Abfahrtzeit des Busses, der um diese Zeit nur noch stündlich fährt. Minuten später schüttet es wieder wie aus Kübeln. Nachschub für die Mückenplage. Feueralarm. Der Hund versteht nicht, warum wir nicht mit ihm spazieren gehen wollen.
Auf die Nerven geht mir, dass ich mir einhändig nicht die Hände waschen kann! Sonst ist eigentlich alles den Umständen entsprechend gut.
Inse