Was ist für euch ein "Garten"?

[Salvia]

Danke, du bist so gut zu mir.

Und vielleicht gibt´s ja in der Nachbarschaft mal einen großen Garten, den du übernehmen könntest?

Ehrlich gesagt, ich liege schon auf der Lauer. Details darüber sind aber zu makaber.

[Yarrow]

Mein Garten ist in erster Linie ein Refugium für Tiere aller Größen und Arten - wildlebende und solche in meiner Obhut. In zweiter Linie liefert er mir Obst (Gemüse baue ich zur Zeit nicht mehr an). Und es ist der Ort, wo ich meine Bäume und Sträucher pflanze. Blumen in dem Sinne habe ich fast gar nicht (Schnecken!!), außer sehr vielen verwilderten Zwiebelblumen im Frühling und inzwischen rund 40 Rosensträuchern, die aber nicht verhätschelt werden und mit ihrem Standort in der Wiese klarkommen müssen.

Einen Teil des Gartens kann ich vor lauter Wildwuchs derzeit gar nicht mehr betreten. Dafür hab ich inzwischen eine regelrechte Igelzucht!

Mein Garten erdet mich; auf meine drei Krebserkrankungen habe ich jeweils dadurch reagiert, dass ich noch mehr Bäume gepflanzt und mich sozusagen mit deren Wurzeln im Boden und im Leben festgekrallt habe. So habe ich auch meine Spuren für die Nachwelt hinterlassen und dafür gesorgt, dass meine (bisher nur theoretischen) Enkel mal mehr Kirschen haben, als sie futtern können.

Es ist mir wichtig, ein Stück Land zu haben, um die Ernährung meiner Familie sicherzustellen, falls mal wieder wirkliche Notzeiten kommen (bei einem Atomunfall wäre ich dann allerdings angeschmiert).

Wenn ich aber in einem Wort zusammenfassen müsste, was der Garten für mich bedeutet, wäre das wohl: Potenzial! Egal, was ich irgendwann mal pflanzen, züchten oder bauen möchte: hier ist der Ort, wo ich es realisieren kann! Inzwischen darf die Natur hier ihre eigenen Experimente machen.

[Raphaela]

Yarrow schrieb:
"...Es ist mir wichtig, ein Stück Land zu haben, um die Ernährung meiner Familie sicherzustellen, falls mal wieder wirkliche Notzeiten kommen..."

- Das scheint uns allen wichtig zu sein...Und ich fürchte, die Notzeiten kommen tatsächlich

[Maiglöckchen]

Für mich ist mein Garten eine Wundertüte - nie weiß ich, welche Überraschung dort auf mich wartet

Und er lehrt mich Geduld, eine Eigenschaft, die ich von Haus aus so gar nicht besitze. Deshalb ist er für mich der Ort, an dem ich runterkommen kann und das Hamsterrad wenigstens für kurze Zeit zum Stillstand kommt.

Aus Zeitmangel lasse ich meinen Garten oft tun, was er will und stelle dann immer wieder fest, wie wunderschön die vielen Gräser sind, die ich nicht gejätet habe und die daher munter vor sich hinblühen.

Auch wenn ich eigentlich gar keine Zeit dafür habe, hätte ich auch gerne mehr Garten, um noch mehr buntes Durcheinander um mich zu haben.

Leider gehört mir dieser Garten nicht, auch wenn mein Herz mittlerweile sehr daran hängt. Ein Garten, der mir gehört, ist mein Traum - auch weil es mir ähnlich wie Euch geht - ich denke, die Zeiten werden härter und härter und ein Stück Land, auf dem ich mich mit Lebensmitteln versorgen könnte, wäre eine ungeheure Beruhigung für mich.

LG Silvia

[Raphaela]

"Gehören" (also im Sinne von Besitz mit Grundbucheintrag) tut mir auch kein Garten, ich tu nur einfach so
Aber ich verstehe sehr gut, was du meinst..Der Verlust und schon der drohende Verlust eines Gartens ist etwa so schlimm wie die Vertreibung aus dem Paradies....

[Maiglöckchen]

Genauso ist es. Den größten Teil "meines" Gartens habe ich mir ja "widerrechtlich" angeeignet und wenn es morgen meinen Vermietern einfällt, die ganze Fläche zu betonieren, kann ich herzlich wenig dagegen machen.

LG Silvia

[Raphaela]

Oh jeee! Mit so einem Damokles-Schwert könnte ich wahrscheinlich nachts kein Auge zumachen - Gibt´s gar keine Chance auf einen Pachtvertrag?

