19.08.18, 18:22
Vanda, Du weißt ja, dass alles zwei Gesichter mindestens hat? Kolkraben sind groß, kräftig und sehr intelligent. Das hat auch Schattenseiten.
Bei uns im Dorf gab es bis zur Wende eine offene Deponie. Dort haben sich allerhand Rabenvögel angesiedelt und gut von dieser Deponie gelebt - bis gemäß den Vorschriften der EU diese Deponie abgedeckt werden musste. Die Entsorgung lastet bis heute auf der Kommune und macht nicht wirklich Fortschritte - aber das nur nebenbei.
Im Ort gab es eine Kälberzuchtanlage der LPG. Die Kühe kalbten auf der Wiese und meist kam täglich ein Verantwortlicher vorbei und schaute nach den Tieren. 1994 - ich war schon Professorin in Hannover und sammelte nach wie vor fleißig Material für meinen Unterricht - entdeckte ich in einer überregionalen Zeitung einen kurzen Bericht über einen verzweifelten Milchviehzüchter in G., der seinen nach der Wende von der LPG gekauften Betrieb vor der Insolvenz sah - weil Kolkraben die neugeborenen Kälber sofort töteten und fraßen, nachdem die Deponie abgedeckt worden war und sie dort kein Futter mehr fanden.
Das hätte nur verhindert werden können, wenn die Kühe in Ställen gekalbt hätten und gehütet worden wären. Das konnte/wollte der Betrieb nicht leisten. Folge: die Kühe wurden nach M-P verkauft, der Bauer versuchte den Umstieg auf Kartoffeln und Gänse: steht bis heute noch so in einem Dorfladenführer, den Mechthild mir mal ans Herz gelegt hat. Kartoffeln und Gänse brachten nicht genug ein, die Suche ging weiter. Wirtschaftlich gerettet hat den Betrieb das weibliche Berlin mit seinem großen Herzen für Pferde: er kümmert sich jetzt - erfolgreich - um eine nicht gerade kleine Herde Pensionspferde. Trächtige Stuten werden an den Nachbarbauern vermittelt: der hat seit seiner Scheidung (dem Ordnungsamt ein Graus) einen Wohnwagen auf dem Gelände stehen und lebt dort mit seiner durchaus griffigen Schäferhündin rund ums Jahr. Wenn die Stuten sehr kurz vorm Abfohlen sind, schläft er auf einer Luftmatratze draußen: die anderen halten das für verrückt, aber er hat lt. eigener Aussage aus der Fastpleite seines Nachbarn gelernt und lässt wegen der Raben Gebärende und Neugeborene bis heute nicht alleine auf der Weide.
Übrigens: diesen Zeitungsausschnitt fand ich 12 Jahre später wieder, als ich genau in diesem Dorf ein Haus gekauft hatte und dorthin umgezogen bin ... Rabenvögel gibts hier inzwischen nicht mehr so viele und Kolkraben habe ich schon lange nicht mehr gesehen.
Inse
Bei uns im Dorf gab es bis zur Wende eine offene Deponie. Dort haben sich allerhand Rabenvögel angesiedelt und gut von dieser Deponie gelebt - bis gemäß den Vorschriften der EU diese Deponie abgedeckt werden musste. Die Entsorgung lastet bis heute auf der Kommune und macht nicht wirklich Fortschritte - aber das nur nebenbei.
Im Ort gab es eine Kälberzuchtanlage der LPG. Die Kühe kalbten auf der Wiese und meist kam täglich ein Verantwortlicher vorbei und schaute nach den Tieren. 1994 - ich war schon Professorin in Hannover und sammelte nach wie vor fleißig Material für meinen Unterricht - entdeckte ich in einer überregionalen Zeitung einen kurzen Bericht über einen verzweifelten Milchviehzüchter in G., der seinen nach der Wende von der LPG gekauften Betrieb vor der Insolvenz sah - weil Kolkraben die neugeborenen Kälber sofort töteten und fraßen, nachdem die Deponie abgedeckt worden war und sie dort kein Futter mehr fanden.
Das hätte nur verhindert werden können, wenn die Kühe in Ställen gekalbt hätten und gehütet worden wären. Das konnte/wollte der Betrieb nicht leisten. Folge: die Kühe wurden nach M-P verkauft, der Bauer versuchte den Umstieg auf Kartoffeln und Gänse: steht bis heute noch so in einem Dorfladenführer, den Mechthild mir mal ans Herz gelegt hat. Kartoffeln und Gänse brachten nicht genug ein, die Suche ging weiter. Wirtschaftlich gerettet hat den Betrieb das weibliche Berlin mit seinem großen Herzen für Pferde: er kümmert sich jetzt - erfolgreich - um eine nicht gerade kleine Herde Pensionspferde. Trächtige Stuten werden an den Nachbarbauern vermittelt: der hat seit seiner Scheidung (dem Ordnungsamt ein Graus) einen Wohnwagen auf dem Gelände stehen und lebt dort mit seiner durchaus griffigen Schäferhündin rund ums Jahr. Wenn die Stuten sehr kurz vorm Abfohlen sind, schläft er auf einer Luftmatratze draußen: die anderen halten das für verrückt, aber er hat lt. eigener Aussage aus der Fastpleite seines Nachbarn gelernt und lässt wegen der Raben Gebärende und Neugeborene bis heute nicht alleine auf der Weide.
Übrigens: diesen Zeitungsausschnitt fand ich 12 Jahre später wieder, als ich genau in diesem Dorf ein Haus gekauft hatte und dorthin umgezogen bin ... Rabenvögel gibts hier inzwischen nicht mehr so viele und Kolkraben habe ich schon lange nicht mehr gesehen.
Inse