28.02.18, 15:23
(27.02.18, 18:59)Cornelssen schrieb: Ja, Wolfgang: die Auflistung der Schadstoffquellen ist beeindruckend. Aber: für Politik entscheidend ist das Machbare. Das Zuhause der Menschen ist geschützt. Im öffentlichen Raum kann/darf gemessen werden, in Privatwohnungen nur mit jeweils individuellem Einverständnis, wobei die Ergebnisse auch nicht wirklich brauchbar für allgemein verbindliche Entscheidungen sind: jemand, der 40 oder mehr Zigaretten/Tag raucht, produziert andere Schadstoffwerte als ein Nichtraucher, der auch sonst asketisch lebt: beide sind nicht repräsentativ. Politik muss nach Markern suchen, die allgemein akzeptiert werden können.
Dazu gehört dann auch, dass man "scheibchenweise" vorgeht: quasi mit dem Skalpell statt mit dem Baseballschläger. Also pickt man sich einzelne Schadstoffe heraus und "bekämpft" sie. Angefangen hat es meiner Erinnerung nach mit dem "sauren Regen". Später kam Blei, dann ging es weiter. Anfang der 2000er Jahre habe ich am Umweltlexikon mitgearbeitet und hatte u.a. die sehr undankbare Aufgabe, den Eintrag zu "Diesel" zu formulieren. Mit meinen Studenten habe ich die Beiträge im Rahmen eines Projekts erarbeitet. Das erste, was wir anschließend getan haben, war massiv dafür einzutreten, dass wir mehr Platz für den Eintrag erhielten - und erreichten eine Verdoppelung der Anschläge. Trotzdem deutet der kurze Artikel nur einen Hauch von dem an, was Diesel alles anrichtet.
Für uns alle war damals das wichtigste Ergebnis, dass wir beschlossen: "Ein Diesel kommt nicht mehr infrage. Das ist unverantwortlich, so ein Auto zu fahren." Was uns unverständlich blieb, war die Tatsache, dass die Giftigkeit dieses Treibstoffs den technisch und politisch Verantwortlichen gut bekannt sein musste, aber nicht berücksichtigt wurde - wie in Landwirtschafts- und Lebensmittelindustrie auch. Was blieb, war zweierlei:
1. Jeder muss selbst Verantwortung übernehmen und sich entsprechend selbst informieren, auch wenn es Mühe macht.
2. Führungspersonal in Industrie und Politik darf man nicht über den Weg trauen. Herdenviehmentalität und naive Gläubigkeit sind schädlich - für Individuum und Gesellschaft.
Mich regt das Klagen über gerichtlich ermöglichte Einschränkungen etwas auf: wer heute beruflich einen Diesel fährt, konnte schon bei der Anschaffung wissen/zur Kenntnis nehmen, dass die Dinger bedenkliche Schadstoffe ausstoßen - und hätte sich um eine Alternative bemühen können. Weitsichtige haben das ja auch getan - aber die waren/sind in der Minderheit, weil das gedankenlose Mitschwimmen im allgemeinen Trend ja so bequem war....
Inse
Natürlich ist Radfahren oder Zufußgehen ökologischer, aber wenn wir mal die Vekehrsmittel nehmen, dann haben sie alle ihre Probleme. Zug, Bus und Tram sind nur in bezug auf den einzelnen Fahrgast emissionsärmer. Aber bei allem was elektrisch angetrieben wird, kommt schon mal nur ein Viertel der Primärenegie wie Braun- oder Steinkohle bzw. Gas an der Steckdose an (Wirkungsgrad und Leitungsverluste, bei Wind- und Solar ist der Verlust geringer) Das wird dann auch für e Autos gelten.
Was aber Verbrennungsmotoren betrifft: Benziner-> hoher CO2 Ausstoß, zusätzlich bei Einspritzern -> besonders viel Feinststaub, mehr als Diesel,
verringert man die Feinstaubemission, entsteht mehr NOx, wg. höherer Verbrennungstemperaturen, das gilt auch für den Diesel. Dieser ist aber von CO2 Ausstoß her ökologischer. Die "alten Stinker" mit der sichtbaren Rußwolke waren weniger problematisch, weil sich die gröberen Teilchen schneller absetzten. Der viel feinere Staub heutiger Wagen ist lungengängiger und wird weniger abgehustet. Soviel zum technischen Fortschritt.
Man hat vor Jahren mal die Kfz.Steuer für Diesel drastisch erhöht, was ihn nur bei Vielfahrern wirtschaftlicher machte. Warum besteuert man nicht alle Kfz´s nach dem Austoß an Fremdstoffen jedweder Art, und zwar drastisch, nicht linear steigend? Das hieße gleichzeitig auch, nach geringerem Verbrauch an Kraftstoffen. Bisher ist das gedeckelt, sodass Wagen "mit Schlürfgeräuschen" wie superschnelle Flitzer, SUV´s oder Geländewagen ziemlich glimpflich steuermäßig davon kommen. Das wäre zwar unpopulär, aber Fahrverbote, wie angedacht treffen wieder die weniger Wohlhabenden, die nicht mal einfach ein schadstoffreiches gegen ein besseres Fahrzeug austauschen und das auch noch steuerlich absetzen können.
Und was die Schädlichkeit von NOx betrifft. Der Wert 40µg/cbm im Jahresdurchschnitt ist durch keine wissenschaftliche Erkenntnisse gesichert. Als man in den USA und Aachen Testversuche mit unfreiwilligen Affen, bzw. freiwilligen Probanden gemacht hat, ging ein Aufschrei der Entrüstung durch die Medien. Ja, wie soll man denn sonst gesicherte Erkenntnisse nach strengen Parametern gewinnen?
Die Zahl 6000 Tote kommt rein rechnerisch aus Statisiken zustande. Wenn jemand eher stirbt als seine statitisch errechnete Lebensdauer es aussagt, teilt man die Zeitdifferenz auf gängige Todesursachen nach einem ebenfalls statistischen Schlüssel auf. Dann kommt z.B. heraus: durch NOx lebt ein 30 Jähriger, der noch 41 Jahre Lebenserwartung hatte, einen Monat weniger, nimmt nimmt man die Gesamtluftverschmutzung, dann sind es 3,5 Monate.
Übrigens: weltweit wird mehr NOx durch Gewitter erzeugt als durch Dieselfahrzeuge. Dann sollte man doch erst mal die Gewitter verbieten. Zumindest über Deutschland. Aber man würde dann auch mehr Kunstdünger benötigen.
MfG.
Wolfgang
natura magistra artis