Die verschmähten einmalblühenden Rosen

[freiburgbalkon]

Halloo freiburgbalkon,

die Rose in meinem Avatar ist die besagte "Victoria" von Bellis, Sie kam als kleiner Ausläufer zu mir. Meine ist aber noch ziemlich klein. Ein paar Blüten hat sie schon gehabt.
Hoffentlich kriegt jemand heraus, was für eine Rose es sich hierbei handelt.

Danke! Wieso "Victoria"? Wenn es doch anscheinend eine Unbekannte ist? War es eine Fehllieferung und diesem Namen? Jedenfalls ist sie sehr schön und bestimmt einmalblühend, oder?

[uliginosa]

Raphaela, danke für den Hinweis, aber ich habe schon Erfahrung mit der Rosenaussaat - 2 Wildrosen, die seit Jahren im Garten wachsen und Guirlande d'Amour-Sämlinge, die ich verschenkt habe.
Im Topf wären die Körnchen erst mal sicher vor den Mäusen!

Nach den Unterscheidungsmerklmalen von Gallicas und Centifolien wollte ich auch fragen - gibt es dazu nichts umfassenderes?
Und dann habe ich festgestellt, dass ich (außer CaFdV als Fehllieferung und nach Sonnenscheins Fotos bestimmt) keine Centifolie (ohne Moos) im Garten habe!

Die eingestellten Fotos von TS/T/Haddington erscheinen mir aber gallica-typisch.

[uliginosa]

Wie machst du das? Pflanzt du auch große Teile des Bestands jährlich um?

Ja.
Leider.
Aber nicht nach "Klassifizierungen" sondern nach Ähnlichkeit, die sich leider meist als Gleichheit rausstellt im Laufe der Jahre.
Heißt, man geht durch einen Haufen gleicher Rosen unter verschiedenen Namen hier im Park und zu einem neuen Haufen anderer gleicher Rosen unter verschiedenen Namen und dann zum nächsten .
Das ist nichts für gläubige Rosisten oder andere schwache Gemüter. Habe hier schon manchmal fast die weinenden Besucher raust r a g e n müssen, die immer noch an das geglaubt haben, was sie so alles in Büchern und Katalogen lesen .

Übrigens sind hier die Centifolienbeete leer, da gibt es nur ein kleines, aber es gibt 5 riesige Gallicabeete.

Uli, du weißt doch, wie die Antwort auf diese Frage lautet, oder?
Nur selbst aussäen macht süchtig . Also ran!

Die Zöpfe stehen dir gut, Sonnenschein!
Gegen Süchte, die mit Dutzenden von ständig gegossenwerden müssenden Töpfen enden, oder im ständigen Ausgraben von Riesenrosen, bin ich immun. Oder zu alt und schwach.

Aber ich werde sie bald säen, damit sie noch schön den Frostwechsel der nächsten Tage abbekommen.

[sonnenschein]

Ähm... Centifolia afdv ist eine Bengalhybride, keine Centifolie... oder Gallica....
Ich habe als ich damals angefangen habe, auch große Probleme gehabt, die Merkmale nachzuvollziehen. Ich wollte die Damaszena-Merkmale an meiner damals einzigen Damaszenerrose nachvollziehen: Mme Hardy von Schmid.
Ich habe es einfach nicht kapiert, was die da alles geschrieben hatten: nichts paßte!
Tja, warum? Weil die Mme Hardy von Schmid eine Mme Plantier war und ist.

Deshalb rate ich eigentlich ab, als Anfänger in diesen Dingen so als theoretische Trockenübung in die "Klassen" einzusteigen. Dafür ist einfach zu viel Falsches unterwegs. Das sollte man einfach mal praktisch anhand von realen Rosen erfühlen, ersehen und erriechen, möglischt an der Hand von jemandem, der schon etwas Erfahrung damit hat.

(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.02.13, 12:08 von sonnenschein.)

[Raphaela]

Ganz genau: "Anhand von realen Rosen" prägt sich z. B. auch Schnitt viel besser ein!!! - Darum halte ich auch nicht viel von Seminaren, wo die Teilnehmer gemütlich sitzend Powerpoint-Präsentationen o. ä. angucken...
Obwohl solche Seminare ein mittelfristig erfolgreicheres Geschäftsmodell sind: Dieselben Teilnehmer kommen dann nämlich regelmäßig wieder, weil sich bei ihnen nichts richtig eingeprägt hat ;-)

Nein: Man muß DRAUßEN lernen (egal, wie ungünstig das Wetter ist), die Pflanzen dabei anfassen, drunter krabbeln (eine ganz wichtige Perspektive: Meine paar Identfizierungen sind immer spontan als "Nebenprodukt" beim SV-Rupfen, Wühlmausgänge-Fluten o. ä. "passiert"), Blättchen zerreiben, Fruchtknoten umfassen, Blüten in Einzelbestandteile zerlegen, Triebe und Stacheln von Nahem angucken und be-greifen, erst dann "prät" sich alles, was man mit verschiedenen Sinnen aufgenommen hat, auch wirklich ein.

