10.02.18, 02:57
Nun ja, Dich zu besuchen wäre schon eine nicht ganz unrealistische Option, aber Anstrengungen habe ich schon hier genug, könnte durchaus öfter mal Hilfe brauchen.
Heute kam ein verknatzter Sohn grummelnd die Treppe runter, nachdem ich dreimal geklingelt und zwischenzeitlich allen Krempel aus dem Auto alleine ins Haus getragen hatte: den Kasten Wasser und den Karton mit 12 Litern Milch hätte er mir schon abnehmen können... Er: "Musst Du auch immer soviel kaufen und dann auch noch ungeduldig sein?" - "Ja, weil ich nur einmal pro Woche fahre und Du davon profitierst!"
Er nimmt wortlos den Karton mit der Milch und und packt ihn in der eiskalten Veranda auf den Boden - als ob er nicht wüsste, dass ich mich schwer tue, sowas Schweres wieder vom Boden hoch zu kriegen. (Warte, da fällt mir noch ´ne fiese Rache ein! Ganz bestimmt! Rüpel! - Und sowas hab ich geboren und großgezogen - hab ich da was falsch gemacht - oder ist nicht jeder ab einem unbestimmten Alter selbst für sein schlechtes Benehmen verantwortlich zu machen? Aber warum spukt dann dieses "Schuld"gefühl immer wieder durch meinen Kopf? Morgen gibts irgendwas mit Ziegenkäse. Das hat er dann davon. Grmpf!
Das Schlimmste war: ich hatte das Auto seit Tagen nicht bewegt. Die Scheiben waren innen stark vereist - außen auch. Außen ging das leicht ab, aber innen ist das immer langwierig. Ich Dussel schalte also die Zündung ein und stelle die Heizung an. Als ich dann das Töff starten will, sagt meine sonst zuverlässige Batterie nur noch: "Örks!"
Da dämmert mir, was ich falsch gemacht habe. Ich pilgere zur Werkstatt wenige Häuser weiter, beichte und bitte um Starthilfe. Die Jungs sind ´ne Wucht. Einer kommt sofort, gibt mir Starthilfe und ich kann los. Fahre bewusst den längeren Weg über die Autobahn, um ordentlich Gas geben und die Batterie wieder aufladen zu können. Dann schert ein Kleinlaster vor mir aus und tuckert schleichend auf der linken Spur als Nicht-Überholer bis zu der Ausfahrt, auf der ich raus muss. Von Gas geben und Batterie aufladen keine Spur. Heute (Freitag) scheint also der Tag der Parkinson´schen Gesetze gewesen zu sein.
Zuhause schiebe ich, weil heute die große Prunksitzung aus Mainz übertragen wird, die frisch gekauften Pfannkuchen in den Backofen. Sie waren gut, aber leider so gefüllt, dass einem beim ersten Bissen die brandheiße Marmeladenfüllung als Saft entgegen spritzte: auf die Hand, das Tischtuch, den Pullover: Zähne knirsch! Und dann ehrt - völlig ungewöhnlich - der Mainzer OB auf der Bühne die Margot Sponheimer mit einem Blumenstrauß anlässlich der Verleihung ihrer Ehrenbürgerschaft: das Margotsche war im Gymnasium zwei Klassen unter mir - und plötzlich fällt mir auf, dass ich außer den politischen Honoratioren kein bekanntes Gesicht mehr im Publikum finde: wir sind halt alle alt geworden, wenn wir überhaupt noch da sind. Schmerzhaft.
Der Tenor in der Sitzung hat sich geändert: es ist wieder politischer geworden und die plumpe Dummbabbelei wurde reduziert, Musik/Gesang spielt wieder eine größere Rolle und - Lokalpatriotismus mit fragwürdiger Geschichtsinterpretation: der Mainzer Karneval gewann seine Bedeutung und seinen politischen Charakter aus dem Protest gegen die napoleonische Besetzung und damalige Zensur: "Narremund tut Wahrheit kund," - aber einen Narren bestraft man nicht. Mit Preußen hatte das nichts zu tun.
Danach kommt wehmütig die Erinnerung an meine erste eigene Inszenierung - eben in diesem Saal und auf dieser schwierigen Bühne: sie hat so gut wie keine Tiefe, nur einen unkomplizierten Zugang: die Treppe aus dem Saal. Ein einziger seitlicher Zugang existiert auch, ist aber sehr schmal und stolperich. Umbauen geht nicht. Denkmalschutz. Als ich meinem Sohn davon erzähle, guckt er wie ein Auto: "Das war wohl vor meiner Zeit?" - "Ja."