À propos "widerrechtlich aneignen": Dazu und zu den von Mechthild genannten "Steinwüsten" fällt mir ein, daß sich eine liebe Bekannte in einer solchen Steinwüste
einen vorher sehr öden Innenhof halb-legal "angeeignet" und daraus eine echte Natur-Oase gemacht hat: Guerilla-Gardening at it´s best, das auch sehr poasitive uswirkungen auf die Umgebung hat (Kleinklima, Sauerstoff, Lebensraum für Tiere) und hoffentlich viele Nachahmer findet.

[kornblume]

Hallo Raphaela!

Mein Garten ist für mich - Arbeit die ich sehr gerne mache.Wenn ich oft so richtig wütent bin oder gestreßt-ab in den Garten und ausgetobt.Ich liebe es geschenkte Pflanzen von lieben Nachbarn einzubuddeln.So richtig wie Kraut und Rüben sehen meine Beete aus.Mir gefällt aber dieses Durcheinander.Das heißt aber nicht ,daß ich alles verwildern lasse,ein bißchen greife ich da schon ein.Da mal etwas weggezwickt,dort mal etwas geteilt und woanders eingepflanzt.Da der Vorbesitzer des Hauses nichts gemacht hat,kann ich mich noch voll austoben,es ist noch so viel Platz zum Gestalten,und jedes Jahr wirds ein bißchen so,wie ich es haben will.Wichtig ist mir auch ohne Chemie auszukommen,außer Hornspäne zum Düngen habe ich nichts.Kaffeesud für´s Blumengießwasser(ab und zu)und den Zwiebel-Knoblauchsud für den Mehltau(habe ich heute ausprobiert,weil Sonnenschein).Ich muß aber auch dazusagen,daß ich mit keiner Plage zu kämpfen habe. Keine Mäuse,keine Maulwürfe,Schnecken schon aber die sind auch überschaubar und ich sammle sie und bring sie in ein nahes Wäldchen,Ameisennester habe ich auch ziemlich viele,aber die sind alle an Stellen wo sie mich nicht stören.
Ich liebe dieses Stückchen Erde und manchmal kann ich es nicht glauben,daß es mir gehört.
Liebe Grüße kornblume

[Raphaela]

Keine (Wühl-) Mäuse und wenig Schnecken!? - Ich fall gleich in Ohnmacht vor Neeeeeiiiiid!
Dann ist dein Garten ja ein echtes Paradies - ohne Schlange sozusagen

Toll, wieviele verschiedene Bedeutungen schon zusammen gekommen sind: Arche Noah/Naturrefugium für Tiere in lebensfeindlicher Umgebung, Igel-"Zucht"-Anlage, Seelennahrung, persönlicher Freiraum, Platz für Natur- und Selbstnähe, Kontemplation, "Meditation" und Erholung vom Alltag, Raum für Genuß und gesunde Nahrung, Potential für Zukunftsträume/-arbeiten, "Lebens-Verankerung", Kunstwerk... und bestimmt hab ich jetzt noch die Hälfte vergessen auf die Schnelle...

[KristinaP]

Ein Garten ist für mich ein schönes großes Zimmer, in dem alles mal so liegenbleiben kann, wie ich es hingelegt habe.
Dieses Zimmer ist größer als die Zimmer im Haus, verlangt keinen Zimmerputz mit Staubtuch und- sauger, dafür muss man machmal rein, um die Blumen wieder erscheinen zu lassen, die da eigentlich wachsen sollen. Die Natur ist auch eingezogen und wo sie wachsen darf, lasse ich sie in Ruhe, dazu gehört Giersch unter den Felsenbirnen, Brennesseln in der Gartenecke, Löwenzah überall mal dazwischen.

Ich hab einen Nachbarn, der selbst im Hochsommer bei trockenem Wetter, seine Beete abkratzt, da stehen dann nur Sträucher mit Erde drumrum

Nä, nix für mich. Dieses Jahr hab ich viel Lob bekommen, da bei mir Kornblumen, Mohn und Kamille ein farbenfrohes Bild abgaben. Viele Gartenmenschen klagen über Schneckeninvasionen, ich nicht. Mein Boden ist immer schön feucht.
Meistens brauche ich den Garten zum Abreagieren, dafür eignet sich Krauten gut, zum Nachdenken aber auch, zum was Neues ausprobieren, vielleicht mal zur Selbstversorgung- da muss ich noch ordentlich üben, aber auch mal, um einfach die Seele baumeln lassen zu können:

Jetzt fällt mir leider nichts mehr ein