07.01.18, 21:10
Hundesuche im Tierheim
Erster Versuch:
Das "heimische" Tierheim: zum Glück für Tiere und Tierheim wenige Hunde, keiner für mich geeignet. - vgl. Grummelstrang.
Zweiter Versuch:
Das Berliner Tierheim in Hohenschönhausen - heute, Sonntag: Gestern habe ich dort im Internet einen Hund gefunden, der mein Herz schneller klopfen ließ: Vermittlungsnummer notiert, Namen, Tierhaus, Adresse, Telefonnummer, Öffnungszeiten. Entsprechend der Vorgehensrichtlinie rufe ich heute früh dort an, frage nach dem Hund, den es erst dort gar nicht geben soll, dann findet er sich doch - nach einer Weile. Dann heißt es, er sei schwierig, ob ich Hundeerfahrung hätte. Interview. Danach: "Kommen Sie bitte möglichst um 13 Uhr, damit Zeit bleibt, um mit dem Hund spazieren zu gehen. Wenn sich das gut macht und Sie das wollen, können Sie den Hund für fünf Tage Gassigehen mitnehmen gegen Kaution, weil Sie ja außerhalb leben. Nach der vereinbarten Zeit wird dann entschieden und Sie kommen nochmal her für den Vertrag."
Hört sich gut an. Ich sage zu und fahre so los, dass ich um 13 Uhr bei Öffnung auf dem Gelände bin, verlaufe mich erst mal ein bißchen, bin um vier Minuten nach 13 Uhr bei der Hunde-Info und werde abgefertigt wie ein Depp. Zunächst denke ich, das liege an einem Mangel an Kommunikation in der Tiervermittlung. Nach viel Suchen finde ich die Box des Hundes, aber nicht den Hund, der 2009 geboren ist und seit 2014 im Tierheim einsitzt. Wieder suche ich jemanden, der zuständig ist: "Der Hund ist bestimmt in seiner Box. Der liegt nur komplett unter seiner Decke." Die Pflegerin kennt Namen und Boxenplatz. Ich folge ihr zu der Box. Der Hund schiebt den Kopf unter seiner Decke hervor: "Der ist müde. Der war schon spazieren und hat gefressen. Der will jetzt schlafen. Der will jetzt auch nicht raus. Dem ist kalt." Sie erklärt mir dann noch, dass ich erst viele Male kommen müsse, damit er sich an mich gewöhnt, erst dann könne man über Anbahnung einer Vermittlung reden. Er sei schwierig, dreht sich um und lässt mich stehen. Der Hund verkriecht sich wieder desinteressiert unter seine Decke.
"Die wolln den woll nich vamiddln!" meint jemand. "Ick deht ma wehrn, wenn ick Sie wär´!" Ich gehe erneut auf die Suche nach einer Pflegerin/einem Pfleger. Die weiß auch sofort, wo der Hund wohnt, dass er schwierig ist, dass ich vielmals zu kommen habe, um ihn zu gewöhnen, bevor man Gassi gehen und eine Vermittlung anbahnen könne und dass er "jetzt schläft", geht aber noch einen Schritt weiter: kommt mit an die Box, ruft ihn ans Gitter. Ich sehe, dass er was am Auge hat: "Ja, da ist er auch in Behandlung, das dauert auch noch." Dann bietet sie mir an, obwohl er dann friere und das nicht mag, ihn ins Auslaufrondell zu sperren, da könne ich ihn dann kurz beim Laufen beobachten, aber nicht nah an ihn ran. Ich schüttele den Kopf: "Unnötig frieren soll er nicht." Schon ist sie weg.
