24.04.12, 19:50
(24.04.12, 18:48)Yarrow schrieb:(24.04.12, 07:24)Bärbel schrieb: und da hab ich erst gestern viele von diesen "vergewaltigten" Obstbäumen gesehen - mich schaudert es da!
Mich auch. Außerdem werden da keine alten Obstsorten angeboten. Warum nicht lieber ein paar Buschbäume? Die kann man ja immer noch mit zusätzlichen Sorten veredeln...
Zum einen sind diese Obstbäume nicht vergewaltigt, sondern auf sehr schwach wachsenden Unterlagen veredelt. Wenn man fast nicht schneiden muß, weil die Bäumchen fast von allein säulenförmig wachsen, muß man eigentlich zwangsläufig zur Ansicht kommen, daß viel mehr all die größeren Obstbäume, die jährlich geschnitten und geformt werden müssen, vergewaltigt werden. Jährlich so viele Verstümmelungen und offene Wunden...
Bitte mal vorsichtig mit der Wortwahl!
Zum anderen: Warum alte Obstsorten? Versteht mich nicht falsch: Ich liebe alte Sorten, aber ich liebe auch Sortenvielfalt. Alte Sorten sind nicht per se gut und neue schlecht. Jede einzelne Sorte (egal wie alt und wann entstanden) hat ihren Wert, ihre Vor- und Nachteile. Säulenobst ist eine ziemlich neue Kulturform, und entsprechend werden Sorten gezüchtet, die sich dafür eignen. Wenn sich dadurch die Sortenvielfalt erhöht, gibt es doch nichts dagegen zu sagen. Die Guten setzen sich durch, die Schlechten sterben aus, das ist auch Evolution.
Eine Sorte oder Rasse (bei Tieren) muß gewisse Anforderungen erfüllen und dafür wird sie gezüchtet. So wie man einen Yorkshire-Terrier nicht als Kampfhund einsetzen kann oder eine "Bobby-James"-Ramblerrose nicht als Bodendecker, geht auch beim Obst die Vielfalt viele Wege.
Wenn ich auf zwanzig Quadratmeter Fläche möglichst schnell möglichst viel unterschiedliche Obstsorten ernten will, ist ein Hochstamm oder Halbstamm nicht hilfreich. Schwach wachsendes Säulenobst aus neuerer Züchtung dagegen sehr wohl und es hat den Vorteil, daß ich es nicht jedes Jahr vergewaltigen, also umfangreich verstümmeln muß.
Was bitte soll also hier die moralische Keule?
Liebe Grüße,
Martin