10.06.13, 16:53
(10.06.13, 16:29)Yarrow schrieb: Solange die Situation auf der Welt so ist, wie sie ist, finde ich es einfach nicht angebracht, über die Vorzüge von besonders exklusivem handgeschöpftem Orchideen-Essig zu diskutieren... den soll ruhig essen, wer möchte, aber ich mag es nicht zelebrieren.
Aber wo ziehst du die Grenze? Da, wo wir alle hier uns aufregen, dass es für unsere Tomatenpflanzen (die niemand, wirklich niemand von uns zum Überleben braucht!) zu nass ist, während in Ostafrika die gesamte Ernte auf den Feldern vertrocknet? Da, wo als "normalo-hau-rein-Futter" ein Beitrag über Möhrenpizza steht, in aller Selbstverständlichkeit (Olivenöl, Mehl, Möhren, Käse, Sahne, Curry - für uns ganz normale Zutaten, und viele Menschen auf der Welt können nichts davon einkaufen und essen)? Ich glaube, dass deine vielen diesbezüglichen Beiträge deshalb häufig Unverständnis oder Unmut hervorgerufen haben, weil dann eigentlich alles, was für uns selbstverständlich ist oder was wir konsumieren, nicht thematisiert werden dürfte, nicht nur der "Orchideenessig". Denn das alles ist genauso "zynisch", wenn man sich mal anderswo auf der Welt umschaut. Ich sehe in dieser Hinsicht keinen Unterschied zwischen dem handgeschöpften Orchideenessig und dem oben erwähnte Gejammer über das Wetter, das uns einen Strich durch unsere Gartenfreuden macht. Es ist so, dass wir hier leben wie die berühmten Maden im Speck. Und es ist m.E. wichtig, sich das bewusst zu machen. Und auch, dankbar zu sein und es nicht für selbstverständlich zu nehmen, weil das die Grundlage dafür ist, dass man auch an andere denkt. Aber wenn ich mich nicht über den handgeschöpften Orchideenessig freuen darf, dann darf ich mich auch nicht über die schöne handgefärbte Wolle freuen. Und nicht über die schönen Brennesselknödel. Und nicht über das große Glas klares, sauberes Wasser, das ich eben aus der Leitung gezapft habe und in einem Zug runterstürze. Und somit eigentlich über gar nichts mehr.

