10.03.18, 00:03
Stichwort: "... damit wir das Haus leer verkaufen können."
Liebe Gudrun, genieße Dein Leben, solange es geht - und freu Dich an dem, was Dir gefällt oder angenehm ist, statt dauernd an den irgendwann kommenden Tod zu denken.
Ein treuer Studienfreund von mir, eher großbürgerlich geboren und überbehütet groß geworden, hatte im Leben sehr viel Pech. Irgendwann schrieb er mir, dass er sein Haus nun endlich abbezahlt habe (seine demente Mutter hatte es zwischendurch mal mit dem Weihnachtsbaum abgefackelt), und nun auf seine Beerdigung spare: nicht verbandelt, keine Kinder, keine engen Verwandten. Seine große Liebe gehörte der Orgel, er sammelte Heimorgeln (und vor dem Brand antikes Silber), schrieb im gleichen Brief, dass er eine alte Orgel entdeckt habe, sich aber nicht leisten könne, wegen der Rücklagen für seine feierliche (standesgemäße) Beisetzung. Mein Kommentar war - mal wieder - so, dass er erst eine Denkpause einlegen musste - dachte ich. Zu meinem Geburtstag schrieb er nicht.
So rechtzeitig vor Weihnachten 2017, dass ich zum Glück noch keine Weihnachtskarten/-briefe verschickt hatte, erhielt ich ein Schreiben, besagter Freund habe mir als Vermächtnis ein Ölgemälde hinterlassen und ich möge bitte zeitnah Verpackungsmaterial und einen freigemachten Karton schicken oder das Gemälde im Odenwald selbst abholen, das Haus müsse leer geräumt werden, um es verkaufen zu können.
Nachdem der erste Schreck verarbeitet war, schrieb ich zurück, Verpackungsmaterial könne ich gerne schicken, falls man mir die Maße des Gemäldes mitteile, notfalls auch die Abholung zeitnäher organisieren, allerdings würde mich mehr interessieren wann und unter welchen Umständen der Herr Pfarrer denn verstorben sei? Antwort postwendend: a) die Maße des Bildes und b) die Geschichte seines Todes und das Datum: einen Tag nach meinem Geburtstag - was erklärte, warum er mir nicht mehr geschrieben hatte. Das Beerdigungsinstitut hätte mir eine Todesanzeige schicken sollen, hatte das aber (nicht nur bei mir) unterlassen.
Inzwischen hängt sein Vermächtnis im Arbeitszimmer unauffällig an der Wand - mit einem Zettel hinten drauf mit weiteren Informationen. Ob nun die etwas kostspieligere Beerdigung wichtiger war als die Freude an einer Traumorgel mag ich angesichts dieser Geschichte nicht diskutieren, aber eins fand ich bedenkenswert: wenn man etwas nicht selbst ausmisten mag, kann man es zum Vermächtnis erklären und damit den Hinterbliebenen die "Entsorgung" wesentlich erleichtern, ohne selbst vorzeitig verzichten zu müssen. Das nur so als Tipp - OT zu Gemüsenudeln.
Inse
Liebe Gudrun, genieße Dein Leben, solange es geht - und freu Dich an dem, was Dir gefällt oder angenehm ist, statt dauernd an den irgendwann kommenden Tod zu denken.
Ein treuer Studienfreund von mir, eher großbürgerlich geboren und überbehütet groß geworden, hatte im Leben sehr viel Pech. Irgendwann schrieb er mir, dass er sein Haus nun endlich abbezahlt habe (seine demente Mutter hatte es zwischendurch mal mit dem Weihnachtsbaum abgefackelt), und nun auf seine Beerdigung spare: nicht verbandelt, keine Kinder, keine engen Verwandten. Seine große Liebe gehörte der Orgel, er sammelte Heimorgeln (und vor dem Brand antikes Silber), schrieb im gleichen Brief, dass er eine alte Orgel entdeckt habe, sich aber nicht leisten könne, wegen der Rücklagen für seine feierliche (standesgemäße) Beisetzung. Mein Kommentar war - mal wieder - so, dass er erst eine Denkpause einlegen musste - dachte ich. Zu meinem Geburtstag schrieb er nicht.
So rechtzeitig vor Weihnachten 2017, dass ich zum Glück noch keine Weihnachtskarten/-briefe verschickt hatte, erhielt ich ein Schreiben, besagter Freund habe mir als Vermächtnis ein Ölgemälde hinterlassen und ich möge bitte zeitnah Verpackungsmaterial und einen freigemachten Karton schicken oder das Gemälde im Odenwald selbst abholen, das Haus müsse leer geräumt werden, um es verkaufen zu können.
Nachdem der erste Schreck verarbeitet war, schrieb ich zurück, Verpackungsmaterial könne ich gerne schicken, falls man mir die Maße des Gemäldes mitteile, notfalls auch die Abholung zeitnäher organisieren, allerdings würde mich mehr interessieren wann und unter welchen Umständen der Herr Pfarrer denn verstorben sei? Antwort postwendend: a) die Maße des Bildes und b) die Geschichte seines Todes und das Datum: einen Tag nach meinem Geburtstag - was erklärte, warum er mir nicht mehr geschrieben hatte. Das Beerdigungsinstitut hätte mir eine Todesanzeige schicken sollen, hatte das aber (nicht nur bei mir) unterlassen.
Inzwischen hängt sein Vermächtnis im Arbeitszimmer unauffällig an der Wand - mit einem Zettel hinten drauf mit weiteren Informationen. Ob nun die etwas kostspieligere Beerdigung wichtiger war als die Freude an einer Traumorgel mag ich angesichts dieser Geschichte nicht diskutieren, aber eins fand ich bedenkenswert: wenn man etwas nicht selbst ausmisten mag, kann man es zum Vermächtnis erklären und damit den Hinterbliebenen die "Entsorgung" wesentlich erleichtern, ohne selbst vorzeitig verzichten zu müssen. Das nur so als Tipp - OT zu Gemüsenudeln.
Inse