Ein älteres Ehepaar steht nebenan und spricht über einen kleinen weißen Strubbel, an dessen Box deutlich steht, dass es mehrere Bissvorfälle gegeben habe. Der Mann schimpft, das sei alles gelogen, es gebe hier Hunde, die würden schlecht gemacht, weil sie möglichst nicht vermittelt werden sollten - die gefallen hier jemand... Erst denke ich wenig positiv über das verärgerte Gekrittele des Mannes. Dann setzt er Einiges drauf: gerade erst pensionierter Richter am Strafgericht in Moabit, hatte er mehrfach einschlägige "Kundschaft". Sein Hund liegt hier begraben, er besucht ihn zusammen mit seiner Frau mehrfach wöchentlich und geht dann immer durch die Hundehäuser auf der nicht sehr intensiven Suche nach einem neuen Hund. Dann gibt er mir einen wirklich ernst gemeinten Rat: "Wenn Sie einen Hund aus dem Tierheim wollen, dann müssen Sie nach Westdeutschland fahren. Hier wird das nichts. Geht uns auch so."
Wir verlassen das Hundehaus und gehen getrennte Wege. Ich denke nach: die haben um die 250 Hunde, herumgelaufen ist eine kleine handvoll Pfleger: vier habe ich entdeckt. Besucher gabs bestimmt mehr als Hunde hier untergebracht sind. Es war laut, eng, trubelig - und alle Pfleger wussten sofort, wo dieser Hund wohnt, dass er schwierig ist, dass die Hürden für die Vermittlung sehr hoch gelegt sind, etc. etc. Merkwürdig. Allerdings liegen die Hürden bei vielen Hunden so hoch. Aber gerade deshalb ist es schon komisch, wenn alle über diesen einen Hund so auf Anhieb Bescheid wissen, denke ich. Es gab da noch einen anderen Hund, den ich gerne kennen gelernt hätte: einen dreibeinigen Schäferhund - aber den habe ich in keiner Box entdeckt und dann nicht mehr den Mut gehabt, danach zu fragen, wäre vermutlich auch sinnlos. Ab ins Auto und nach Hause.
Es heißt, im Umland westlich würde gerade noch ein Tierheim aufgebaut. Das werde ich nun mal genauer recherchieren und was Potsdam zu bieten hat, auch. Aber wahrscheinlich sieht man sich gescheiter auf anderen "Angebotsmärkten" um. Vielleicht funktioniert ja auch die Buschtrommel...
Übrigens: dieses Tierheim war näher, als das andere. Insgesamt bin ich jetzt 186km auf Hundesuche gefahren - vergebens.
Inse
Erster Versuch:
Das "heimische" Tierheim: zum Glück für Tiere und Tierheim wenige Hunde, keiner für mich geeignet. - vgl. Grummelstrang.
Zweiter Versuch:
Das Berliner Tierheim in Hohenschönhausen - heute, Sonntag: Gestern habe ich dort im Internet einen Hund gefunden, der mein Herz schneller klopfen ließ: Vermittlungsnummer notiert, Namen, Tierhaus, Adresse, Telefonnummer, Öffnungszeiten. Entsprechend der Vorgehensrichtlinie rufe ich heute früh dort an, frage nach dem Hund, den es erst dort gar nicht geben soll, dann findet er sich doch - nach einer Weile. Dann heißt es, er sei schwierig, ob ich Hundeerfahrung hätte. Interview. Danach: "Kommen Sie bitte möglichst um 13 Uhr, damit Zeit bleibt, um mit dem Hund spazieren zu gehen. Wenn sich das gut macht und Sie das wollen, können Sie den Hund für fünf Tage Gassigehen mitnehmen gegen Kaution, weil Sie ja außerhalb leben. Nach der vereinbarten Zeit wird dann entschieden und Sie kommen nochmal her für den Vertrag."
Hört sich gut an. Ich sage zu und fahre so los, dass ich um 13 Uhr bei Öffnung auf dem Gelände bin, verlaufe mich erst mal ein bißchen, bin um vier Minuten nach 13 Uhr bei der Hunde-Info und werde abgefertigt wie ein Depp. Zunächst denke ich, das liege an einem Mangel an Kommunikation in der Tiervermittlung. Nach viel Suchen finde ich die Box des Hundes, aber nicht den Hund, der 2009 geboren ist und seit 2014 im Tierheim einsitzt. Wieder suche ich jemanden, der zuständig ist: "Der Hund ist bestimmt in seiner Box. Der liegt nur komplett unter seiner Decke." Die Pflegerin kennt Namen und Boxenplatz. Ich folge ihr zu der Box. Der Hund schiebt den Kopf unter seiner Decke hervor: "Der ist müde. Der war schon spazieren und hat gefressen. Der will jetzt schlafen. Der will jetzt auch nicht raus. Dem ist kalt." Sie erklärt mir dann noch, dass ich erst viele Male kommen müsse, damit er sich an mich gewöhnt, erst dann könne man über Anbahnung einer Vermittlung reden. Er sei schwierig, dreht sich um und lässt mich stehen. Der Hund verkriecht sich wieder desinteressiert unter seine Decke.