Beim Schneiden ist es genauso: Schön, wenn sich Leute, die man Jahre später wiedertrifft, nochmal für dabei gewonnene Erkenntnisse bedanken :-) Aber andererseits logisch, daß die dann keinen weiteren Kurs brauchen ;-)

Spannend finde ich auch die Besonderheiten, die Leute mit Erfahrung bei Identifizierungen und Identifizierungsversuchen zeigen: Die meisten gehen eher optisch und wissenschaftlich an die Pflanze ran und vergleichen Formen, Farben, Maße u. a. in erster Linie über die Augen mit abgespeicherten Informationen....Gisela Deible aus Ost-Holstein z. B. ergänzt dieses Vorgehen mit intensivem Schnuppern (sie muß unglaubliche Rosensorten-Mengen mit ihren individuellen Duftnuancen abgespeichert haben!), Herr Weingart dagegen ist ein "Haptiker", er zieht wichtige Zusatz-Informationen aus dem Anfassen, vor allem auch der Blättchen, (ich nehme an) aus ihrer Konsistenz und Dicke, der Rauhigkeit oder Glätte ihrer Oberfläche...

Daher bin ich nach wie vor überzeugt davon, daß mehrere Leute zusammen größere Chancen haben, eine Sorte zu identifizieren (sofern sie identifizierbar, also z.B. kein unbekannter Sämling, ist) als ein einzelner.
Und grade auch relativ frisch Eingestiegene können in so einem Team wertvolle Hinweise geben, weil sie einen "offeneren", unvoreingenommeren Blick haben als viele "alte Hasen". Es gibt nämlich eine gewisse Tendenz zu "Routine", grade wenn man ständig unter Zeitdruck steht. Dann wächst die Gefahr, zu schematisch und dadurch zu flüchtig zu werden. "Frische" Zusatz-Blicke nehmen dann u. U. Details wahr, die vielleicht nicht in´s "Schema" passen und das ist gut! Wir brauchen viel mehr "gemischte Teams"! :-)

[uliginosa]

Heute fall ich doch von einer Ohnmacht in die andere!
Meine Mme Hardy eine Mme Plantier?
2007 bei Schmid gekauft! (genau so wie die falsche TS!)

Wie gut, dass ich nie wußte, wohin mit einer Mme Plantier, die ich immer wollte!
Aber wo könnte ich jetzt eine echte Mme H. unterbringen?

Was das Rosengruppen aauseinanderhalten betrifft, so habe ich mich damit noch nicht wirklich beschäftigt. Aber als Freilandbotanikerin, die jeden Sommer Hunderte Pflanzen ohne Blüten oder Früchte identifiziert und Seggen und Torfmoose auseinanderhalten kann, steige ich wohl nicht ganz auf Anfängerniveau ein!

Jetzt muss ich gleich, nein, nach der Arbeit die weißen Madamchens vergleichen! Aber da dürften bei hmf ja auch einige Falsche dabei sein. [/i]

[Gina]

"Victoria" - so heißt die Schöne als Arbeitstitel (warum weiß ich auch nicht mehr so genau - weil sie quasi immer alle Stecklinge überlebt haben und sie sehr zäh ist .....und überhaupt überlebt hat!)
Zu ihrer Herkunft kann Bellis mehr berichten - es ist aber keine Falschlieferung gewesen.
Tuscany/Tuscany superb ist es ganz sicher nicht, wirklich ganz anders (die kleine Victoria steht hier ja auch).
Jedenfalls ist sie wirklich sehr schön!!!

[Bellis]

Ich weiß auch nicht mehr wie sie zu ihrem Arbeitsnamen kam, war glaube ich ein Forumsvorschlag.

Die Herkunft von "Victoria": meine Großmutter hat sie mir damals einfach mit dem Spaten abgestochen. Sie wuchs wurzelecht in ihrem Gemüsebeet und wurde immer radikal auf Kniehöhe eingekürzt. Ungeschnitten erreicht sie aber wesentlich mehr Höhe (160-180cm). Auf die Frage woher die Rose stammt, meinte meine Großmutter, dass sie schon immer in diesem Garten war, schon beim Kauf des Hauses, den wiederum ihre Mutter getätigt hatte. Meine Großmutter wurde 1911 geboren, meine Urgroßmutter 1879. Geheiratet hat sie 1905. Wann das Haus gekauft wurde kann ich leider nicht sagen, die Rose stand aber da bereits schon im Garten. Das besagte Haus steht in einem kleinen Dorf (Mittelfischach), das gehört zur Gemeinde Obersontheim im Kreis Schwäbisch Hall. Manchmal bringen regionale Hinweise ja auch etwas.

(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.02.13, 18:24 von Bellis.)

[sonnenschein]

Das ist ja sehr spannend!
Gina, sag mal, was unterscheidet sie denn von der Tuscany-Sippe? Mit einem Gegenstück zur Abgrenzung ist, finde ich, die Beschreibung immer viel einfacher bzw. genauer.

[Gina]

Bellis - ich war mir nicht mehr sicher - aber dachte innerlich - das war doch eine "die immer schon da war" - und so war das mit dem Namen auch - Victoria - weil sie solange überlebt hat!! (und es mit Ausläufern weiter tut).
UnterschiedeTuscany und "Victoria": Sie sind sozusagen "in live" auf den ersten Blick schon ganz anders, auf Bildern kann es es anders wirken. Allein die Farbe - egal wo "Victoria" steht (sie stand bei mir erst sehr sonnig im Kübel, dann sehr schattig im Beet) - immer dieses sehr bläuliche, eher dunkelpinke, niemals dieses samtige typische Tuscanydunkelrot. Und die Blätter sind anders, nicht spitz zulaufend, sondern vorne abgerundet.