Somewhere over the rainbow

[Thusnelda]

Liebe Inse, es tut mir sehr leid, dass es ausgerechnet zum Heilig Abend passieren musste! Du hast ihn aber trotz allem auch gerettet, wenn Du Dir die letzte Zeit mit ihm vorstellst, und dabei seinen Abschied von Euch sehr erleichtert. Sehr wenige Haustiere dürfen solch einen natürlichen Tod erleben, und dass es Deiner durfte, finde ich einfach nur grossartig. Ich bin sicher, dass genau das Dir auch jetzt einen Trost bereitet und die Trauer deshalb auch akzeptabel ist. Nimm sie an -
Lieben Gruss
Thusnelda

[Julchen]

Ach Inse ... gerade wenn man sich gegen Ende so intensiv gekümmert hat, empfindet man die Lücke als besonders groß
Wie du sagst: der ganze Tagesablauf ist anders, man steht erstmal da und fragt sich, was man in der plötzlich verfügbaren Zeit überhaupt tun soll.

Die Gedanken, die dein Sohn sich macht, die kennt wohl jeder, der einen Verlust erlitten hat: Hätte ich nicht ... wäre ich doch ... usw.
Aber ihr habt euch mit so viel Mühe und Liebe um Dux gekümmert. Und es ist jetzt vorbei, spielt einfach keine Rolle mehr, ob man an diesem oder jenem Abend irgendwas gemacht hat oder auch nicht. Daher sind solche Gedanken einfach fatal.
Ich hoffe, dein Sohn kommt damit klar. Und dich drücke ich einfach mal ganz fest aus der Ferne

[Cornelssen]

Danke, Julchen. Du hast im Wetterstrang schon festgestellt: "Kreislaufwetter". Ich schiebe es jetzt mal bequemlichkeitshalber aufs Wetter, dass mein Sohn seit vorgestern seine Kopfschmerzen nicht los wird und versorge ihn mit Kopfschmerzmitteln aus der Eigenproduktion, die ihm sonst immer helfen (besser als Apothekenmittel): diesmal nicht. Folglich ist er auch maulfaul und spricht nicht über Dux und seine Skrupel. Ich hoffe, sie sacken nach und nach weg. Gegessen hat er heute aber mit Genuss - und reichlich: gebratene Schinkenbananen auf Curryreis. Das ist ein gutes Zeichen.

Im Bad standen heute noch die frisch gewaschenen Windelhosen in der durch die Menge etwas sperrigen Originalverpackung herum. Da Sohn alles wegräumt, was ihn direkt an Dux erinnert, habe ich mich erst auf die Suche nach einem Karton gemacht: vergebens. Dann fiel mir ein, dass eine fromme Muslima mir vor Jahren mal "eine Besuchstasche für den Hund" mit Inhalt als Geschenk mitgebracht hat: Liegedecke, Unterseite wasserdicht, 2 Näpfe - aus Plastik (!), Leine, Halsband, Spielzeug. Ich habe eine Viertelstunde hin und her gepackt, dann hatte ich die drei Packen Windelhose mit den jeweils drei Windeleinlagen auch noch drin. Tigra hat sofort registriert, dass ihr Platz für das Schlückchen Milch am Abend wieder frei ist und ich hoffe, dass ich im Bedarfsfall diese Windelhosen wiederfinde, weil sie bei Hundezeug sind (ich hoffe - weil: die seit Herbst 2015 verschollenen Tischdecken für die Veranda sind noch nicht wieder aufgetaucht, - die hatte ich auch zum gleich Wiederfinden weggepackt ).

Die Zeitlöcher werden auch schon kleiner: man gewöhnt sich. Der Tierarzt hat erst morgen wieder auf. Ich habe noch für 90,--€ Tabletten rumliegen und hoffe, er nimmt sie zurück. Im Kühlschrank steht noch ein gammelnder gekochter Knochen. Ob ich den für die Krähen im Garten deponieren kann? Will ja keine Nager anlocken. An den Nachbarshund verschenken geht nicht: der Knochen ist für Hundegeschmack "reif", für Frauchennasen dagegen nur noch Restmüll, hatte ihn am Weihnachtsmorgen vergessen...

Inse

[Julchen]

Ich glaube tatsächlich, dass die Kopfschmerzen zu einem großen Teil am Wetter liegen. Die Trauer und der Kummer haben aber bestimmt auch ihren Anteil.

Weil du sagst, dein Sohn räumt alles weg, was ihn an Dux erinnert ... bei uns ist es genau umgekehrt:
Hier hängen anderthalb Jahre nach dem Tod meiner Pinscherprinzessin immer noch die Leine und das Halsband an ihrem Haken im Flur; die Winterpinscherklamotten liegen neben meinen Schals; der Wassernapf (ungefüllt) steht an seiner angestammten Stelle. Ihr Körbchen ist noch im Wohnzimmer. Ich kann es nicht wegräumen, geht einfach nicht. Schlimm genug, dass die Kleine nicht mehr da ist ... wenn jetzt auch ihre Sachen weg wären, zu arg.

Wobei ich Tabletten, Futter, die großen Decken etc. ziemlich bald verschenkt hatte. Aber ihre ganz eigenen Dingelchen, das pack ich nicht. Im Sommer bekam ich Besuch von einer Freundin, die auch so eine zarte Pinscherdame hat. Ich wollte ihr den Winteranzug aus warmem Fließ schenken, nahm ihn in die Hand, machte den Fehler, meine Nase dranzuhalten - er duftet immer noch nach meiner Kleinen, ich konnte ihn nicht weggeben.

