Apfelbaum im Sommer schneiden

[Sitta]

Huhu ihr Lieben,
ich habe mit dem Garten einen Viertelstamm Apfelbaum mit übernommen. Er ist in der DDR Zeit gepflanzt worden und ein Alkmene.
Mein Opa hatte ihn zu nah an einen Hochstamm gepflanzt, unter dessen Schatten hat er jahrelang gelitten und kaum getragen.
Der Hochstamm ist seit ein paar Jahren leider Geschichte. Und ich hatte gehofft nun wenigstens ein paar Alkmene ernten zu können.
Leider macht mein Bäumchen in erster Linie Blätter und keine Äpfel  
Ich habe ihn im zeitigen Frühjahr immer geschnitten (vermutlich falsch) er macht halt so sehr viele senkrecht nach oben wachsende Triebe, die habe ich immer stark gekürzt/herausgenommen.

Ich überlege jetzt im Sommer einen Sommerschnitt zu wagen ... habe mal wo gelesen das man ihn damit etwas schwächen könnte und er dann im nächsten Jahr nicht wieder so stark treibt (muß ihm mal jemand sagen das er ein Viertelstamm ist und kein Hochstamm )
Hat jemand Erfahrung mit Sommerschnitt?

An Befruchtersorte und Spätfrost wird es wohl nicht liegen. In der nahen Kleingartenanlage hängen die Bäumchen voll mit mehr Äpfeln als Blättern und mein Pfirsich trägt auch wie noch nie.

Danke schonmal für eure Hilfe

[Orchi]

mit Sommerschnitt habe ich leider keine Erfahrung. Ich schneide meine Bäume im Herbst und auch recht radikal, weil der Platz sehr beengt ist und habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht

[Cornelssen]

Angesichts der diesjährigen Witterung würde ich die Finger von einem Sommerschnitt lassen: die Gefahr, dass der Baum von einem Pilz infiziert wird, wäre mir zu hoch.

Mein kleiner Apfelbaum hat gerade einen Ast "abgegeben": der hatte Rinde verloren und dann fraß sich da ein Pilz breit. Ich beschloss, den Ast zu kürzen und setzte die Säge so an, dass aus dem verbleibenden Astrest noch ein neuer Trieb (war schon da) hätte aufgebaut werden können. Der Baum fand das nicht und warf mit lautem Krachen den kompletten Ast zu Boden, kaum dass ich den ersten Zug tat. Mir blieb nur noch, die Rinde auf der Unterseite direkt am Stamm abzusägen, ehe er sie auch noch vom Stamm reißt. Die Bruchstelle sah sauber aus. Es könnte den Baum gerettet haben. Der trug bislang nur jedes zweite Jahr, lieferte einen sehr haltbaren Winterapfel und zeigte sich stets dankbar für einen besonnenen, nicht zu zaghaften Herbstschnitt. Die Trockenheit 2019 hat ihm sehr stark zugesetzt. Dieses Jahr bekamen meine alten Obstbäume (z.T. über 100 Jahre alt) deshalb ab April einmal pro Monat eine umfängliche Bewässerung. Deutlich ist, dass der Monilia-Befall sich reduziert hat - aber der Pilz ist nach wie vor allgegenwärtig.

An Deiner Stelle würde ich den Herbst abwarten und in einer kühlen Trockenphase den Baum etwas gründlicher/mutiger zurückschneiden - auch auf die Gefahr hin, dass er sich im kommenden Jahr erst mal neu aufbauen muss und wenig trägt. Mein Hundertjähriger bekam nach über zwanzig Jahren Verwahrlosung einen Radikalschnitt (würde ich nicht nochmal zulassen, kostet die Bäume zuviel Kraft), brauchte fünf Jahre, bis er wieder trug, dann aber richtig gut. Die etwa gleich alte Birne habe ich selbst beschnitten: nicht radikal rabiat, aber konsequent über die Jahre im Herbst soviel, wie ich glaubte, dem Baum zumuten zu können: hat geklappt. Zusätzlich bekamen die Bäume, besonders die Birne, Magnesiumkalk gegen den Rost. Problem sind heute nur noch die Spätfröste im Frühjahr und die Fruchtmonilia. Gegen letztere helfen
1. Nacktschnecken, die alles befallene Fallobst auffressen und damit ein Überwintern des Pilzes im Boden stark reduzieren
2. penibles Aufsammeln von Fallobst und Entsorgen der befallenen Teile im RESTMÜLL (!)
Einen Versuch mit Meerrettich hoffe ich, demnächst starten zu können: an die Bäume pflanzen soll helfen.