"Die wolln den woll nich vamiddln!" meint jemand. "Ick deht ma wehrn, wenn ick Sie wär´!" Ich gehe erneut auf die Suche nach einer Pflegerin/einem Pfleger. Die weiß auch sofort, wo der Hund wohnt, dass er schwierig ist, dass ich vielmals zu kommen habe, um ihn zu gewöhnen, bevor man Gassi gehen und eine Vermittlung anbahnen könne und dass er "jetzt schläft", geht aber noch einen Schritt weiter: kommt mit an die Box, ruft ihn ans Gitter. Ich sehe, dass er was am Auge hat: "Ja, da ist er auch in Behandlung, das dauert auch noch." Dann bietet sie mir an, obwohl er dann friere und das nicht mag, ihn ins Auslaufrondell zu sperren, da könne ich ihn dann kurz beim Laufen beobachten, aber nicht nah an ihn ran. Ich schüttele den Kopf: "Unnötig frieren soll er nicht." Schon ist sie weg.
Ein älteres Ehepaar steht nebenan und spricht über einen kleinen weißen Strubbel, an dessen Box deutlich steht, dass es mehrere Bissvorfälle gegeben habe. Der Mann schimpft, das sei alles gelogen, es gebe hier Hunde, die würden schlecht gemacht, weil sie möglichst nicht vermittelt werden sollten - die gefallen hier jemand... Erst denke ich wenig positiv über das verärgerte Gekrittele des Mannes. Dann setzt er Einiges drauf: gerade erst pensionierter Richter am Strafgericht in Moabit, hatte er mehrfach einschlägige "Kundschaft". Sein Hund liegt hier begraben, er besucht ihn zusammen mit seiner Frau mehrfach wöchentlich und geht dann immer durch die Hundehäuser auf der nicht sehr intensiven Suche nach einem neuen Hund. Dann gibt er mir einen wirklich ernst gemeinten Rat: "Wenn Sie einen Hund aus dem Tierheim wollen, dann müssen Sie nach Westdeutschland fahren. Hier wird das nichts. Geht uns auch so."
Wir verlassen das Hundehaus und gehen getrennte Wege. Ich denke nach: die haben um die 250 Hunde, herumgelaufen ist eine kleine handvoll Pfleger: vier habe ich entdeckt. Besucher gabs bestimmt mehr als Hunde hier untergebracht sind. Es war laut, eng, trubelig - und alle Pfleger wussten sofort, wo dieser Hund wohnt, dass er schwierig ist, dass die Hürden für die Vermittlung sehr hoch gelegt sind, etc. etc. Merkwürdig. Allerdings liegen die Hürden bei vielen Hunden so hoch. Aber gerade deshalb ist es schon komisch, wenn alle über diesen einen Hund so auf Anhieb Bescheid wissen, denke ich. Es gab da noch einen anderen Hund, den ich gerne kennen gelernt hätte: einen dreibeinigen Schäferhund - aber den habe ich in keiner Box entdeckt und dann nicht mehr den Mut gehabt, danach zu fragen, wäre vermutlich auch sinnlos. Ab ins Auto und nach Hause.
Es heißt, im Umland westlich würde gerade noch ein Tierheim aufgebaut. Das werde ich nun mal genauer recherchieren und was Potsdam zu bieten hat, auch. Aber wahrscheinlich sieht man sich gescheiter auf anderen "Angebotsmärkten" um. Vielleicht funktioniert ja auch die Buschtrommel...
Übrigens: dieses Tierheim war näher, als das andere. Insgesamt bin ich jetzt 186km auf Hundesuche gefahren - vergebens.
Inse