[Cornelssen]

Die Klamotten von meinen beiden Pinschern und der Shi-Tzu-Hündin hängen auch noch an ihrem Platz, - allerdings gewaschen. Ebenso griffbereit die Leinen und Halsbänder - auch die der Katzen. Bei keinem der anderen Tiere hat er so reagiert, als sie starben, hat auch keines so sehr geliebt.

Gestern hat er gefragt, wohin die drei - riesengroßen - Körbe von Dux weggeräumt werden könnten? Antwort: "Die bleiben! Tigra schläft da öfters drin." Damit war er zufrieden. Dux´Geschirr und die Leinen hat er noch nicht ins Visier genommen. Die hängen bei den anderen Leinen im Eingangsbereich: dafür gibts einen eigenen Garderobenständer...

Das hat sich vorletztes Jahr (?) als sehr hilfreich erwiesen, als auf der Straße plötzlich vier ausgebüchste kleine Hunde rumtobten: ich hatte sofort genug Material zur Hand, um die Rasselbande einzusammeln und ins Auto zu sperren. Die Männer der hinzugerufenen Feuerwehr (ein knapp ausgebremster Autofahrer hatte sie gerufen) waren ziemlich verblüfft, dass da eins auf Anhieb vier aufgeregten Hunden Halsband und Leine anlegen und sie in Sicherheit bringen kann. Sie trafen ein, als ich gerade den vierten Hund am Wickel hatte - und mussten "nur noch" die (fortlaufenden, aber nicht gemeldeten) Chip-Nummern auslesen.

Man/n reagiert halt unterschiedlich in so einer Situation. Nach dem Tod meines Lieblingshundes war ich wie gelähmt. Ich habe über ein halbes Jahr gebraucht, bis ich den Zettel mit der Tierarztbescheinigung bei der Hundesteuerstelle abgeben und ihn von der Steuer abmelden konnte: die Marke habe ich heute noch. Danach wurde alles leichter und der nächste Pinscher - ein weggeworfenes, fast zahnloses Tier: das Hundele - zog ein. Und dann kam Dux.

Inse

[Yarrow]

Die Hundemarke meiner Schäferhündin Asla hängt an meinem Schlüsselbund, so habe ich sie stets noch bei mir, wo immer ich auch bin...

[Cornelssen]

Hm. - Aber da verkratzt sie. Deshalb ist sie bei mir geschützt in einem Etui.

Als ich heute noch schnell Sauerkraut nachgekauft habe - obwohl ziemlich weit zu Fuß, weil derzeit die Hundespaziergänge fehlen, - tönte eine kräftige Männerstimme hinter mir im Ladeneingang: "Wie gehts dem Hund? Wie gehts ihm?" Und dann kam sehr beklemmt auf die Nachricht von Dux´Tod: "Bei uns liegt gerade eine der drei Katzen im Sterben." Der Mann hatte deutlich hörbar einen Kloß im Hals. Und dann: "Na, aber wir sehen uns dann doch hoffentlich bald wieder beim Hundespaziergang?"

Er sammelt in der nahegelegenen Neubausiedlung abends immer seine Katzen ein: eine ist ein bißchen dusselig, die andere hat nur drei benutzbare Pfoten. Die vierte ist eingenäht, damit sie wieder laufen konnte. Das hat eine Amputation verhindert. Die dritte ist zugelaufen: ein hellgrauer Kater, der nicht mehr ins Haus kommt. Ich konnte ihn identifizieren: das Peterle pflegte früher immer sein Frauchen mit Hund abends zu begleiten. Sie ist dann weggezogen und Peterle war verschwunden. Im letzten Sommer gesellte er sich plötzlich wieder zu mir und Dux, kam mit, bis Herrchen auf der Bildfläche erschien und nach Hause rief. So sind wir ins Gespräch gekommen und er erfuhr etwas über Peterles Vorgeschichte. Ich habe nicht gefragt, welche Katze jetzt weggehen wird, wollte dem Mann nicht weh tun.

Inse

[geranium]

liebe Inse, das tut mir einerseits sehr leid, dass Dux nun nicht mehr bei euch ist, andererseits muss er sich nicht mehr quälen.
Ihr habt soviel Gutes für ihn getan, das hat ihm sein Lebensende leichter gemacht und schön, dass er selbstbestimmt gehen konnte, das war sein Dank an euch

lg margot, hörte gestern zufällig das "Titellied" dieses Strangs

[Martin]

Aus aktuellem Anlass hole ich diesen Strang hoch: Vor eineinhalb Stunden hat uns unser Max für immer verlassen.
Gestern und heute morgen hatte er soweit abgebaut, daß er nicht mehr allein aufstehen konnte und zudem unkontrolliert gekotet hat. Wir haben einen Nottierarzt gesucht, zufällig war es der hier in unserer Straße, fünfzig Meter entfernt. Und als wir noch vor seiner Tür standen und warteten, daß er aufmacht, hat sich Max auf meinen Armen verkrampft, erbrochen und uriniert und ist gestorben. Als der Tierarzt aufmachte konnte er nur noch den Tod feststellen.
Wir haben ihn dann gleich zu meinem Elternhaus gebracht und im Garten begraben, meine Tochter hat ihm noch einen Ball auf den letzten Weg mitgegeben. Möge er in Frieden ruhen, unser Kleiner, der im Herzen ein ganz Großer war...

Traurige Grüße, Martin

[Moonfall]

Ach, ist das traurig Martin! Ich drücke dich im Geiste. 
Du hast alles für ihn getan, was du tun konntest. Es war für ihn sicher gut, dass du ihn am Ende gehalten hast, so mußte er nicht allein sterben.