10.06.17, 16:52

Da ist jemand, der jetzt ganz viel positive Energie braucht: Dux. Er wird ab heute mit einem neuen Medikament behandelt und wir hoffen, hoffen, hoffen, dass er es schafft.
Die letzten Tage haben uns beide an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Über Pfingsten hatte Dux jede Nacht einen schweren Anfall. Dann musste ich zur Krebskontrolle, war fast einen ganzen Tag weg, nachts hatte er wieder einen Anfall: das heißt jedes Mal: ab ca 3:30 h - 4:00 h aus dem Schlaf gerissen werden und bis morgens nicht mehr zur Ruhe kommen. Am Morgen hatte er dann noch einen Anfall, schlief den ganzen Tag, hatte in der Nacht wieder einen Anfall und am Tag nochmal drei, konnte nichts mehr sehen, sich kaum noch gelegentlich auf den Beinen halten und sich nicht mehr kontrollieren. Mein Sohn hat darauf bestanden, dass er die folgende Nacht in der Küche verbringt, weil man die leicht reinigen kann und er sich dort nicht verletzen kann, wenn er gesichtslos rumläuft und überall anstößt.
Morgens kamen wir in - ähhh, ... den "Raum", der eigentlich unsere Küche ist. Großputz war angesagt, Hund kam solange raus in den Hof. Ich habe den Boden eingeweicht, Sohn rannte durchs Haus und bemühte sich, die Fenster und Türen strategisch so zu öffnen, dass der Gestank schnell abzog. Während ich zu putzen begann, stellte er fest, dass der Hund draußen in den Kräuterteich gefallen war: "Da kannste das Wasser dann auch gleich wechseln, so verschmiert wie der war!" Und: "Ich lass den jetzt draußen bis Du fertig bist, dann muss er gebadet werden!" Er blieb bei ihm. Ich putzte, bestückte die Waschmaschine mit den gebrauchten Lappen, wischte mit Essig nach, um dem Gestank beizukommen, löste damit die Versiegelung auf den Fliesen und musste sie neu versiegeln - abschnittweise, weil wir uns ja auch noch bewegen mussten. Dann wurde der Hund unter heftigem Protest gebadet, abgerubbelt und trocken gefönt.
Küche sauber, Hund sauber. Hund sucht nach Wasser, bekommt zu trinken: vorne schlabbert er rein, hinten läufts raus. Zum Glück war die Waschmaschine noch nicht eingeschaltet. Noch ´n Lappen. Maschine läuft, Hund schläft. Es waren drei Stunden vergangen, bevor wir frühstücken konnten. Tags darauf (gestern) fast das gleiche Spiel, nur dass wir kurz nach Fünf sowieso aufstehen mussten und der Hund gerade noch rechtzeitig in den Hof getragen werden konnte: kein Großputz.
Heute wieder Großputz mit Baden und Föhnen. Selbst mein Sohn ist es leid.
Wir packen also den Hund ins Auto. Die hintere linke Tür geht nicht auf. Hund wehrt sich. Wir kommen beim Tierarzt an und gleich dran: vom Auto wird Dux direkt ins Behandlungszimmer getragen. "Setzen Sie ihn bitte erst auf den Boden." Er legt sich flach, rappelt sich auf seine vier Beine und stakst orientierungslos durch den Raum. Ich packe ihn auf die Waage, er wird gewogen. "Also, wir probieren das jetzt mal mit einem anderen Medikament!" beschließt der Doktor, zieht ihm einen Maulkorb an und schneidet ihm seine deformierte Kralle. Maulkorb wieder aus. Hund sabbert. Ich bezahle für das Medikament einen Betrag, der mir die Feuchte in die Augen schießen lässt, ab ins Auto. Die Tür streikt immer noch.
"Wir haben kein Brot mehr. Ich muss erst Mehl kaufen, bevor ich neues backen kann. Bleibst Du mit dem Hund im Auto?" frage ich, während ich zu dem Discounter fahre, bei dem ich kürzlich das Dinkelmehl sehr viel preiswerter gesehen habe als anderswo. Meins aus der fränkischen Mühle ist leider verbraucht. Dann kaufe ich schnell 20kg Mehl, Ingwer und Knoblauch für frisches Tqemali, packe das ins Auto und starte. "Fahr bitte beim Baumarkt vorbei. Ich möchte die nächsten Tage die Küche mit Malerpapier auslegen. Das macht weniger Arbeit als morgens drei Stunden putzen," sagt Sohn. Nun ja: in den drei Stunden ist auch das Baden vom Hund drin, aber weniger Schweinerei in der Küche wäre schon schön. Wir holen also Malerpapier. Als wir endlich zuhause sind, der Hund vom Rücksitz geholt ist, lässt sich die Autotür wieder öffnen. - - -
Dux muss nun pünktlich alle 12 Stunden je zwei Tabletten bekommen und sollte nicht mehr als 18 Stunden pro Tag schlafen. Nächste Woche Kontrolltermin. Keine fünf Minuten nach der ersten Tablettengabe legt er sich hin, rollt sich ein und schläft erst mal ´ne Runde. Mit zwei bis drei schweren Anfällen müssen wir in den kommenden Tagen noch rechnen, danach müsste die Langzeitwirkung des Medikaments greifen und er müsste sich erholen - und hoffentlich dann auch wieder sehen können
.Inse

ein Lichtstreifen am Horizont: bislang hatte Dux keinen neuen Anfall mehr und wird zunehmend sicherer beim Laufen. Manchmal wirkt er auch so, als könne er wieder wenigstens schemenhaft etwas sehen. Schön wärs, wenn das Medikament wirklich anschlägt.