Inse

[Ranunkel]

Wir müssen auf der Obstwiese gerade einige Apfelbäume entlasten weil sonst Äste brechen oder auch Bäume umstürzen könnten, und gehen da auch recht beherzt ans Werk. Der Nachteil des Sommerschnitts für mich ist dass die Struktur des Baumes nicht sehr klar ersichtlich wird, also wohin der Bau, wächst und was wie zu schneiden und formen ist, das sieht man im Winter besser. Deshalb machen wir jetzt Entlastungsschnitt und Formschnitt im Winter...

Inse, das mit dem pflanzen von Meerrettich gegen Monilia hab ich auch gelesen seit dem wir feststellen mussten dass die 6-7 sehr großen Kirschbäume befallen sind (da ist es illusorisch alle Mumien zu entfernen oder die Blüten mit Jauche zu spritzen). Hat damit eventuell jemand Erfahrung?

[Moonfall]

Der Sommerschnitt von Apfelbäumen sollte Juli/August erfolgen, da ist also höchste Zeit dazu. Zu dieser Zeit verwachsen auch die Wunden noch zügig, daher wäre mir der Herbst zu riskant für Pilzbefall. Noch dazu ist der Herbst meist feucht und der Sommer trocken, zumindest hier.

Generell kann man sagen, dass der Frühjahrsschnitt das Wachstum fördert und der Sommerschnitt es bremst. Je früher im Frühling man schneidet, umso mehr der vor dem Laubfall eingelagerten Stoffe sind noch in Stamm und Wurzeln gespeichert. Daher treiben die Bäume nach dem Schnitt noch stärker aus.

Ich würde also deinen Baum jetzt beschneiden, bei extrem vielen senkrechten Trieben vielleicht wirklich nicht alle in diesem Jahr. Dicke Schnittstellen kann man auch mit einem Wundbalsam gegen Pilze verschließen, das kann auch Pilze abhalten. 

 In diesem Video einer Baumschule gibts zum Sommerschnitt eine Anleitung.

[vanda]

Ja, Sommerschnitt jetzt ist perfekt zum Bremsen von Wachstum, zum Rausnehmen von Wasserschossern. Keine Sorge, für den Baum ist der Schnitt im Sommer verträglicher als im Winter oder zeitigen Frühjahr. Und die Kaninchen freuen sich über lecker frische Zweige und Blätter!  

Meine Empfehlung für jede Art von Obstbaum- oder Beerenobstschnitt: Das Büchlein "Obstbaumschnitt in Bildern" von Hans Walter Riess.
Alles kurz und knackig mit Bildern erklärt, handlich für draußen und preislich mit knapp 5 € immer noch unschlagbar.

[Sitta]

Danke Moonfall ... das Video war erleuchtend

sagt er (sinngemäß): "Man schneidet so das der Baum am besten gar nicht merkt das er beschnitten worden ist" ... und dann legt er los das die Äste nur so purzeln würde ich mich nie trauen  
ich geh dann mal Baum schneiden ...

[lasseswachsen]

Moin,
ich habe auch schon paar mal nen Sommerschnitt gemacht. Das ist sicherlich ganz ok.

Was meint ihr eigentlich mit Herbstschnitt? Davon habe ich hier schon gelesen, aber sonst kenne ich eigentlich nur Winter- und Sommerschnitt...

Es wurde ja schon angedeutet, dass man bzgl. der Wasserschosser das Entfernen aufteilen sollte. Das habe ich jedenfalls dazu gelernt. Eigentlich auf drei Jahre aufteilen.
Und gut ist dabei glaube ich auch, wenn man im folgenden Juni an diesen Ex-Wasserschosser-stellen, die neu kommenden Triebe ausreist... Stichwort Juniriss...
Das entfernt die "schlafenden Augen" ... ansonsten hätte man womöglich dort dann schon zwei neue Wasserschosser...

[Sitta]

Hm ja das mit dem Ausreißen muß ich nächstes Jahr mal versuchen.
Im Video sagt er ... die 60 cm langen einjährigen Triebe entfernt er ... bei mir sind die eher 1 m
und die so 15 cm langen läßt er stehen ... ich habe mal die so 30 cm langen stehen gelassen um nicht zuviel zu schneiden
mein Baum hat auch kaum Fruchtholz ... wahrscheinlich habe ich die einjährigen Triebe immer direkt am Stamm abgeschnitten und daraus wurden dann wieder so Peitschen   ich werde in Zukunft mal versuchen bei den einjährigen Trieben die nicht senkrecht nach oben wachsen einen Stummel stehen zu lassen in der Hoffnung mein Baum macht daraus Fruchtholz ... da habe ich noch viel Arbeit vor mir 

[Angelika]

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Genau das haben wir auch. Hat gerade mal Postkartengröße und ist vielleicht 5 mm stark. Passt in jede Jackentasche und ist somit stets griffbereit. 

Und wie Vanda geschrieben hat: viel gut verständliche Informationen für wenig Geld.