Muss das alles an einem Tag passieren?
Inse
Heute kam ein verknatzter Sohn grummelnd die Treppe runter, nachdem ich dreimal geklingelt und zwischenzeitlich allen Krempel aus dem Auto alleine ins Haus getragen hatte: den Kasten Wasser und den Karton mit 12 Litern Milch hätte er mir schon abnehmen können... Er: "Musst Du auch immer soviel kaufen und dann auch noch ungeduldig sein?" - "Ja, weil ich nur einmal pro Woche fahre und Du davon profitierst!"
Er nimmt wortlos den Karton mit der Milch und und packt ihn in der eiskalten Veranda auf den Boden - als ob er nicht wüsste, dass ich mich schwer tue, sowas Schweres wieder vom Boden hoch zu kriegen. (Warte, da fällt mir noch ´ne fiese Rache ein! Ganz bestimmt! Rüpel! - Und sowas hab ich geboren und großgezogen - hab ich da was falsch gemacht - oder ist nicht jeder ab einem unbestimmten Alter selbst für sein schlechtes Benehmen verantwortlich zu machen? Aber warum spukt dann dieses "Schuld"gefühl immer wieder durch meinen Kopf? Morgen gibts irgendwas mit Ziegenkäse. Das hat er dann davon. Grmpf!
Das Schlimmste war: ich hatte das Auto seit Tagen nicht bewegt. Die Scheiben waren innen stark vereist - außen auch. Außen ging das leicht ab, aber innen ist das immer langwierig. Ich Dussel schalte also die Zündung ein und stelle die Heizung an. Als ich dann das Töff starten will, sagt meine sonst zuverlässige Batterie nur noch: "Örks!"
Da dämmert mir, was ich falsch gemacht habe. Ich pilgere zur Werkstatt wenige Häuser weiter, beichte und bitte um Starthilfe. Die Jungs sind ´ne Wucht. Einer kommt sofort, gibt mir Starthilfe und ich kann los. Fahre bewusst den längeren Weg über die Autobahn, um ordentlich Gas geben und die Batterie wieder aufladen zu können. Dann schert ein Kleinlaster vor mir aus und tuckert schleichend auf der linken Spur als Nicht-Überholer bis zu der Ausfahrt, auf der ich raus muss. Von Gas geben und Batterie aufladen keine Spur. Heute (Freitag) scheint also der Tag der Parkinson´schen Gesetze gewesen zu sein.
Zuhause schiebe ich, weil heute die große Prunksitzung aus Mainz übertragen wird, die frisch gekauften Pfannkuchen in den Backofen. Sie waren gut, aber leider so gefüllt, dass einem beim ersten Bissen die brandheiße Marmeladenfüllung als Saft entgegen spritzte: auf die Hand, das Tischtuch, den Pullover: Zähne knirsch! Und dann ehrt - völlig ungewöhnlich - der Mainzer OB auf der Bühne die Margot Sponheimer mit einem Blumenstrauß anlässlich der Verleihung ihrer Ehrenbürgerschaft: das Margotsche war im Gymnasium zwei Klassen unter mir - und plötzlich fällt mir auf, dass ich außer den politischen Honoratioren kein bekanntes Gesicht mehr im Publikum finde: wir sind halt alle alt geworden, wenn wir überhaupt noch da sind. Schmerzhaft.
Der Tenor in der Sitzung hat sich geändert: es ist wieder politischer geworden und die plumpe Dummbabbelei wurde reduziert, Musik/Gesang spielt wieder eine größere Rolle und - Lokalpatriotismus mit fragwürdiger Geschichtsinterpretation: der Mainzer Karneval gewann seine Bedeutung und seinen politischen Charakter aus dem Protest gegen die napoleonische Besetzung und damalige Zensur: "Narremund tut Wahrheit kund," - aber einen Narren bestraft man nicht. Mit Preußen hatte das nichts zu tun.
Danach kommt wehmütig die Erinnerung an meine erste eigene Inszenierung - eben in diesem Saal und auf dieser schwierigen Bühne: sie hat so gut wie keine Tiefe, nur einen unkomplizierten Zugang: die Treppe aus dem Saal. Ein einziger seitlicher Zugang existiert auch, ist aber sehr schmal und stolperich. Umbauen geht nicht. Denkmalschutz. Als ich meinem Sohn davon erzähle, guckt er wie ein Auto: "Das war wohl vor meiner Zeit?" - "Ja."
Muss das alles an einem Tag passieren?
Inse